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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0047

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Jurist-Institute und -Wcxctne.

Eingabe des braunschwriger Lunstclubs an das Herzog!, braunschweigische

Staatsministerium.

er in neuerer Zeit wiederholt in öffentlichen Blättern ange-
regte Wunsch, daß für die Schätze des Herzogl. Museums
eine sowohl den Bedingungen der Sicherheit, wie auch einer
zweckmäßigen Aufstellung und Benutzung entsprechendere
Lokalität vorgerichtet werden möge, als die gegenwärtige
ist, hat sich von Seiten des Publikums der lebhaftesten
Theilnahme zu erfreuen gehabt. Auch die Mitglieder des
hiesigen Kunstclubs fühlen sich gedrungen, für einen der
Tendenz ihres Vereins so nahe liegenden Zweck ihre unbedingte Sympathie
an den Tag zu legen. In dieser Beziehung erlauben sich nun die vom
Kunstclub ernannten, ganz gehorsamst Unterzeichneten Kommissions-Mitglieder
dem hohen Staatsministerio folgende Gesichtspunkte zur geneigten Erwägung
vorzulegen.

Von wie hoher Bedeutung der Gegenstand ist, um den es sich hier han-
delt, besagt schon der Name des Herzogl. braunschweigischen Museums, eines
Kunst-Instituts, welches zwar dem Umfange nach von manchen Anstalten
dieser Art übertroffen wird, aber trotzdem Schätze enthält, welche in größeren
Museen schmerzlich vermißt werden und dem hiesigen immer einen sehr hohen
Rang unter seines Gleichen sichern. Vor allen Dingen wegen des kostbaren
Bilderschatzes, dieses ehemaligen Schmuckes des von dem kunstsinnigen Herzoge
Anton Ulrich 1691 gegründeten Musentempels Salzdahlum. Diese älteste
Gemälde-Gallerte Deutschlands, daher früher eine der berühmtesten über-
haupt, darf immer noch, trotz so mancher Lücken in den verschiedenen Kunst-
schulen und trotz ihrer namentlich während der westphälischen Ockupationszeit
erlittenen schweren Verluste in erster Reihe mitgenannt zu werden beanspruchen;
und das ebensowohl wegen der Fülle des Werthvollen im Allgemeinen, als
auch insbesondere wegen so mancher Kunstperlen ersten Ranges. Wie bedeutsam
für die Kunstwissenschaft auch weniger umfangreiche Gallerten sein können,
mag ein beiläufiger Hinweis aus einen einzigen Umstand beweisen. Die
ausgezeichnetste Gemälde-Gallerie Deutschlands, die dresdner, welche dem Kata-
loge von 1856 zufolge 2202 Nummern umfaßt, läßt darunter 157 Meister
vermissen, welche in der braunschweigischen Gallerte vertreten sind, die nach
dem Kataloge von 1868 nur 900 Nummern zählt. Mögen unter diesen
157 Namen auch mehrere von untergeordneterem Range sein, so befinden sich
doch auch viele darunter, welche in kunsthistorischer und künstlerischer Beziehung
einen sehr guten Klang haben. — Demselben Pfleger der Künste verdankt
das Museum auch die von Tavernier eigentlich dem Schach von Persien zu-
gedachte kostbare Sammlung der Limoges-Gefäße, sowie die nicht minder
werthvolle Sammlung des Majoli ca-Geschirrs, die größte aller vorhandenen,
noch durch die Liberalität Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm ansehnlich ver-
mehrt und gegenwärtig über tausend Nummern umfassend. — Blicken wir
auch auf die ehrwürdigen Kirchen-Alterthümer, auf die plastischen Werke
der klassischen Epoche und des Mittelalters, auf die Prunkgefäße u. s. w.,
worunter so manche Kostbarkeiten aus dem berühmten Kunstkabinet des Herzogs
Ferdinand Albrecht von Bayern stammen, rechnen wir auch noch die großen-
theils aus Herzogs August Wilhelm's Nachlasse überkommene reiche Kollection
von Elfenbein-Schnitz werken hinzu, neben diesen die von dem kunst-
sinnigen Herzoge Ludwig Rudolph begründeten Sammlungen von Kupferstichen,
Handzeichnungen, Münzen, Medaillen und kunsthistorischen Pracht-Druckwerken,
fassen wir alle diese und die unendlich vielen anderen Kunstschätze in's Auge:
so muß behauptet werden, daß sich der Werth des Herzogl. Museums, der
erfahrungsmäßig noch dazu immer im Steigen begriffen ist, zwar nach ma-
teriellem Maaßstabe auf Millionen würde berechnen lassen, vom künstlerischen
Standpunkte aus aber für unschätzbar und unersetzlich erklärt werden muß.

