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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0175

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162

der Komposition giebt es noch immer so viele Schwierigkeiten zu über-
winden, so viele Oberflächlichkeiten zu beseitigen, daß wir bei der an-
erkannten Regsamkeit, die gegenwärtig auf dem Gebiete der Glas-
malerei waltet, den neuesten Leistungen in diesem Kunstzweige mit
erhöhtem Interesse entgegensehen.

Ungleich mehr vernachlässigt die moderne Industrie die Erzeugung
von charakteristischen Bodenfliesen für Kirchen. Es wären deshalb Stein-
mosaiken, namentlich nach geometrischen Mustern, in Kreisen, Rauten
und ähnlichen Formen, ferner gebrannte und glasirte Thonplatten
mit farbig eingelegten Zeichnungen sehr willkommen.

Oelgemälde und Statuen, die religiöse Vorwürfe behandeln, ge-
hören nur dann in diese Gruppe, wenn sie als integrirender Therl
eines Altars auftreten, oder eine ausschließlich kirchliche Bestimmung
haben, wie z. B. Stationsbilder.

Im Allgemeinen sollen derlei Werke in der Ausstellung der mo-
dernen Kunst erscheinen, woselbst auch alle vollständigen Ansichten
architektonischer Neubauten einzureihen sind, während in Gruppe 23
nur Entwürfe zu einzelnen Theilen der inneren Ausstattung ausge-
nommen werden;

d) die Gegenstände der Kirchen - Einrichtung gehören haupt-
sächlich den verschiedenen Zweigen der Plastik in Holz, Stein und
Metall an.

Bei dem gothischen Altar, dem sinnig verschlungenen Gitter, den
Chorstühlen, oft mit statuarischem Schmuck gezierten Schränken zur
Aufbewahrung kirchlicher Gefäße oder liturgischer Gewänder bis zum
hohen Lesepult und den gewöhnlichen Kirchenbänken hinab, haben
Kunsttischler, Schlosser und Bronzearbeiter den Beweis zu liefern,
daß sie aus den verschiedenen Fachorganen und Vorlegblättern, für
welche die Kirchen, Kapellen und Sakristeien uralter Kapitel und
Klöster durchmustert nnd ausgebeutet worden sind, Nutzen gezogen
haben. Neu komponirte, glücklich erfundene Skulpturen und Orna-
mente aller Art, sei es nun an den genannten Einrichtungsstücken
oder an den Prachteinbänden der Evangeliarien und Missale werden
der größten Aufmerksamkeit begegnen. Endlich sollen in dieser Ab-
theilung auch Orgeln, Kirchenuhren und Glocken zur Ausstellung ge-
langen.

c) der Altar und Kanzelschmuck muß einestheils von den Webern
und Stickern, anderntheils von den Goldschmieden, Bronzearbeitern rc.

beigestellt werden. Auch in dieser Beziehung hat die Vorzeit so
vielerlei und in so trefflicher Weise vorgearbeitet, daß die Vertreter
der Kunstgewerbe nur nach vorgenommenen specialen Studien an die
Erzeugung hierher gehöriger Gegenstände wie: Altardecken, Antipendien,
Handtücher, Kreuze, Kelche, Monstranzen, Steh- und Hängeleuchter,
Reliquarien u. s. w. gehen sollten, um ihnen vielleicht noch einige
neue, organisch entwickelte Motive zuzuführen. Denn die gemusterten
Wirk- und Webstoffe nicht minder, als die sogenannten heiligen Ge-
räthe waren es eben, in deren Mannigfaltigkeit die Phantasie, in deren
stylvoller Ausstattung das Kunstvermögen der verschiedenen Epochen
der kirchlichen Kunst einen ebenso glänzenden, als charakteristischen
Ausdruck gefunden. Hier gilt es, auserlesen reine Formen, edlen,
gediegenen Reichthum aufzuweisen.

Endlich sind noch

d) die bei der Taufe und Leichenbestattung in Verwendung
kommenden Objekte anzuführen, auf deren zahlreiche Vertretung
ebenfalls Werth gelegt werden muß. Vom Weihbrunnkessel und Tauf-
becken bis zu den Grabmonumenten, Grabplatten und Grablampen
soll der Beschauer einen Ueberblick erhalten.

