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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0311

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298

oder soll es eine Illustration zu dem Goethe'schen Wort sein: „Ein
vollkommener Widerspruch" (oder Unsinn) „ist gleich geheimnißvoll
für Weise wie für Thoren?" — Gemalt ist das Ganze recht pikant,
das ist aber auch das Beste, was man davon sagen kann. — Ver-
ständlicher und verständiger auch ist ein Gemälde von Schobelt,
welches unter dem Titel „Lebenslust und Resignation" zwei weib-
liche Gestalten, Brustbilder, darstellt, von denen die eine, mit Blu-
men geschmückt und heiteren Aussehens, ihre Gefährtin aufzufordern
scheint, an ihrer Fröhlichkeit Theil zu nehmen; diese aber, ein bleiches,
tief in schwarzem Schleier gehülltes Mädchen, mit dem Gebetbuch
in der Hand, weist das Ansinnen mit abwehrender Handbewegung
zurück. —

Ferd. Schauß bietet uns eine Allegorie der „Versuchung"
dar, die bereits nahe an mythologische Auffassung streift. Wenig-
stens ist der geflügelte Amor, welcher sich an diese weibliche Gestalt
schmiegt, eine antike Versinnbildlichung. — Im Gegensatz dazu nähert
sich Scheiwe^s „Frühlingsphantasie", wenigstens in der Komposition,
einer genrehaften Auffassung: es ist ein junges Liebespaar, Schäfer

nebst Schäferin, welche in einem Haine neben einander sitzen. Die
Behandlung der Farbe, auch der Ausdruck, entsprechen sehr glücklich
dem allegorischen Inhalt des Titels. Denn es liegt darin etwas
Geheimnißvolles, um nicht zu sagen Phantastisch-Dämonisches.

Auch Frau Elisabeth Jerichau-Baumann scheint durch
die Lorbeern der Herren Allegoristiker den Schlaf verloren zu haben
und die tollsten unter ihnen noch überbieten zu wollen. Sie hat ein
Bild gemalt und (leider!) auch ausgestellt, benannt „Im hohen
Norden". Was erblicken wir? Die fabelhafte Gestalt einer Meer-
jungfrau, welche mit halbem, grünlich schimmerndem Leibe aus dem
Meere emporragt, während ihr in einen kolossalen Fischschwanz sich
endigender Unterleib in weiter Entfernung aus der Wasserfläche auf-
taucht. Die Aureole, welche das düstere Haupt der Gestalt um-
strahlt, bedeutet, wie es scheint, das Nordlicht. Sagen können wir
darüber nichts. Die Aufhänge-Kommission ist boshaft oder galant
genug gewesen, das Bild so dem Fenster gegenüber zu hängen, daß
man nicht viel daran erkennen kann; und doch ist Das, was man
erkennt, immer noch zu viel — für den Ruhm der Künstlerin.

~_-_- (Fortsetzung folgt.)


Lmrji-Znjlitute und -Vereine.

Die Ausstellung der Konkurrenz-Entwürfe für das National-Denkmat auf dem Niederwald.

(Entscheidung der Jury.)

er „Staats-Anzeiger" bringt den Wortlaut der officiellen
Entscheidung über die obige Konkurrenz; derselbe lautet:
Das Preisgericht über die K o n k u r r e n z - E n t w ü r f e für
ein National - Denkmal auf dem Niederwald,
welches durch den Tod des Professors Dr. Eggers einen
bedauernswerten Verlust erlitten und durch die zeitweilige
^ unabweisliche Behinderung des Prof. Lübke eine weitere

Verminderung erfahren hatte, ist durch den Hinzutritt des
Geheimen Regierungs-Raths Hitzig, Mitglied des Senats der königlichen
Akademie der Künste zu Berlin, ergänzt worden. Dasselbe ist, nachdenr einige
seiner Mitglieder Behufs der Auswahl des geeignetsten Standortes für das
zu errichtende Denkmal den Niederwald besucht hatten, in Berlin zusammen-
getreten und hat nach mehrtägiger eingehender Prüfung und Berathung zu
einem Schiedssprüche einstimmig sich vereinigt.

Sieben Projekte wurden für die engere Konkurrenz ausgewählt, und
zwar: Nr. 1 mit dem Motto: „Concordia"; Nr. 4 mit dem Motto: „Aquila";
Nr. 5 mit dem Motto: „Otto"; Nr. 7 mit dem Motto: „Für das heilige
deutsche Reich"; Nr. 13 mit dem Motto: „Dem deutschen Volke sei's ge-
bracht"; Nr. 27 mit dem Motto: „Im Kriege stark, im Frieden groß";
Nr. 29 mit dem Motto: „Ein einig Deutschland groß und frei". Nach
weiterer genauer Vergleichung dieser sieben Projekte wurden die drei nach-
folgenden als die besten anerkannt, und zwar Nr. 7, 13 und 27. Die
Reihenfolge unter diesen dreien in Bezug ans den künstlerischen Werth
wurde von der Jury einstimmig festgestellt, daß Nr. 7 (für den Leingipfel)