Fragen wir nun aber nach diesem Ueberblicke, wie für den Schutz eines
so kostbaren Staatseigenthums gesorgt ist, so kann leider daraus nur eine
sehr niederschlagende Antwort ertheilt werden. Muß doch das gegenwärtige
Museumsgebäude, abgesehen von der für ein Museum überhaupt nicht ge-

eigneten Lage desselben mitten in einem engen, größtentheils aus Fachwerks-
Bauten bestehenden Häuserkomplexe, seiner inneren unsoliden Beschaffenheit
wegen in mehrfacher Beziehung Bedenken erregen. Die verschiedenen Geschosse
des Gebäudes, mit alleiniger Ausnahme der unterwölbten Fußböden in den
Gallerien über den Kreuzgängen, sind nämlich weder durch Wölbungen von
einander abgeschlossen, noch die einzelnen Flügel durch Brandmauern getrennt.
Dazu kommt, daß die Fenster- und Thür-Verschlüsse weder vor Feuersgefahr
noch vor Einbruch Schutz gewähren, und daß die gesammte Dachkonstruction
aus Holzwerk besteht. Auf Rettung für den Fall einer Feuersgefahr kann
daher, da nur zwei Ausgänge vorhanden sind, von denen der eine noch dazu
auf einen schmalen Hof führt, um so weniger gerechnet werden, als die Fenster
des Flügels am Ruhfäutchenplatze, welche noch den besten Ausgang gewährten,
vermauert worden sind. Ueberhaupt darf wohl behauptet werden, daß bei
einem in der Regel rapide verlaufenden Brandunglücke nicht viel auf Rettung
für Museumsschätze zu hoffen ist. Denn wie wäre es z. B. eine Möglichkeit,
eine Gemälde-Gallerie von der Ausdehnung, wie die Herzogliche, und bei dem
durchschnittlich großen Maaßstabe ihrer einzelnen Bilder, in einer so kurzen
Zeit und unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen zu translociren?
Unter gleichen Bedingungen würde dem unschätzbaren Majolica-Geschirr durch
den Transport nicht geringere Gefahr bereitet werden, als durch das Feuer
selbst. Und was unter solchen Umständen das Feuer verschonte, würde sicher-
lich durch Anwendung der Löschanstalten den letzten Rest bekommen. Für
ein Museum kann daher als bester Schutz gegen Feuersgefahr nur die isolirte
Lage und die gesicherte innere Einrichtung des Gebäudes selbst angesehen
werden.

