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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0222

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206

Vaterstadt und zog nach München, nachdem seinen fünf
Kindern die Kupferstechers-Wittwe Katharina Wolf von
Nürnberg zur zweiten Mutter geworden.

Seit dem 3. Oktober 1839 lebt Klein in München,
noch jetzt in hohem Greisenalter geistig frisch und seiner
Kunst treu ergeben.

Klein's Gemälde sind in den bedeutendsten öffentlichen
und Privat-Kunstsammlungen Deutschlands zerstreut, viele
derselben verschafften dem Künstler auch außerhalb der
Grenzen unsers Vaterlandes einen geachteten Namen. Es
sind Thierstücke und Genrebilder. Uebcrall begegnen wir
derselben genauen Kenntniß der Natur der Hausthiere,
insbesondere des Pferdes in seinen verschiedenen Nacen.
Nicht minder entsprechen seine menschlichen Figuren durch
scharfe Charakteristik. Die Motive seiner Kompositionen
sind meist sehr glücklich gewählt, anspruchslos gegeben
und voll innerer Wahrheit. Seine Ausführung ist äußerst
sorgfältig und bis in die Einzelnheiten mit gleicher Liebe
verfolgt. Daß er in seinen alten Tagen sich nicht der
neuen Richtung zuwendete, wird ihm kein Billigdenkender
verübeln. Der Schwerpunkt seiner Gemälde liegt stets
in der richtigen und gewissenhaften Zeichnung. Als seine
hervorragendsten Arbeiten nennt man den „Schiffszug auf
der Donau", die „Scene ans dem Jahrmarkt zu Berchtes-
gaden", den „Halt vor der Osterie zu Tivoli", das „Ochsen-
gespann in der römischen Campagna" u. A.

Am meisten zu des Künstlers wohlverdientem Ruhme
trugen indeß seine zahlreiche Radirunge» bei. Die Klar-
heit und Schärfe, mit welcher er in ihnen die Eigenthüm-

lichkeitcn der verschiedensten Nationalitäten wiederzugeben,
die Genauigkeit und bezeichnende Charakteristik, mit welcher
er Pferde, Hunde, Schaafe, Rinder, Esel und andere Haus-
thiere nach der Verschiedenheit ihrer Racen und in den
ungesuchtesten und natürlichsten Stellungen vorzuführen,
die passende Art und Weise, mit welcher er Hauptdarstellung
und landschaftliches Beiwerk zu verbinden und die Gewandt-
heit, mit welcher er seinen kleinsten Landschaftsbildern das
Gepräge ihres Landes aufzudrücken wußte, dies Alles be-
rechtigt, Klein's Radirungen den besten Arbeiten der
Niederländer gleich zu stellen.

Leider sind mehrere, zum Theil sehr werthvollc Platten
verloren gegangen, so daß fast keine Samnilnng sich der
Vollständigkeit der Klein'schcn Blätter rühmen darf; mei-
nes Wissens kann nur seine eigene als vollständig bezeichnet
werden. Selbe ist erst kürzlich in eine dritte Hand über-
gegangen. Im Jahre 1853 ist bei Ebner und Seubert
ein Verzeichniß der von ihm radirten Blätter erschienen,
das Sammlern sehr wünschenswertst war. Noch in den
letzten Tagen (Frühling 1862) griff der greise Künstler
noch einmal zur Nadel und bereicherte seine Sammlung
um zwei Blätter, welche nichts weniger als das Alter
desselben verrathen.

Klein ward am 1. März 1833 durch die k. preußische
Akademie der Künste in Berlin zu ihrem ordentlichen Mit-
gliede ernannt. Das blieb die einzige äußere Auszeichnung
eines Künstlers, dessen zahlreiche und gediegene Werke für
so viele andre zu einer wahren FMidgrube von Motiven
und Details geworden sind. ^

Korrespondenzen.