den ersten Rang einnehme, Nr. 27 den zweiten, Nr. 13 den dritten. —
Indem die Jury hiermit vom rein künstlerischen Standpunkte aus die
relativ besten Entwürfe bezeichnet hat, sah sich dieselbe dennoch zu der Er-
klärung veranlaßt, daß sie nicht in der Lage sei, einen dieser Entwürfe zur
Ausführung zu empfehlen. Trotz der unleugbaren künstlerischen Vorzüge,
welche diese Entwürfe auszeichnen, genüge keiner vollständig der vorliegenden
Aufgabe, und außerdem würden die event. Kosten eines jeden derselben die
präliminirte Bausumme mehrfach übersteigen. Die etwa vorzunehmenden
Reductionen dieser Entwürfe, um auch nur annähernd die ausgesetzte Summe
einzuhalten, müßten so einschneidender Art sein, daß wenig von dem ersten
Entwurf übrig bleiben würde, und ein ganz neuer Entwurf entstände. Da
somit auch in den drei Entwürfen, welche als die relativ besten anerkannt
wurden, eine Kardinalbedingung des Programms, dahin gehend, daß die
präliminirte Kostensumme nicht überschritten werde, nicht annähernd ein-
gehalten sei, so trete demnach den Bestimmungen des Programms gemäß die
Berechtigung ein, gar keinen Preis zu ertheilen. Die Jury müsse es jedoch
dem Ermessen des Comite's anheimstellen, in wie fern von dieser Bestimmung
des Programms im Interesse der Kunst Abstand zu nehmen sei.

In Folge dieses Schiedsspruches wurden Ehrenpreise von 1500 Thlr.,
1000 Thlr. und 500 Thlr. zuerkannt. Die Verfasser der prämiirten Ent-
würfe sind, wie sich nach Eröffnung der mit den Motto's versehenen Couverts
ergeben hat, von Nr. 7 Architekt Ä. Eggert zu Berlin, von Nr. 27 Prof.
Johannes Schilling zu Dresden und von Nr. 13 Architek A. Pieper
in Dresden.

F, Karsch's Kunsthan

Breslau..

^Hierdurch ersuche ich die geehrten
Herren Künstler um Uebersendung

von Original-Oelgemältien,

da ich mich jetzt in meiner seit
über 40 Jahren bestehenden Kunst-
Handlung fast ausschliesslich mit
deren Verkauf beschäftige.

Hochachtungsvoll

[743J Emil Karsch.

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Are Kartenlauöe.

llr. 39. Inhalt: Was die Schwalbe sang. Erzählung von Friedrich
Spielhagen. (Forts.) — Ein altes Familienbild. Von Gustav zu Putlitz.
Mit Hermann von Katte's Portrait. Nach einem im Besitz des
Hrn. Gustav zu Putlitz befindlichen Oelgemülde. — Aba Kaissi, der abessi-
nische Räuberfürst. Von Heinrich Freiherrn von Maltzan. — Deutsche Kaiser-
spuren in Thüringen: „Kyffhäuser", „Rothenburg", „Memleben". Von
Friedrich Hofmann. Mit Abbildungen von R. Püttner. — Eine große
Zeitungsthat. Von M. E. Plankenau. — Ein Orangenzweig. Erzählung
von A. Godin. (Schluß.) — Blätter und Blüthen: Aus hessischer Zeit Von
H. B. — „Wer so viel ertragen und tragen kann!" Gedicht von Kath. Koch.

llr. 40. Inhalt: „Und er soll Dein Herr sein". Der Wirklichkeit
nacherzählt von E. Rudorff. — Verwaiste Vögel. Von Brehm. Mit Ab-
bildung: „Verwaiste Vögel im Berliner Aquarium". Nach der Natur aus-
genommen von Emil Schmidt. — Ein deutsches Heiligthum und sein Unter-
gang. Von Julius Keßler in Ilmenau. Mit zwei Abbildungen: „Das
Goethehäuschen auf dem Kickelhahn", „Goethe's Handschrift im Kickelhahn-
Häuschen". — Der Vater des Kladderadatsch und der Berliner Posse. Von
Max Ring. — Was die Schwalbe sang. Erzählung von Friedrich Spiel-
hagen. (Forts.) — Das schwimmende Pathchen. — Blätter und Blüthen:
„Luther's Trauring". Mit vier Abbildungen. — Ein kritischer Augenblick.
Mit Abbildung: „Ueberrumpelung Bazaine's durch braunschweigische Husaren
in der Schlacht bei Vionville. Originalzeichnung von Otto Fikentscher.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schm Verlags-Buchhandlung (A. Effert & L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.
 
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