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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0208

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Herausgegeben und redigirt von

vr. Max 8chasler.

Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Anhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Forts.) Weißensels, Frankfurt a. M., Köln, Wien, Basel, Brüssel, Amsterdam,

Korrespondenzen: 8. Wien, Mitte Juni. (Große Jahres-Ausstellung im London.

Künstlerhause. Forts.) — F. München, Mitte Juni. (Zwei Bilder Kunstkritik: Die Ausstellung der Konkurrenz-Skizzen zum Goethe-Denkmal

von A. Waagen.)-e- Dresden, 13. Juni. (Das Winckelmann- in Berlin. (Forts.)

Denkmal; Rede Hermann Hettner's.) Kunstliteratnr: Ober-Italien, Rom und Mittel-Italien. (Schluß.)

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Nassau, Düsseldorf, Nürnberg, Aphorismen und Misccllen.

Wie beurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.
(Fortsetzung.)

ls eine Vorstufe zur Schönrednerei derjeni-
gen Aesthetiker, welche aus der schönen
Phrase sich eine Specialität schassen und
die als „ästhetisirende Phantasten" gekenn-
zeichnet werden können, ist die (bereits
erwähnte) nur sporadisch auftretende de-
korative Schönrednerei der „Knnst-
] gelehrten von Fach" zunächst zu betrach-
ten. Sie bilden gewissermaaßen so den
Uebergang von der Stufe des Verstandes-
urtheils zu der des Vernunftnrtheils, in-
dem sie die ästhetische Phrase gleichsam
als Ornament für die trockene Verständigkeit der historischen
Forschung zu verwenden sich bemühen. Daß gerade hier, bei
den nüchternsten „Vertretern der historischen Kunstwissenschaft",
die Phrase so tief Wurzel hat schlagen können, müßte, anffalleud
erscheinen, wenn dieser scheinbare Widerspruch nicht aus dem
heimlich gefühlten Vedürfniß bei ihnen zu erklären wäre, durch
die äußerliche Zuthat eines blumenreichen Schwulstes dem „ge-

bildeten Publikum" die an sich nüchterne und langweilige An-
häufung von Daten, Namen und Titeln von Werken, womit die
Chronisten der Kunst ihre Bände füllen, etwas mundrechter und
diese letzteren selbst dadurch „populärer" zu machen. Man findet
daher solchen duftlosen Blüthenreichthum auch meist nur in den
Einleitungen, Eingängen zu den Kapiteln u. s. f., und es ist
dann oft höchst ergötzlich zu beobachten, wie jene „Gelehrten"
ihre Leser aus solchem kleinen, mit Papierblumen geschmückten
Vorgarten in den daranstoßenden großen historischen Kohlgarten
hinüberleiten, indem sie plötzlich in den trockensten Kanzleistyl der
Kunsthistorie zurückfallen.

Diese Phrasenhaftigkeit hat nun zwar nach der einen Seite
hin den Charakter der Gedankenarmuth; sofern sie sich aber,
statt an das begreifende Erkennen, nur an die sinnliche Phan-
tasie des Lesers wendet, beruht sie andrerseits auf dem Miß-
verständuiß, als ließen sich die objektiven Ideen, welche das Reich
des Schönen und der Kunst bilden, eigentlich nur auf eine sub-
jektiv-künstlerische Weise für die Vorstellung abspiegeln,
als seien sie einer objektiv-gedanklichen Begründung weder fähig
 
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