DEUTSCHE MALEREI DES 15. JAHRHUNDERTS
Neben der italienischen Relieffarbigkeit und der niederländischen
Helldunkelmalerei hat sich im 15. Jahrhundert noch eine dritte Art der
Farbgestaltung herausgebildet, die zwar nicht wie die beiden anderen,
für die ganze Folgezeit der europäischen Malerei bis heute richtung-
gebend werden sollte, die gleichwohl kunstgeschichtlich und kiinstle-
risch von großer Bedeutung ist. Die Ausbildung dieser dritten Art der
Farbgestaltung ist eine Leistung der deutschen Malerei. 1 Sie fiihrt am
ungebrochensten die mittelalterliche Farbgestaltung in die neuzeitliche
iiber, entwickelt sie teilweise an den Errungenschaften der westlichen
und der italienischen Malerei und schafft damit die Grundlagen der
Malerei der Diirerzeit.
Die kunstgeschichtliche Situation der deutschen Malerei ist schon da-
durch von der niederländischen und der italienischen verschieden, daß
ihr die fiihrenden Persönlichkeiten gefehlt haben, die - mit Masaccio
und Jan van Eyck vergleichbar - bereits im ersten Drittel des 15. Jahr-
hunderts die entscheidenden Lösungen fiir die neuen kiinstlerischen
Darstellungsaufgaben gefunden hatten.
In Deutschland geht die Farbgestaltung des späteren 14. Jahrhunderts
ohne Bruch in die des 15. Jahrhunderts iiber und erhält sich dort bis um
die Jahrhundertmitte.
Der Bamberger Altar (aus der Franziskanerkirche in Bamberg, Baye-
risches Nationalmuseum, Miinchen), 1429, also genau zwischen den
epochalen Leistungen der Brancacci-Kapelle und dem Genter Altar ent-
standen, ist formal wie farbig noch durchaus ein Werk des „weichen
Stils“. Entscheidend ist der Gegensatz von Goldgrund, als nahezu ein-
1 Dazu: Ernst Strauss, Untersuchungen zum Kolorit in der spätgotischen
deutschen Malerei, ca. 1460 bis ca. 1510, an Beispielen der schwäbischen, fränki-
schen und bayerischen Schule (1928). Wiederabgedruckt in: Strauss, Koloritge-
schichtliche Untersuchungen, 255-314. - Hildegard Dannenberg, Die farbige
Behandlung des Tafelbildes in der altdeutschen Malerei von etwa 1340-1460
unter besonderer Berücksichtigung des Mittelrheins. Diss. Frankfurt a. M.,
1926, Karcag 1926; das erste Kapital ist der „Farbenkomposition“ gewidmet. -
Peter Leo, Die Farbe in der westfälischen Malerei im Wandel vom Mittelalter zur
Neuzeit. (Ungedr.) Diss. Münster 1948. - Wolfgang Pilz, Das Triptychon als
Kompositions- und Erzählform in der deutschenTafelmalerei von den Anfängen
bis zur Dürerzeit, München 1970.
Neben der italienischen Relieffarbigkeit und der niederländischen
Helldunkelmalerei hat sich im 15. Jahrhundert noch eine dritte Art der
Farbgestaltung herausgebildet, die zwar nicht wie die beiden anderen,
für die ganze Folgezeit der europäischen Malerei bis heute richtung-
gebend werden sollte, die gleichwohl kunstgeschichtlich und kiinstle-
risch von großer Bedeutung ist. Die Ausbildung dieser dritten Art der
Farbgestaltung ist eine Leistung der deutschen Malerei. 1 Sie fiihrt am
ungebrochensten die mittelalterliche Farbgestaltung in die neuzeitliche
iiber, entwickelt sie teilweise an den Errungenschaften der westlichen
und der italienischen Malerei und schafft damit die Grundlagen der
Malerei der Diirerzeit.
Die kunstgeschichtliche Situation der deutschen Malerei ist schon da-
durch von der niederländischen und der italienischen verschieden, daß
ihr die fiihrenden Persönlichkeiten gefehlt haben, die - mit Masaccio
und Jan van Eyck vergleichbar - bereits im ersten Drittel des 15. Jahr-
hunderts die entscheidenden Lösungen fiir die neuen kiinstlerischen
Darstellungsaufgaben gefunden hatten.
In Deutschland geht die Farbgestaltung des späteren 14. Jahrhunderts
ohne Bruch in die des 15. Jahrhunderts iiber und erhält sich dort bis um
die Jahrhundertmitte.
Der Bamberger Altar (aus der Franziskanerkirche in Bamberg, Baye-
risches Nationalmuseum, Miinchen), 1429, also genau zwischen den
epochalen Leistungen der Brancacci-Kapelle und dem Genter Altar ent-
standen, ist formal wie farbig noch durchaus ein Werk des „weichen
Stils“. Entscheidend ist der Gegensatz von Goldgrund, als nahezu ein-
1 Dazu: Ernst Strauss, Untersuchungen zum Kolorit in der spätgotischen
deutschen Malerei, ca. 1460 bis ca. 1510, an Beispielen der schwäbischen, fränki-
schen und bayerischen Schule (1928). Wiederabgedruckt in: Strauss, Koloritge-
schichtliche Untersuchungen, 255-314. - Hildegard Dannenberg, Die farbige
Behandlung des Tafelbildes in der altdeutschen Malerei von etwa 1340-1460
unter besonderer Berücksichtigung des Mittelrheins. Diss. Frankfurt a. M.,
1926, Karcag 1926; das erste Kapital ist der „Farbenkomposition“ gewidmet. -
Peter Leo, Die Farbe in der westfälischen Malerei im Wandel vom Mittelalter zur
Neuzeit. (Ungedr.) Diss. Münster 1948. - Wolfgang Pilz, Das Triptychon als
Kompositions- und Erzählform in der deutschenTafelmalerei von den Anfängen
bis zur Dürerzeit, München 1970.