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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0224

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fest genug, damit auf den Stirnmanern später die pro-
jektirten Kolonnaden errichtet werden können, die sich an
Len Portikus des Universitätsbaues anschließen sollen.
Es ist bis zum 20. noch gar viel zu thun, an welchem
die osficielle Feier stattfinden soll. Nach einem Gottes-
dienst im Dom wird die Festvcrsammlung von dem alten
Albertinum Abschied nehmen und sich in einem langen
glänzenden Zuge, voran Se. Kgl. Hoh. der Kronprinz
als Rector magnificentissimus, nach dem neuen Wohnsitz
unserer heimathlichen Musen begeben. Dann ofsiciellcs
und gleichzeitig ein Subskriptionsdiner. Abends Koncert
der Studirende» im v. Borck'schen Garten. Am näch-
sten Tage Akt in der neuen Aula und Verkündigung der
Ehrenpromotionen, Nachmittags eine Spazierfahrt per
Dampfer, Abends allgemeiner Kommers.

Die im vorige» Jahre in Aussicht genommene Ein-
weihung der Kantstatne muß, wie Sic bereits mitthcil-
ten, noch unterbleiben, da das im Müller'schen Atelier
in Berlin zu fertigende Granitpiedestal noch immer nicht
fertig ist. Der Festzug wird also seinen Weg vor der
leeren Nische in der Kantstraße vorüber nehmen, die zur
Aufnahme des Denkmals längst hergerichtet ist. Dagegen
wird zur Zeit des Universitätsfestes das neue Bran-
denburger und das Stein da mm er Thor, Theile
des Festungsbaues, dem öffentlichen Verkehr übergeben
werden. — In Kurzem steht auch die Eröffnung dcS von
A. Wollersdorf neu errichteten Sommertheaters auf
dem Tragheim bevor, das mit Bewilligung des Königs
„Wilhelnistheater" heißen wird. Der Bau ist anscheinend
durch Nichts ausgezeichnet.

Bei Gelegenheit der Krönung mußte die Treppe im
Innern des kleinen Thurms erneuert werden, der die Ein-
gänge zu mehreren Räumen des Königlichen Schlosses,
unter andern zum „Moskowitersaal", enthält. Der Thurm
zeigte arge Risse und drohte ein Ende, wie der (ebenfalls
ca. 1590 erbaute und 1815 abgebrochene) auf der Süd-
seite, ihm gegenüber, nehmen zu wollen. Man ist jetzt
beschäftigt, ihm wieder Festigkeit zu geben und hat die
Gelegenheit benutzt, in diesem Winkel noch etwas Spät-
gothik am Geländer der neuen Vortreppe und an den
Strebebögen anzubringen, mit denen der Thurm gestützt
ist. Sonach möchte die Musterkarte der Baustile von vier
Jahrhunderten vollständig sein, als welche das Schloß in
seiner jetzigen Gestalt sich präsentirt. Auf dem zuni Pfei-
ler verlängerten Geländerpfosten präsentirt sich seit dem
Krönungstage eine Broncestatuette Friedrichs des
Eisernen von H. Stürmer, die an jener Stelle einen
besonders kleinlichen Eindruck macht. Im Ensemble mit
den am Krönungstage ausgestellten Statuen Königs Frie-
drich I. und Herzog Albrcchts, die längst entfernt sind,
sollte der eiserne Kurfürst, der dem deutschen Orden die
Neumark durch Kauf abgewann, an die Hauptbeziehnngen
der Hohcnzollern zu dem alten Ordenslande Preuße» er-
innern. Jetzt muß er das allein thun.

Der alte Universitätsbau, 1543 errichtet und zum Theil
aus dem Leibgedinge der Herzogin Dorothea (ch 1547)
erweitert, wird trotz seiner Baufälligkeit erhalten und
zunächst von dein KneiphLfischen Gymnasium als Schul-
gebäude benutzt werden. Der Bischofshof daneben, für
Georg von Polcnz einst zur Amtswohnung hergerichtet
(der Bischof hatte das Amt Belge inne und lebte dort)
und von den evangelischen Bischöfen Samlands nochmals
benutzt, wird abgebrochen werden. In erweiterten Di-
mensionen wird an seiner Stelle ein Gebäude errichtet
werden, das dem Generalsuperintendenten der Provinz
und dem Hofprediger der Schloßkirchc zur Wohnung die-
nen soll.

