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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0279

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266

Scene ist mit außerordentlicher Lebenswahrheit, bis auf die Typen
der einzelnen Figuren herab, geschildert. Knox steht auf dem Podest
vor dem Altar, an dessen Stufen mehrere Mönche erschreckt einige
heilige Gefäße zu retten suchen, und redet die Aufrührer mit er-
hobenen Händen an. Vorn ist ein Fanatiker mit der Axt dabei,
die herabgerissenen Bilder zu zerschlagen, wird jedoch von einem
Begleiter des Grafen Murray, der selber verächtlich auf den Haufen
herabschaut, gehindert. Kostbarkeiten aller Art bedecken den Boden.
— Von Herm. Eichler ist die „Scene aus dem dreißigjährigen
Kriege" geschildert, wo vor dem belagerten und halbzerstörten Prag
die Herolde der kriegführenden Parteien die Nachricht von dem im
Münster in Osnabrück abgeschlossenen Frieden bringen, welcher den

letzten Kampf dieses langen Krieges beendete. Die auf Weißen
Rossen und mit wehenden weißen Fahnen dahersprengenden Herolde
erblickt man durch die tumultvollen Vordergrundgruppen hindurch
im Mittelgründe: das Ganze giebt in seiner Anordnung der Details
ein charakteristisches Abbild jener schrecklichen Zeit. Koloristisch ist
das Bild, obwohl etwas grau im Gesammtton, nicht ohne Feinheit;
aber die Komposition erscheint allzu verworren; die Hauptsache,
nämlich die Ankündigung des Friedens, wird weder durch die
Träger dieser erfreulichen Botschaft, weil sie viel zu weit zurückgerückt
sind, noch durch die Wirkung, welche sie auf die betheiligten Be-
lagerer ausübt, deutlich. Der Katalog macht erst das Ganze ver-
ständlich, eine Auskunft, die mehr bequem als lobenswerth ist.

Aphorismen und Wiscelien.

E

(^An sich ist der Tanz der unmittelbare Ausdruck des erhöhten Lebens-
gefühls in der amnuthigen Bewegung des Leibes, welche die Grazie ist. Das
Lebensgefühl als bewegendes Princip kommt in ihr zur höchsten Willkürlich-
keit der Selbstbewegung; es ist nicht mehr das Ringen danach, welches sich
schon im Kinde in der unwillkürlichen Bewegung der Gliedmaaßen offenbart
und dann im Laufen und andern gymnastischen Hebungen fortsetzt. Da der
Stoff hier unmittelbar die eigene äußere Persönlichkeit und die Darstellung
anschaulich ist, so liegt etwas Entwürdigendes darin, diese Kunst nur als
Schaustellung des Leibes für andere zu treiben; der Genuß muß gegenseitig,
der Tanz nothwendig gesellig sein und zwar für beide Geschlechter; ein Ge-
schlecht für sich ist nur eine halbe Gesellschaft; das Lebensgefühl aber erhöht
sich gerade durch die gegenseitige Annäherung derselben. Den Tanz zur
Exhibition für andere unbetheiligte Zuschauer zum Gewerbe zu machen ist
zweideutig oder sklavisch, wie im Orient, wo der Mann dem weiblichen Ge-
schlecht allein das Tanzen überläßt, dieses als Bajadere, Odaliske auftritt;
denn die Forderung der Persönlichkeit, daß der andere Theil sich ebenso für
sie bemühe, ist aufgehoben; ebenso verliert der Männertanz, wenn diese Gegen-
seitigkeit fehlt, seinen Charakter, er wird zum kriegerischen Waffentanz, zur
Pantomime der Schlacht. Aber gerade aus diesem Grunde ist die zarteste
Maaßhaltung nöthig; ist es im Verborgenen immer die Annäherung der
Geschlechter, welche das Lebensgefühl erhöht, so darf gerade diese Beziehung
auf keine Weise hinter ihrem Schleier hervortreten; der entfernte Verrath
dieses unbewußten Geheimnisses ist Jndecenz; die keusche Grazie des Tanzes
ist eben der unbewußte Ausdruck dieser Trennung, die nach Vereinigung
strebt und in der Annäherung flieht, ein sich gegenseitig Anmuthen und doch
nichts Gewähren. Die Grazien sind unschuldig und doch nicht mehr naiv
und kinderdreist, sondern schelmisch, herausfordernd und zurückhaltend ohne
zu wissen warum. Es ist die Jugendblüthe, im Begriff, mit ahnungsvoller

