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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0113

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Ochsen" von Schmitson, radirt von Klaus. Das im Mai
zur Vertheilung kommende Heft wird unter Anderem enthalten:
Rahl's „Argonautenzug" aus dem Vorhänge im neuen Opern-
hause, gestochen von Klaus, und den Rahl'scheu Fries ans
dem Vorhänge, gestochen von Klaus.

In Vorbereitung sind die acht Blätter „Der verlorene
Sohn" von Führich, gestochen von Petrak, Rahl's „Ge-
sammtvorhang", „Thierstücke" von Schmitson, Schreyer
und Braith, „Genrebilder" von Kaufmann und Petten-
kofen, Rahl's „Prosceniumbild im neuen Opernhause",
Sch wind's „Deckenbilder ebendaselbst", Eisenwanger's
„Zwölf Monate" und mehres Andere. Vornehmlich aber haben
wir hinzuweisen auf die in Vorbereitung begriffenen größeren
Kunstblätter nach klassischen Meistern, und hier nennen wir in
erster Linie Raphael's „Schule von Athen", gestochen von
Professor C. Jacobi; sodann „Flügelaltar im Belvedere" von
Rubens, große Radirung von Unger, „Portrait der Prinzessin
Thurn-Taxis in der Lichtenstein-Gallerie" von van Eyck, ge-
stochen von Vogel in München, sowie das „Dreifaltigkeitsbild
im Belvedere" von Albrecht Dürer.

Rach dieser kurzen Uebersicht über die theils bereits zur
Vertheilung gekommenen, theils in Vorbereitung für die nächsten
Vereinsjahre begriffenen Kunstblätter bedarf es hinsichtlich der
Qualität der Tendenz der Gesellschaft keiner weiteren Ausein-
andersetzung. Sicherlich wird überall, wo die Resultate ihrer
Thätigkeit bekannt werden, diese Tendenz auf's Freudigste be-
grüßt und anerkannt werden und in Folge dessen die Wirksam-
keit der Gesellschaft fort und fort in immer weiteren Kreisen
sich ausdehnen.

Nur eine Bemerkung wollen wir uns, im Interesse der
künstlerischen Bedeutung dieser Thätigkeit, gestatten; eine Be-
merkung, die jedoch nicht dahin mißverstanden werden darf, als
ob damit ein Tadel ausgedrückt werden soll. Es ist nur ein aus
der Erfahrung geschöpftes Bedenken, das wir dem Verwaltungs-
rath der Gesellschaft zur Prüfung empfehlen möchten. Es scheint
uns nämlich, als ob man sich auf die reine graphische Repro-
duttion, d. h. namentlich auf den Linienkupferstich und die
Radirung, sodann in zweiter Linie auf den Schabstich, die Litho-
graphie und den Holzschnitt beschränken, dagegen alle farbigen
Reproduttionen ausschließen sollte. Die Chromolithographie wie

die Chromotypographie haben ihrer Natur nach, weil sie nicht
die blos formale Wirkung der Gemälde wiedergegeben, sondern
den koloristischen Effekt nachzuahmen beabsichtigen, etwas — wir
können nicht umhin, unserer Empfindung den stärksten Ausdruck
zu geben •— Unkünstlerisches, welches aus der blos mechanischen
Nachahmung jener Wirkung entspringt. Ein Kupferstich, ein
Holzschnitt nach einem Gemälde hat, in Verbindung mit seiner
ihm eigenthümlichen Technik, nur die formale Komposition, also
den geistigen Gehalt der Darstellung, zum Zweck; denn auch die
Abstufungen von Licht und Schatten durch den bloßen Unterschied
von Schwarz und Weiß betressen keineswegs die malerische, son-
dern lediglich die plastische Wirkung. Anders ist es mit dem
Farbendruck: hier geht die Absicht auf Reproduction der maleri-
schen Erscheinung, d. h. auf eine Kopirung des Originals nach
seiner Totalwirkung, und solche Kopirung muß — schon der
materiellen Verschiedenheit der Darstellungsmittel, bei gleicher
künstlerischer Absicht, wegen — immer unterhalb der Wirkung des
Originals bleiben, und eben dadurch wird sie — und zwar je
mehr sie die Totalwirkung jenes zu erreichen sucht, desto mehr —
unkünstlerisch. Beim Kupferstich ist es eine specifisch andere
Wirkung, die nur durch Eliminirnng der Farbe zu Gunsten
der reinen Form erreicht wird, bei der Chromographik dagegen
ist es lediglich Originalnachahmung, und diese allein entzieht der
Reproduction als solcher ihren selbstständigen, würdigen Charakter.

Wenigstens, wenn man mit der Chromographik nicht über-
haupt brechen will, würde es sehr gerathen scheinen, sie nur zur
Reproduction von Aquarellen und zwar solcher Aquarellen zu
verwenden, in denen, nicht wie in den Passiui'schen und Werner-
scheu (übrigens bewundernswürdigen) Blättern, ein wesentlich ko-
loristischer Effekt erzielt wird, sondern wo jene Art Halbfarben-
ton herrscht, den wir als die wahre Aufgabe der Aquarellistik
betrachten, und worin sie ihre höchste Feinheit entfalten kann.

Judeß, da wir die chromolithographischen Blätter, welche
die Gesellschaft bisher veröffentlicht hat, noch nicht kennen, so
müssen wir ein entschiedenes Urtheil znrückhalten; nur im Princip
glauben wir das oben ausgesprochene Bedenken für einen Verein,
der in so ausgesprochener Weise die Erreichung der höchsten
künstlerischen Aufgaben für die Reproduction sich vorgesetzt, wohl
der Erwägung werth.

M. Sr.

Korrespondenzen.

ien, Ende März. (Österreichischer Kunstverein.)
Dadurch, daß das Künstlerhaus fast drei Monate
hindurch der Gallerie und Auction „Gsell" gehörte,
konnte es dem Kunstverein um so leichter werden,
Neues zu bringen, und die Leitung hat die Gelegen-
heit nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Grade jetzt
zunächst dem Beginne der großen Jahres-Ausstellung im Künstler-
hause hat sich der Kunst verein mit einer Reihe von Sehenswürdig-
keiten gerüstet, welche um so schätzenswerther ist, weil sie keine Sen-
sationsstücke, nicht jene pomphaften und seltsamen mit großen Reklame-
mitteln geförderten Kunst productionen bringt, welche in der Regel
dem stillen jungen Walten schaden und dem Publikum das richtige
Maaß zur Würdigung des mit Muße und Mühe Geleisteten ent-
reißen. —

Selbst die Neuzeit spielt bereits in die Ausstellung hinein
und zwei Bilder entstammen der jüngsten Epoche, von welcher nur
Gysis' „Napoleon gefangen" hieher gedrungen war. Wirmeinen
Sonde rland's (Düsseldorf) „Siegesdepesche vom Kriegsschau-
plätze" und Darings (Triest) „Ergreifung einer Petroleuse". Ist
der Italiener (vielleicht auch Franzose) lebhaft in der Konception,
aber auch derb und grell, so ist der Deutsche bei großer Prägnanz
doch auch sinnig, tief erfassend und psychologisch. Sonderland's
Bild verdiente durch vervielfältigende Kunst allgemein zu werden.
Der braune Zuave am Brunnen, von Kindern angestarrt, während
die Bürger des Städtchens sich bei der an der Säule frisch ange-
klebten Siegesdepesche freuen, der Wirth einem deutschen Invaliden
zujubelt, eine greise Mutter jedoch händeringend und schmerzerfüllt
davongeht (wahrscheinlich wirkt die Meldung der Todtenzahl): alles
 
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