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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0039

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(Redaction und Expedition der Dloskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Was heißt Styl in der bildenden Kunst? (Forts.) Kunstkritik: Berliner Monatsschau.

Korrespondenzen: 8. Wien, Mitte Januar. (Die Januar-Ausstellung des Kunstindnstrie und Technik: Meßmethode für die Verhältnisse des menschlichen
österr. Kunstvereins. Schluß.) — München, 3. Januar. (Zu Victor Körpers, von C. Schmidt. (Schluß.)

Müller's Gedächtniß. Schluß.) — r. Braun schweig, am 11. Januar. Lunst-Institute und -Vereine: Eingabe des braunschweiger Kunstclubs an das

Knnst-Lhronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig. herzogl. braunschweigische Staatsministerium.

-

Was heißt Styl in der bildenden Kunst?

(Fortsetzung.)

giebt jedoch einen Manierismus, der — ob-
schon er lediglich aus einer subjektiven Ge-
schmacksrichtung stammt — doch mit der Styli-
sirung eine so große Aehnlichkeit hat, daß der
principielle Unterschied nur durch eine strenge
kritische Prüfung dargethan werden kann. Ein
solcher Manierismus findet sich besonders in
der religiösen Malerei und in der Plastik
und erklärt sich auf diesen Gebieten aus der That-
(k^^j^sache, daß sie zu denjenigen Sphären künstlerischer
Sl'^r\ Schöpfungskraft gehören, deren Kulminationsepoche
bereits hinter uns liegt. Die Plastik kulminirte im
hellenischen Klassicismus, die religiöse Malerei in der großen
Kunstepoche der Dürer-Raphaelischen Zeit. Alle heutigen Be-
strebungen auf diesen Gebieten werden daher nothwendig typisch
werden, d. h. sie werden, zurückgreifend zu den unerreichbaren
Mustern der großen Kulminationsperioden, leicht in die Gefahr ge-
rathen, daß ihr Styl zur formalen Nachahmung, zur Manier, wird.

Immerhin rechtfertigt sich dieser Manierismus, da er durch
den ideellen Inhalt bedingt ist — denn dieser ideelle Inhalt hat

ja bereits in jenen Kulminations-Epochen seinen höchsten, adä-
quatesten Ausdruck gefunden, und es bleibt daher nichts übrig,
als in demselben „Styl" zu schaffen, wenn auch die Gefahr, in
bloße Manier zu verfallen, vorhanden ist — durch sich selbst.
Wenn dagegen ein Künstler der Gegenwart aus einer besonderen
Neigung für die Anschauungsweise einer langverflossenen Zeit,
wie beispielsweise Leys in Bezug auf mittelalterliche Motive,
nicht etwa die von den damaligen Künstlern behandelten Motive
ebenfalls zu Vorwürfen wählt, sondern aus dem historischen
Stoff dieser Zeit selbst die Sujets für seine künstlerische
Thätigkeit nimmt, nur um sie in der technischen Manier
und dem typischen Habitus des relativen Zeitgeschmacks jener
Epoche darsiel len zu können, so ist dies ein Manierismus,
der zunächst ebenfalls einen gewissen Anschein von Berechtigung
hat. Denn es kann nicht abgeleugnet werden, daß ein einer
bestimmten Epoche entnommenes Motiv auch in seinem äußer-
lichen Habitus, wozu nicht nur die ganze architektonische Um-
gebung, das Kostüm u. s. f., sondern auch die Haltung, ja die
Physiognomie der Figuren gehören, das Gepräge jener Zeit
tragen muß und daß für dies charakteristische Gepräge die
 
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