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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0367

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351

der das hübsche Motiv darstellt, wie eines Malers Bube
im Atelier des Vaters Landschaft mit rothen Pinsel-
strichen beklext und der erschrockene Vater ihn dabei er-
tappt. Auch in der Landschaft und in der Marine hat
Schweden einige nicht unbedeutende Maler aufzuweisen,
z. B. den auch in Deutschland bekannten Marcus Lar-
ßon, unter dessen Bildern einige sich von der sonst wohl
bei ihm bemerkten Hascherei nach Lichteffekten frei halten.
Wohl das schönste ist seine „Küste von Bohusland in
Schweden." (Schluß folgt.)

>lr. Brescia, im Oktober. (Die neuen Bauten
im Camposanto.) Brescia ist zwar nur eine Provin-
zial-Stadt von etwa 40,000 Seelen, besitzt aber einen
regen Kunstsinn. Namentlich geben die Pracht-Bauten,
welche jetzt auf dem neuen Kirchhofe ausgeführt werden,
einen Beweis dafür, daß hier nicht nur sehr reiche Leute
leben, sondern daß sie auch ihren Reichthum auf würdige
Weise zu verwenden wissen. Das hiesige Camposanto ist
ein sehr geräumiger, außerhalb der Stadt gelegener Todten-
acker, der nach und nach mit ebenso geschmackvollen wie
prachtvollen Säulenhallen umgeben wird, die nach gemein-
schaftlichem Plane zugleich als Erbbegräbniffe benutzt wer-
den, wodurch zum Theil die Kosten des Ganzen gedeckt
werden. Den Haupteingang bildet eine herrliche Rotunde
mit einem Altar, worauf ein Engel der Auferstehung in
Marmor steht. In den bereits fertigen Hallen sind schon
sehr viele, zum Theil von den ersten Künstlern hcrrührenden
sehr geschmackvollen Denkmäler aufgestellt. In der Mitte
des großartigen, im Bau begriffenen Rundbaues erhebt
sich das den Tobten im Allgemeinen errichteten Denkmal,
eine Säule von Marmor, in der man bis zur Laterne
aufsteigen kann, mit einem Unterbau, wie die Juli-Säule
in Paris, in welchem sich das Denkmal des Künstlers be-

findet, der den Plan zu diesem großen Kirchhofe gemacht
hat. Es ist dies der vor einigen Jahren verstorbene R u -
dolf Vantini. Die Stadt hat ihm hier ihre Dankbar-
keit bewiesen. Allein er hat sie auch verdient; denn in
dem Halbkreise vor de'kn Camposanto, ebenfalls von Denk-
mälern umgeben, hat er in drei prachtvollen Gruppen den
Künstlern der Stadt Brescia seinen Vorgängern ein treff-
liches Denkmal auf seine Kosten errichtet. Außerdem hat
die Stadt in einer Kuppel die „Muse der Geschichte" in
einem herrlichen Marmorbildwerke ausgestellt, welche nach
Gemeindebeschluß die Namen der um die Stadt sich ver-
dient machenden Männern verzeichnet soll. Jetzt ist erst
einer darauf eingemeißelt.

Wo, wie hier, die reichen Leute so viel ans die Kunst
verwende», ist es nicht zu verwundern, daß auch viele Künst-
ler vorhanden sind. Der Graf Tosi schenkte seiner Va-
terstadt seinen Pallast mit seiner herrlichen, den Künstlern
und Touristen wohl bekannten Gemäldegalerie. Napo-
leon III. hatte bei seiner Anwesenheit in Brescia im Jahre
1859 gewünscht, die hier 1821 ausgegrabeue Victoria ab-
formen zu taffen, unb schenkte dafür der Stadt zwei reiche
Vasen von Severs, ivelche in der Galerie aufgestellt
werden. Außer dieser städtischen Sammlung worin sich
besonders bedeutende Gemälde neuerer Künstler befinden,
besitzt die Stadt Brescia auch noch ein Antiken-Museum,
zu dessen Gründung die Auffindung jener antiken Victoria
Veranlassung gegeben hat. Sie wurde zufällig bei einem
Bau ausgegraben, dessen Vorarbeiten Ueberreste eines sehr
umfangreichen alten Tempels zu Tage förderten. Diese
Victoria von Bronce, der nur die Spitze eines Flügels
fehlt, ist eine der schönsten und am besten erhaltensten klas-
sischen Broncc-Statuen. Das Museum wurde auf dem
noch zum Theil erhaltenen antiken Fundamente erbaut
und der alte Marmor-Fuß-Boden benutzt.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Neuesten Nachrichten zufolge ist Prof. Ed.
Hildebrandt auf seiner Reise nach Ostasien über Triest
und Malta glücklich in Kairo angelangt, von wo er sich
demnächst über die Landenge von Suez nach Bombay be-
geben wollte.

