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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0318

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302

Der greife Feldherr nahm den Künstler auf das Freund-
lichste auf. Die Beziehungen Beider, welche nian in der
Thal freundschaftliche nennen darf, verschafften Adam
eine Fülle vvn Material für seine Portefeuilles, und der
betagte Künstler fühlte sich beim Schaffen wieder verjüngt.
Mit reicher Ausbeute kehrte er im November desselben
Jahres nach München zurück mit dem feste» Vorsatze, nach-
dem er einst durch äußere Verhältnisse gezwungen gewesen,
so viel für die Verherrlichung der französischen Waffen
zu thun, von nun an nur noch deutsche Kriegsthaten dar-
zustellen. Und er hielt treulich Wort. Noch zweimal kehrte
er in die Lombardei zurück (1850 und 1852), und als
Früchte dieser Reisen finden wir theils in der kaiserlichen
Burg zu Wien, theils in der neuen Pinakothek zu Mün-
chen die trefflichen Bilder: „Radetzky, umgeben von seinem
Generalstab", „Julius Graf von Clam-Gallas bei Cu-
stozza", „die Schlachten von Novara", (zweimal gemalt)
„Custozza" und „Sta. Lucia."

Ein weiterer Auftrag des Kaisers Franz Josef führte
ihn im Jahre 1853 in Begleitung seines Sohnes Franz
auf die Schlachtfelder von Raab, TemeSwar, Comorn
u. f. w., wo er mit unermüdlichem Eifer Studien zu den
Bildern sammelte, in welchen er die dortigen Kämpfe
meisterhaft schilderte. Diese Gemälde befinden sich sämmt-
lich im Besitze des Kaisers und gereichen seinen Samm-
lungen zur besonderen Zierde. Auch sei» schönes Gemälde:
„Die Schlacht an den Düppler Schanzen" in der neuen
Pinakothek zu München, fällt seiner Entstehungszeit nach
in diese Periode.

Seinem Vorsatze getreu, nur noch deutsche Waffen
durch seinen Pinsel zu verherrlichen, schloß der greise Künst-
ler seine Thätigkeit mit einem Gemälde, welches den
letzten entscheidenden Moment der „Schlacht bei Zorndorf"
behandelt. Es war zugleich das größte, das er je ge-
malt, 20 Fuß lang und ohne Zweifel ein doppelt großes
Unternehmen für einen Man» von 74 Jahren. Der Kö-
nig Maximilian von Bayern hatte ihm den Auftrag hierzu
ertheilt und es für das noch im Bau begriffene Maximi-
lianeum bestimmt. Adam ging mit dem Feuereifer eines
Jünglings daran, der zum erstenmale die Arena betritt,
und vollendete sein Werk, noch ehe zwei Jahre abgelaufen
waren. Es war, als ob er befürchtete, die Kräfte möchten
vor der Vollendung erlahmen. War auch sein Geist noch
jugendfrisch, körperlich fühlte er sich ntiib’ und müder, und
als er mit dem Beginn des Jahres 1862 Pinsel und Pa-
lette niederlegte, da war es seinen Freunden klar, daß der
liebenswürdige Künstler fortan sich zur Ruhe begeben
müffe. Die ungetheilte Anerkennung seiner Kunstgenossen
und aller Kenner lohnte sein letztes Werk wie kaum in so
hohem Grade ein früheres.

Seit mehreren Monaten fesselte ihn ein schmerzliches
Leiden an sein Zimmer, und vierzehn Tage vor seinem

Tode sprach er zum letztenmale seine Gattin, die ihrerseits
durch eine lang andauernde Krankheit im andern Flügel des
Hauses an's Bett gefesselt war. Er, der auf hundert Schlacht-
feldern dem Tod in allen Gestalten begegnet war, sah ihn
mit der Ruhe des Weisen herankommen. Als ein Mo-
ment das Todesröcheln aufhörte, ermahnte er seine an
seinem Lager sitzenden Töchter, die in Thränen zerflossen,
mit freundlichen Trostworten, indem er beifügte, es wäre
bald vorüber. Groß, wie er gelebt, ging er denn auch
am 28. August 1862 Abends 5 Uhr hinüber. Drei Tage
vorher halte er noch lebhaft bedauert, der Enthüllung des
Ludwigsmonuments nicht beiwohnen zu können, und for-
derte seine Söhne, die nicht von dem Kranken weichen
wollten, dringend auf, seinem hohen Gönner ihre Huldi-
digung darzubringen. Kurz vor seinem Tode noch sorgte
er dafür, daß sein Tod sofort dem in der Pfalz abwesen-
den ftBtiige Ludwig angezeigt würde, der ihm besonders
gnädig gewogen war.

So starb Albrecht Adam, ein ausgezeichneter Künst-
ler, ein untadelhafter Charakter, ein guter Patriot, ein
treuer Freund, thätig bis zum letzten Augenblick, ein ächter
Priester seiner Kunst, umgeben von seinen Kindern und
Enkeln. —

Seine Brust schmückte der baierische Maximiliansorden
für Kunst und Wissenschaft, der baierische Verdienstorden
vom heiligen Michael, der österreichische Franz-Joseph-
Orden und der preußische rothe Adler-Orden dritter Klasse.
Er war Mitglied der baierische» Akademie der bildenden
Künste und königl. baierischer Hofmaler.

Die Kunst fand zu allen Zeiten eifrige Pflege in seinem
Hause. Wie einst sein Bruder Heinrich seinem Beispiele
gefolgt, so thaten es später seine Söhne Benno, Franz und
Eugen; alle folgten dem Beruf des Vaters und er-
freuen sich bereits seit längerer Zeit, der erste als Thier-
maler, der zweite als Schlachten- und Pferdemaler, der
dritte im Genre und ganz besonders im Gebiete militäri-
scher Malerei einer hervorragenden Stellung unter den
Künstlern der Gegenwart.

Der Lorbeerkranz, den der badensche Hofmaler Theodor
Dietz, sein Kunstgenosse im engeren Sinne des Wortes,
ans seinen Sarg niederlegte, wurde nie einem Würdigeren
gewidmet.

Aus allen Arbeiten Albrecht Adam's leuchtet ein
tiefeingehendes praktisches Berständniß des Dargestellten
hervor. Alles ist bis in's kleinste Detail gewissenhaft
genau, nirgends die Wahrheit dem Effekte geopfert. Je-
des seiner Bilder erscheint als ein Stück Leben; nichts ist
unbedeutend und zufällig, der Eindruck der Wirklichkeit
überall schlagend. Seine Episoden wußte er mit stannens-
werther Geschicklichkeit dem Ganzen unterzuordnen und
doch durch jede wieder den Beschauer zu fesseln und mit
in die Situation zu versetzen.

Korrespondenzen.

fl- Weimar, Ans. Septbr. (Ausstellung im Logen- Pflicht scheint, als sie nicht nur für unser hiesiges Kunstle-
saale). Gelegentllch des ijier abgehaltenen Volkswirt!)- ben, ob es gleich sehr einseitig vertreten war, von dem

schaftlichen Kongreffes war in, hiesigen Logensaale eine größten Interesse ist, sondern auch zu den erfreulichsten und

Ausstellung von Oelbildern, Aquarellen, Cartcns rc. ver- erhebendsten Erscheinungen der gesammten Kunst der Ge-

anstaltet, deren in diesen Blättern zu gedenken es um so mehr genwart gehört. Wenn unter einigen vierzig Werken hie-
 
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