Sehnsucht aufzubrechen, ein kurzes aber reinstes Glück des Uebergangs.
Daher ist der Tanz auch nur die Lust der Jugend und hört mit ihr auf;
das Interesse daran erlischt mit der Ehe und der Jünglingszeit; es liegt
ein Widerspruch zwischen gesetztem Alter und Tanz. Weil dieser aber die
Kunst der unverheiratheten Jugend ist, so muß er auch beim Ausdruck der
Sympathie bleiben, nur bei der Andeutung des Uebergangs vom Spiel der
Kindheit zum geahnten Verhältniß der pathematischen Liebe. (Chalybäus.)

178.

griechische Jugendblick richtete sich als solcher am meisten auf die
Körperwelt; in dieser sind aber die Umrisse schärfer als in der Geisterwelt;
und dies giebt den Griechen eine neue Leichtigkeit der Plastik. Aber noch
mehr! Mit der Mythologie war ihnen eine vergötterte Natur, eine poetische
Gottes-Stadt sogleich gegeben, welche sie blos zu bewohnen und zu bevölkern,
nicht aber erst zu erbauen brauchten. Sie konnten da verkörpern, wo wir
nur abbildern oder gar abstrahiren; da vergöttern, wo wir kaum beseelen;
und konnten mit Göttern die Berge und die Haine und die Ströme füllen
und heiligen, denen wir mühsam personisizirende Seelen einblaseu. Sie
gewannen den großen Vorzug, daß alle ihre Körper lebendig und veredelt,
und alle ihre Geister verkörpert waren. Der Mythus hob jede Lyra dem
schreitenden Epos und Drama näher. (Jean Paul.)

174.

^.^^ebäude und Geräthe sollen nicht der Natur nachgeahmt, sondern im
Geiste derselben geschaffen sein. Dieser nun zeigt sich darin, daß jedes
Ding und jeder Theil seinem Zwecke so unmittelbar entspricht, daß es
ihn sogleich ankündigt; welches dadurch geschieht, daß es denselben auf dem
kürzesten Wege und auf die einfachste Weise erreicht. Diese augenfällige
Zweckmäßigkeit nämlich ist Charakter des Naturprodukts. (Schopenhauer.)

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Die chartenlauöe.

Ür. 35. Inhalt: Was die Schwalbe sang. Erzählung von Friedrich
Spielhagen. (Forts.) — Japan in Berlin. Von F. D. — Ein Orangen-
zweig. Erzählung von A. Godin. (Forts.) — Eine Schweizerfahrt. (Schluß.)
Mit Illustrationen: Am Gießbach: „Der Wilde von Fach" — „Ein
Ausrufer in Jnterlaken" — „Die schwarze Lutschina-Schlucht" — „Salz-
fütterung auf der Wengernalp". — Aus Ferdinand Lasalle's Jugend. Er-
innerungen von Rudolf Gottschall. — Blätter und Blüthen: Noch ein später
Kämpferlohn. Mit Abbildung: „Das Denkmal Jahn's auf der Hasenhaide
bei Berlin". Nach einer Skizze von G. Engelbach,

Ur. 36. Inhalt: Was die Schwalbe sang. Erzählung von Friedrich
Spielhagen. (Forts.) — Aus dem menschlichen Seh- und Hör-Jnstrumente.
Von Bock. Mit drei Abbildungen. — Erinnerungen. Von Franz Wallner.
— Die Tochter der Frau Birch-Pfeiffer. Mit dem Portrait von Wilhelmine
v. Hillern. Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet. von Adolf Neu-
mann. — Das Gründungssieber der Jetztzeit. Skizze für die guten lieben —
Actionäre. Von einem Eingeweihten. B. in Berlin. — Ein Orangenzweig.
Erzählung von A. Godin. (Forts.) — Der neue Lehrer. Mit Abbildung:
„Vorstellung des neuen Lehrers beim Dorfschulzen". Originalzeichnung von
E. Schuback.

Kommissions-Verlag der Nicolai'fchen Verlags-Buchhandlung (A. Effert & L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.
 
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