Aber den in Frage stehenden Kunstschätzen droht nicht geringere Gefahr,
als durch das Feuer, auch noch durch ein zweites Element, das Wasser. Nur
der Feuchtigkeit der Wände wird doch aller Wahrscheinlichkeit nach der Uebel-
stand zuzuschreiben sein, daß die Bilder ununterbrochen beschlagen. Denn nach
anerkannten Autoritäten (Pettenkofer) ist sowohl Wechsel zwischen Feuchtigkeit
und Trockenheit, als zwischen Wärme und Külte Ursache zur Trübung der
Bilder. Bekanntlich aber ist diese Beschädigung in den meisten Fällen leider nur
durch die an und für sich bedenkliche und bei jeder Wiederholung bedenklicher
werdende Procedur der Firnißabnahme zu beseitigen. In einzelnen Abthei-
lungen, z. B. in der Landschafts- und in der Portrait - Gallerie, werden die
Gemälde sogar von zwei Seiten gefährdet: auf der Vorderseite durch das zu
stark einwirkende Sonnenlicht, auf der Rückseite durch die Feuchtigkeit der
Wände.» Dazu kommt, daß nicht einmal die Möglichkeit geboten ist, die
starken Kontraste der Sommer- und Winter-Temperatur durch Heizung der
betreffenden Lokalitäten auszugleichen. Die übliche, zeitweilige Herabnahme
der Gemälde von den Wänden muß als eine ebenso gefährliche, wie ungenügende
Abhülfe der angedeuteten Uebelstünde bezeichnet werden. Und weil das ur-
sprünglich tiefliegende Niveau des ganzen Hägener Stadttheils nach und nach
durch Ausschüttung erhöht worden ist, selbst noch nach Gründung des den
Kern des Museums-Gebäudes bildenden Pauliner-Klosters (wie namentlich das
gegenwärtig so niedrige Niveau des Nesectoriums beweist) so hat sich durch
die ununterbrochene Feuchtigkeit des Bodens z. B. im nördlichen Flügel und
im Treppenhause des Hofes bereits der Schwamm entwickelt. Mag auch durch
Umfangsgräben und Luftkanäle diesem Uebel zu begegnen sein, dem Grund-
übel, nämlich der an und für sich feuchten Lage und der durch dieselbe ver-
ursachten kellerartigen Luft im Erdgeschosse, wird nie abgeholfen werden können.
Wie ungeeignet für Kunstsammlungen überhaupt Erdgeschosse sind, davon hat
man sich z. B. im alten Museum zu Berlin zu überzeugen Gelegenheit ge-
habt, indem die, trotz der freien Lage des Gebäudes, doch stets in den Sälen
der Münzen und antiken Bronzen sich zeigende Feuchtigkeit nur durch die im
Winter und Sommer ununterbrochen sortgesetzte Heizung beseitigt werden kann.
Daß also im vorliegenden Falle bauliche Verbesserungen eine radikale Abhülfe
nicht dürfen hoffen lassen, liegt auf der Hand. (Schluß folgt.)

Briefkasten.

Herrn C. F. in München. Bei Nr. 6 (spätestens). (D. R.) — Herrn R. A. in München. Wir warten noch immer auf Antwort. (D. N.)

Die Leipziger Hheaterschut'e

bietet bei vorzüglichen Lehrkräften gediegene theoretische und praktische
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Auskunft durch . "

F. seutschinger.

Direktor.

Ein guter Holzzeichner

wird gesucht von der

Expedition der Deutschen Kunst-Zeitung.

Die Kartenlarröe.

ttr. 3. Inhalt: Am Altar. Erzählung von E. Werner, Verfasser'des
„Helden der Feder". (Fortsetzung.) — Schöpfungsglaube und Wissenschaft. 1.
Von Bock. — Pariser Bilder und Geschichten. Ein entsetzlicher Maimorgen.
Von Ludwig Kalisch. — Seegeschichten. Von H. Kruse. 1. Das große Schiff.
— Das Siegesdenkmal in Berlin. Von C. F. Liebetreu. Mit Abbild.: „Die
zukünftige Siegessäule in Berlin". Nach einer der Gartenlaube mitgetheilten
Architekt'urjkizze von L. — Ein verlorener Posten des Deutschthums. Von
C. M. Sauer. — Blätter und Blüthen: Noch ein Düsseldorfer Meister. Mit
Karl Wilhelm Hübner's Portrait und einer Abbildung: „Besuch der Schwieger-
eltern bei den Zwillingen". Nach dem Oelgemälde von K. W. Hübner in
Düsseldorf. — Zu „Eismeer und Tintenfaß" Nachträgliches. — Unsere
Feuilleton-Beilage. — Ein vermißter Deutscher in Brasilien.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (A. Effert & L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.
 
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