Wenn wir uns nun von der Kirche selbst zu ihrem Dienste wenden,
sind schließlich die Meßgewänder in Betracht zu ziehen. Zur Veranschau-
lichung derselben möge das fein und geschmackvoll durchbrochene Chorhemd
neben dem reich durchwebten Brocat der anliegenden Casula oder des falten-
reichen Pluviale's Platz finden und endlich auch die flatternde Kirchenfahne
und der stattliche Baldachin nicht fehlen.

Es versteht sich von selbst, daß die Welt-Ausstellung nicht ausschließlich
den Gegenständen eines speciellen Ritus geöffnet ist. Wir sprechen von einer
kirchlichen Kunst im Allgemeinen; das Gesagte bezieht sich daher auf alle,
unter a), b), c), d) sich einreihenden Gegenstände, welchem Ritus sie ange-
hören mögen.

Für die Einsendung, Aufstellung rc. der Objekte gelten die Bestimmungen
des allgemeinen Reglements.

Wien, 15. Jänner 1872. Praterstr. 42.

Der Präsident der kaiserlichen Kommission:

Erzherzog Rainer.

Der General-Direktor:

Freiherr von Schwarz-Senborn.

Unsere verehrlichen Leser in Wien und dem übrigen Oesterreich,

welche unser Journal — als Ersatz der eingegangenen „Allgemeinen Kunstzeitung“ — seit dem 1. März d. J. er-
hielten, erlauben wir uns ergebenst daran zu erinnern, dass mit dem Schluss dieses Monats die weitere Zusendung
aufhören muss, falls Sie nicht das Abonnement auf unser Journal (und zwar vom 1. Juli ab bis Ende des Jahres)
erneuern. In diesem Falle ersuchen wir bis spätestens zum 22. d. M. um direkte Einsendung des Betrages (3 Thlr.)
oder wenigstens um eine betreffende Abonnements-Erklärung. Geschieht dies, so wird Ihnen auch den Juni
hindurch — und zwar gratis — unser Journal regelmässig wie bisher zugehen.

Berlin, am 7. Mai 1872. Die Expedition der Deutschen Kunstzeitung (Dioskuren).

(Landgrafen-Strasse 7.)

Münchener

Kunst-Auction.

Montag den 27. Mai 1872

wird eine bedeutende Sammlung
yon Kupferstichen etc., sowie der
künstlerische Nachlass des Prof.
Ludw. Foltz, Architekt u. Bild-
hauer, und von Franz Kreuzer,
Landschaftsmaler und Xylograph,
öffentlich gegen Baarzahlung ver-
steigert. — Der Katalog ist durch
Buch- u. Kunsthandlungen gratis
zu beziehen, sowie direct von der

Montniorillon’schen [724]
Kunsthandlung & Auctionsanstalt.

Kunst-Auction.

Der künstlerische Nachlass des verstorbenen Landschaftsmalers
Herrn J. Wil h. Schirmer, Direktors der Akademie in Carls ruhe,
bestehend in gezeichneten und gemalten Studien, prachtvollen Hand-
zeichnungen in Bleistift, Kohle, Tusche etc., sowie den herrlichsten
Aquarellen und Qelgemälden, soll unter Direction des Unterzeichneten
am 5. Juni d. J. in München im Saale des Bürger-Vereins (Augsburger
Hof, Schützenstrasse) öffentlich versteigert werden. — Kataloge sind
zu haben in Th. Ackermann’s Buch- und Antiquariats-Handlung,
München, Promenadeplatz 10, sowie durch alle Buch- und Kunst-
Handlungen des In- und Auslandes. [721]

Anfragen franco an C?SU*1 Herzogi. S. M. Bath,

München, April 1872. Theresienstr. 57. Expert für Kunstwerke.

Aie Gartenlaube.

Nr. 19. Inhalt: Beim Alten am
Sulzberg. Erzählung. (Forts.) —- Ein
Zerstörer geistiger Zwingburgen. Von
F. A. Stöcker. Mit Augustin Keller's
Portrait. — Thierschutz und Hunde-
Asyle in London. Von A. Runge. —
Aus dem Todtentanz der Geschichte.
Von Feodor Wehl. 1. Wie Fürsten
und Monarchen sterben. — Ein Na-
tionaldenkmal auf dem Niederwald im
Rheingau. Von F. Heyl. Mit einem
Gedicht von E. Rittershaus und Ab-
bildung: „Der Niederwald am Rhein,
mit den beiden für das National-
Denkmal projektirten Stätten". Nach
der Natur aufg. von F. Reichmann.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schm Verlags-Buchhandlung (A. Effert & L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.
 
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