□ Düsseldorf, 25. Juni 1862. (Malkasten.) I»
der verflossenen Woche waren im Wintcrlokal des „Mal-
kastens" die an die Bau-Kommission eingegangenen Pläne
zu dem im Jacoby - Garten zu bauenden Hause für die

Mitglieder ausgestellt. Es fielen unter denselben besonders
drei, welche durch dasselbe Motto: „Beharrlich und treu"
als Arbeiten eines Verfassers bezeichnet waren, durch ihre
architektonische Schönheit in's Auge und einen derselben
hatte denn auch die Kommission einstimmig für den besten
erklärt und als solchen gekrönt. In einer General-Ver-
sammlung am 20. d. erstattete sie ihren Bericht an die
Gesellschaft und erfolgte hierauf die Eröffnung des dem
obigen Plane beigegebenen Schreibens. Es ergab sich als
Verfasser der Baumeister und Lehrer an der Bau- und
Gewerbeschule in Breslau, Herr Carl Lüdecke, dem so-
fort von der Versammlung ein Hoch gebracht wurde. Die
Kommission stellte ferner den Antrag, daß die Gesellschaft
den Bau nach diesem Plane mit einigen durch die Ver-
hältnisse gebotenen Abänderungen ausführen lassen möge;
dieß wurde denn auch angenommen und wird mit dem
Bau baldmöglichst begonnen werden. Das Gebäude wird,
wie schon früher bestimmt war, am Eingang des Jacoby-
Gartens zu stehen kommen und seine Fayade dem Garten
zukehren. Das alte Jacoby'sche Haus, dicht an das neu
zu bauende anstoßend, wird fast unverändert stehen bleiben
und zu Wirthschaftsrännien und Anderem benutzt werden
können. Der gute Geist, der im „Malkasten" lebt, der
Geist der Einmüthigkeit, der ihn schon so manches Schöne
zu Stande bringen ließ, hat sich bei dieser Gelegenheit
wieder glänzend bewährt. So einig die Mitglieder des
Vereins waren in der Bewunderung der architektonischen
Schönheit des gekrönten Planes, so schroff standen sich
die Ansichten in Bezug auf die Zweckmäßigkeit des Grund-
risses gegenüber, und wenn ein Fremder die hierüber in der
letzten Zeit geführten Debatten gehört hätte, so hätte er
sicherlich eine Spaltung der Gesellschaft für unvermeidlich
gehalten. Und kaum war der angeführte Beschluß gefaßt,
so waren selbst Solche, die zu seinen heftigsten Gegnern
gezählt hatten, nur darauf bedacht, wie er am besten in's
Werk zu setzen und zu fördern wäre. So lauge der „Mal-
kasten" sich diesen Geist bewahrt, wird ihm Alles möglich
sein und die Beschaffung der zum Bau noch weiter erfor-
derlichen Mittel wird sich mit Leichtigkeit finden.

K. Kassel, 30. Juni. Die Ausstellung des „Vereins
für bildende Kunst" erfreut sich im gegenwärtigen Augen-
blicke eines starken Besuches, indem Schirmer's „biblische
Landschaften", welche seit einigen Tagen ausgestellt worden
sind, einen mächtigen Reiz auf das Publikum ausüben.
Da dieselben in Ihrem Blatte bereits eine sehr gründ-
liche und gediegene Besprechung erfahren haben, so glaube
ich mich einer jeden weiteren Schilderung und Kritik die-
ser trefflichen Kunstwerke enthalten zu können. Nächst
ihnen fesseln die Aufmerksamkeit der Bcsucker der Aus-
stellung vornehmlich drei Kopien Naphacl'schcr Bilder,
sowie die einer Murillo'schen „Madonna" und einer
„Pieta" von Fra Bartolommeo, sämmtlich von Jhlüc
in Frankfurt, welche sich durch Treue und Fleiß in der
Wiedergabe des Gesammteindrncks, gleichwie des Aus-
drucks und durch Weiche und Harmonie der Färbung
auszeichnen. In den Kopien der „Grablegung", der
„Madonna von Loreto" und der „Verklärung Christi" be-
kundet Jh lee ein besonderes Talent in der Reproduction
derEigenthümlichkeiten Raphael's. —„DerGroßmutterTrost"
ist ein äußerst feines und sorgfältig dnrchgeführtes Bild
von der Hand der talentvollen Künstlerin H. v. Reck zu
Karlsruhe, auf welches ich Sic namentlich dcßwegen
anfnierksam mache, weil dasselbe dem Vernehmen nach von
hier seinen Weg nach Berlin nehmen wird. — „Der Groß-
mutter Geburtstag" von Antonie Volkmar war leider
nur kurze Zeit ansgestellt, das Bild hat wegen der Innig-
keit seines Ausdruckes allgemein gefallen. — Deykcr's
„Schleichender Fuchs" gehört wegen der Lebendigkeit der
Auffassung zu den besten Thierstücken, welche wir hier ge-
sehen haben. — Von Professor Niessen in Weimar sahen
wir eine „Salome Herodias" und eine Reihe von Stu-
 
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