— - Wären wir nicht mit andern wichtigen Dingen
allzusehr beschäftigt, so würden wir dem Schönau'schen
ästhetischen Sparofen, der trotz aller Warnungen wieder
die Reklamtrompete in die Hand nehmen zu wollen scheint,
einige Worte widmen. Doch aufgcschoben ist nicht aufge-
hoben! — Zweierlei nur scheint uns dabei unbegreiflich; nicht
etwa, daß man für 12Thlr. eist „Oelgemälde in Goldrahmen"
gewinnen muß (das Kunststück ist leicht, denn Geschwindigkeit
ist bekanntlich auch imMalen keineHexerei, und der Kunstwerth
dieser Schmierereien grade soviel wiegt wie das Gold auf
den Rahmen) sondern, wie verständige und angesehene Leute,
wie D>-. A. Schmidt und der Hofrath Bußler dem Comitü
dieses den Kunstschund systematisch fördernden Vereins ange-
hören können, und zweitens, wie einige Künstler von wirklichem
Talent, deren Namen wir diesmal noch mit Stillschweigen
übergehen wollen, dafür Bilder liefern können, welche für
die Masse von erbärmlichen Sudeleien, mit denen
der leichtgläubigen Kunden des ästhetischen Sparofens be-
glückt werden, die Lockvögel abgcben müssen.

Fühlen sie denn nicht das Gewicht der Verantwort-
lichkeit, die sie durch die Annahme solcher traurigen Rolle
auf sich laden? Haben sie sich nie Rechenschaft von den
Folgen gegeben, die aus einer solchen Spekulation auf
den schlechten Geschmack, an der sie participiren, für die
Kunst entspringen? Wahrlich, wenn die Künstler selber
Unternehmungen unterstützen, die, unter der vorgeblichen
Tendenz, „den Kunstsinn im Publikum zu fördern (!)",
den ohnehin schon ziemlich ungebildeten Geschmack desselben
durch Gewöhnung an die miserabelste Pfuscherei vollends

verderben, dann freilich sind alle Anstrengungen der öffent-
lichen Kritik vergeblich; namentlich wenn sich eine feile
Presse zur Bundesgenossin jener „kunstförderlichen" Spar-
ofenspekulation hergiebt. Hier wäre nun eine vortreffliche
Gelegenheit für die Künstlervereine, Lokalcomitü's der
Kunstgenossenschaft u. s. w., die Ehre der deutschen Kunst
zu wahren, indem sie öffentlich ihr Verdikt über solche
Spekulationen und namentlich über die sich an denselben
betheiligendeu Künstler aussprechen. Das wäre doch nach
den vielen schönen Reden über die „'Heiligkeit" der Kunst
und de» gegenseitigen Weihrauchspeuden Etwas, was wirklich
einmal eine praktische Bedeutung hätte.

-In dem Atelier des Glasmalers L- Müller

(Schöuebergerstr. 29) sind gegenwärtig neun große Fenster
für die im Umbau begriffene Nicolai-Kirche in Greif sc n-
hagen ausgestellt. Darunter das Altar-Fenster, 30 Fuß
hoch und 10 Fuß breit, welches in reichen gothischen Ver-
zierungen die „vier Evangelisten" nach Overbeck abbildet.
Der Altar selbst wird vom Bildhauer Koch in Potsdam
ausgeführt.

— — Der Maler Bayer, ein geborner Düsseldorfer,
der sich 12 Monate in Amerika aufhielt und ein Rieseu-
cyklorama von 150 Bildern, jedes 16 Fuß lang, dortiger
Ansichten anfertigte, wird daffelbe hier im Meser'schen
Saal ausstellen.

-Wie die Sp. Z. berichtet, wird der Bildergalerie-

Saal im königlichen Schlosse unter der Leitung des Ober-
Hofbauraths Hesse umgestaltet und ist das Gerüst dazu
am Schlosse nach dem Lustgarten hin bereits ausgestellt.
Im nächsten Jahre soll diese Seite des Schlosses, wie
vor einigen Jahren die beiden anderen, einen neuen An-
strich erhalten.

-Ein vor Kurzem in Rom aufgefundenes Gemälde,
 
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