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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0247

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lich, wo es sich um ein Monument handelt, die monumentale Be-
deutung des großen Friedrich zur Anschauung zu bringen. Einen
schwachen Anlauf dazu hat, wenigstens in äußerlicher Hinsicht, die
eine der drei ausgestellten Skizzen genommen und damit den Beweis
geliefert, daß der wahrhaft künstlerische Sinn für das Unzulängliche
der bisher beliebten Auffassung Friedrichs als des „alten Fritz",
wo es sich um eine monumentale Darstellung handelt, ein richtiges
Gefühl besitzt. Ein gleiches Gefühl der Unzuträglichkeit hat den
Künstler dieser Skizze (Sußmann-Hellborn) auch veranlaßt, die
Hochmeisterfiguren von dem Postament ganz loszulösen und frei
hinauszustellen auf die Basis des Unterbaues.

Das Comits hat — ob in diesem Falle mit Recht? — nicht
den Weg der allgemeinen Konkurrenz eingeschlagen, aber auch nicht
einen, ihm als besonders geeignet erscheinenden Künstler mit der
Entwerfung einer Skizze beauftragt, sondern einen Mittelweg ge-
wählt, nämlich den einer engeren Konkurrenz zwischen drei namhaften
Künstlern: Sußmann-Hellborn, Siemering und Wilhelm
Wolfs. Die ausgestellten Skizzen derselben, obschon in der Auf-
fassung sowohl des Gesammtaufbaues der Denkmalsform wie in
einzelnen Details vielfach von einander abweichend, tragen doch in
fast gleichem Grade das Gepräge einer gewissen konventionellen
Nüchternheit, für welche wir indeß weniger die Künstler selbst als
— wie das ja so oft der Fall ist — die in dem Programm, an
das sie gebunden waren, liegenden Widersprüche verantwortlich machen
wollen. Wenn die Herren von den leitenden Comits's, welche mit
der Aufstellung solcher Konkurrenzprogramme sich beschäftigen, wüßten,
wie viel von dem Wortlaut derselben für die fruchtbare Entfaltung
der künstlerischen Phantasie abhängt, so würden sie sicherlich mit
größerer Vorsicht dabei zu Werke gehen und vor Allem nicht einen
ihnen poetisch scheinenden Gedanken acceptiren, ohne ihn auf seine
plastische Darstellungsfähigkeit hin geprüft zu haben.

Was zunächst den Sußmann'schen Entwurf betrifft, so ist schon
oben angedeutet, daß er sich dem Programm gegenüber am freiesten
hält. Aber er bleibt in seinem Versuch, der Figur Friedrichs des
Großen einen monumentalen Charakter zu verleihen, auf halbem

Wege stehen. Die Haltung der Figur ist nichts weniger als im-
posant, die zum Segnen ausgestreckte Hand ermüdet das Auge und
der Krönungsmantel, welcher auseinandergebreitet die ganze Gestalt
erkennen läßt, ist allein nicht im Stande, der Figur monumentale
Würde zu verleihen. Zu loben ist die Niedrigkeit des Postaments,
welche dem Künstler gestattete, die vier Hochmeistersiguren als be-
sondere Statuen in gemessener Entfernung von der Hauptfigur auf
selbstständige Sockel herauszustellen. An dem Sockel der Hauptfigur
sind Wappenschilder mit dem preußischen Adler angebracht.

Siemering's Hauptfigur ist durchaus der „alte Fritz" und
zwar in einer ganz genremaßigen, allzubewegten Stellung, gleichsam
schreitend. Das sehr hohe Postament ist an den vier Seiten in
gothischem Spitzbogenstyl gegliedert. Unter den sich dadurch bilden-
den Baldachinen an den Ecken stehen auf vorspringenden Sockeln
die vier Hochmeisterfiguren. Friedrich mit Krückstock und Dreimaster
macht auf dem gothischen Unterbau eine sonderbare Figur. —
Wolff's Figur endlich, obschon im Ganzen ähnlich aufgefaßt, ist
ruhiger gehalten und macht dadurch einen besseren Eindruck. Das
Piedestal, ohne gothischen Schnickschnack, ist einfach, aber auch zu
hoch; die Hochmeisterfiguren sind, wie bei Siemering, an die Ecken
postirt; dieselben rühren, wie wir hören, von Encke her.

Wenn wir auch nicht verkennen wollen, daß jeder der drei Ent-
würfe im Einzelnen seine Vorzüge hat und namentlich in der Dar-
stellung der Hochmeisterfiguren, welche auch für die plastische Ge-
staltung die dankbarsten Motive darboten, sich unverkennbar Gefühl
für monumentale Stylisirung zeigt, so entspricht doch die Gesammt-
auffassung in keinem der Entwürfe der Idee eines wahrhaft würdigen
Denkmals Friedrichs des Großen; was übrigens, sofern die Künstler
nicht den Muth hatten, ganz und gar das Programm unberücksichtigt
zu lassen und ihrem eigenen Genius zu folgen, unserer Ansicht nach
unmöglich war. Auch diese Konkurrenz ist mithin als verfehlt zu
betrachten, denn es würde nur zu bedauern sein, wenn einer dieser
Entwürfe, ohne bedeutende Modifikationen, zur Ausführung gebracht
würde.

M. Sr.

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An unsre Kerren Korrespondenten. Da mit der nächsten, am 28. d. M. erscheinenden Nummer (30) unsre Sommerferien beginnen, welche
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