tt Hamburg, Ende Juni. (Kunstausstellung IX.
Schluß.) Wir fassen in diesem Bericht noch einige be-
merkenswerthe Bilder zusammen. — Die „mittelalterlichen
Kriegslcute", welche die Schätze eines alten Juden aufspü-
ren und in den, Kellergewölbe eine versenkte Kiste mit
Geld und Kostbarkeiten vorfinden, von CH. M. Webb
in Düsseldorf, ziehen durch ihre geschickte Ausführung den
Blick auf sich. — Auch das Jagdstück, „der beendete Trieb,"
von F. Gauermaun in Wien befriedigt den Blick der
Jagdliebhaber durch gelungene Auffassung nnd lebendige
Wiedergabe der in einer wildromantischen Gegend vorher-
gehenden Scene. Das Bild zeichnet sich durch Klarheit,
und Lebendigkeit aus. — Ein ganz kleines Seebild von
And. Achenbach in Düsseldorf zeigte ebenfalls einen
Moment des empörten Elements: das wie ein Federball
hin und her geworfene Schiffchen wird unaufhörlich mit
schäumenden Sturzseen überdeckt. Das Bild ist mit ge-
wohnter Meisterschaft ausgeführt. — Bo» dem bereits er-
wähnten A. Wahlberg in Düsseldorf ist „die schwedische
Küste" ein schönes Motiv bei äußerst wirksamer Beleuch-
tung: die weite Perspecktive des gekräuselten Meeres ist
überaus gelungen, dagegen will uns der plätschernde Wel-
lenschlag ganz im Vordergründe nicht behagen, denn das
Element am Ufer ist in Folge der übermäßig aufgesetzten
Lichter nicht recht durchsichtig.

An Portraits gewahrten wir einige, die sich durch
eine ungemeine Aehnlichkeit Hervorthun. Das erste ist das
des Herrn Senator G. C. Lorenz Meyer in seiner Amts-
tracht von Ehr. C. Magnussen, wobei dem trefflichen
Künstler Liebe und Verehrung die sichersten Führer seines
Pinsels waren. Das zweite ist von H. Steinfurth und
stellt einen ältlichen, uns nicht unbekannten Herrn in frap-
panter Aehnlichkeit dar, ebenso, wie uns däncht, ein männ-

liches Konterfei von C. Eibe hieselbst. Derselbe Künst-
ler hat anck ein weibliches Portrait geliefert. — Zum
Schlüsse der Ausstellung hat Louis Asher noch ein wohl-
gelungenes Portrait des Frl. Spohr als „Margarethe" in
in der Gounodschen Oper „Faust" geliefert. Es ist dem
bewährten Künstler sehr glücklich gelungen, all den un-
schuldigen Liebreitz aufzufassen und sehr angenehm wieder-
zugeben, den die junge, talentvolle Künstlerin schon so
oft zur lebhaftesten Befriedigung deS Publikums zur An-
schauung zu bringen verstand. Das Gemälde ist übri-
gens, zumal in seinem Beiwerk, noch nicht vollendet.

Eine ziemliche Anzahl sehr werthvoller Gemälde, welche
der Bremer Kunstverein für seine diesjährige Berloosung
angekauft, war in den letzten Tagen ebenfalls zur An-
schauung gebracht worden. Es befanden sich darunter
„Ansicht auf die Nordsee" mit Fischerfahrzeugen von W.
Gruyter jun. in Amsterdam, „Portal der Kirche St. Ana-
stasio" und die „Grabmäler der Grafen Castelbarco in
Verona" von Fr. Eibner in München, „Norwegischer
Wasserfall" von H. Herzog in Düsseldorf, „Stadt-Ansicht"
von A. Eversen in Amsterdam, „Ansicht vom Niederrhein
beim Mondschein" von Georg Saal in Baden rc. —
Unter den Aquarellen im Vorzimmer befanden sich einige
vorzügliche. Die beiden Ruincngemälde ans Griechenland:
„Akrokorinth" und „die Akropolis von Athen" von Louis
Spangcnberg in Berlin hatten ihrer Vorzüglichkeit
wegen gleich in den ersten Tagen der Ausstellung einen
Käufer gefunden. — Auch Th. Kot sch in Karlsruhe
zeigte fünf Aquarellen, die recht hübsche Motive veranschau-
lichten, namentlich die „Partie aus Schwaben." — Der „Mond-
schein" von Karl Adloff in Düsseldorf war ein niedlich
Bildchen und die vier Aquarellen von Fr. Hünten hier-
selbst erregten mannigfaches Jnterresse. — In den letzten
 
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