HELLDUNKEL UND FARBE:
DIE MALEREI DES 17. JAHRHUNDERTS
Im 17. Jahrhundert kommt die Helldunkelgestaltung zu voller Ausprä-
gung, je anders in der italienischen, holländischen, vlämischen, spani-
schen und französischen Malerei. 1 Gleichzeitig kulminiert die Buntfar-
bigkeit in der Trias der Grundfarben. 2 Braun, Grau und Oliv steigen als
Medien des Helldunkels zu neuer Bedeutung auf.
Caravaggio 3 (1573-1610) vertieft das Helldunkel zum „Tenebroso“,
verdichtet Dunkelheit zur Finsternis, zu substantiellem Schwarz oder
Braunschwarz, dem das Licht engegensteht und das Weiß als Dingfarbe.
In dieser Spannung zwischen Schwarz und festem Lichtweiß sucht Rot
die Mitte zu halten. In manchen Bildern, wie etwa beim >Hl. Hiero-
nymus< der Galleria Borghese in Rom, kann es die ganze Buntfarbskala
vertreten, in anderen tritt es mit Gelb, in wechselnder Proportionie-
rung, zusammen. (Später wird Rembrandt einen Rot-Gelb-Klang wie-
deraufnehmen, freilich diese Farben, anders als Caravaggio, aus ihrer
„irdischen“ Bedingtheit fiihren.) Blau tritt entschieden zuriick, es findet
keinen Ort in solcher Verfestigung des Dunkels, Griin und seine Ablei-
tungen dagegen gewinnen an Bedeutung. Eine eigene Farblogik bildet
sich aus: Schwarz und Rot ergeben Braun, Schwarz und Gelb Oliv,
beide, Braun und Oliv, fiihren wieder zum „tenebrosen“ Schwarz.
Im Unterschied zum niederländischen Helldunkel, das in lichtge-
tränkten Farben seinen Höhepunkt finden kann, kuliminiert das Hell-
dunkel Caravaggios und seiner italienischen Nachfolger in gesättigten
Farben; im Unterschied zur transitorischen Durchdringung von Licht
und Dunkel in der niederländischen Malerei, bei Rubens und Rem-
brandt, erscheint das caravaggeske Helldunkel als Scheidung von Licht
1 Zum Begriff des Helldunkels vgl.: René Verbraeken, Clair-Obscur,
- histoire d’un mot, Nogent-le-Roi 1979.
2 Vgl. auch: Charles Parkhurst, Red -Yellow - Blue, A ColorTriad in Seven-
teenth-century Painting. In: The Baltimore Museum of Art Annual, 4, 1972,
33-39, 108-110.
3 FA: Roberto Longhi, Caravaggio, Dresden 1968. - Zu Caravaggio vgl.:
Fritz Baumgart, Caravaggio, Kunst und Wirklichkeit, Berlin 1955,53-59 („Hell-
dunkel“), 60-64 („Farben“). -Strauss, Koloritgeschichtliche Untersuchungen,
96, 97 (Caravaggio: Die Berufung des hl. Matthäus).
DIE MALEREI DES 17. JAHRHUNDERTS
Im 17. Jahrhundert kommt die Helldunkelgestaltung zu voller Ausprä-
gung, je anders in der italienischen, holländischen, vlämischen, spani-
schen und französischen Malerei. 1 Gleichzeitig kulminiert die Buntfar-
bigkeit in der Trias der Grundfarben. 2 Braun, Grau und Oliv steigen als
Medien des Helldunkels zu neuer Bedeutung auf.
Caravaggio 3 (1573-1610) vertieft das Helldunkel zum „Tenebroso“,
verdichtet Dunkelheit zur Finsternis, zu substantiellem Schwarz oder
Braunschwarz, dem das Licht engegensteht und das Weiß als Dingfarbe.
In dieser Spannung zwischen Schwarz und festem Lichtweiß sucht Rot
die Mitte zu halten. In manchen Bildern, wie etwa beim >Hl. Hiero-
nymus< der Galleria Borghese in Rom, kann es die ganze Buntfarbskala
vertreten, in anderen tritt es mit Gelb, in wechselnder Proportionie-
rung, zusammen. (Später wird Rembrandt einen Rot-Gelb-Klang wie-
deraufnehmen, freilich diese Farben, anders als Caravaggio, aus ihrer
„irdischen“ Bedingtheit fiihren.) Blau tritt entschieden zuriick, es findet
keinen Ort in solcher Verfestigung des Dunkels, Griin und seine Ablei-
tungen dagegen gewinnen an Bedeutung. Eine eigene Farblogik bildet
sich aus: Schwarz und Rot ergeben Braun, Schwarz und Gelb Oliv,
beide, Braun und Oliv, fiihren wieder zum „tenebrosen“ Schwarz.
Im Unterschied zum niederländischen Helldunkel, das in lichtge-
tränkten Farben seinen Höhepunkt finden kann, kuliminiert das Hell-
dunkel Caravaggios und seiner italienischen Nachfolger in gesättigten
Farben; im Unterschied zur transitorischen Durchdringung von Licht
und Dunkel in der niederländischen Malerei, bei Rubens und Rem-
brandt, erscheint das caravaggeske Helldunkel als Scheidung von Licht
1 Zum Begriff des Helldunkels vgl.: René Verbraeken, Clair-Obscur,
- histoire d’un mot, Nogent-le-Roi 1979.
2 Vgl. auch: Charles Parkhurst, Red -Yellow - Blue, A ColorTriad in Seven-
teenth-century Painting. In: The Baltimore Museum of Art Annual, 4, 1972,
33-39, 108-110.
3 FA: Roberto Longhi, Caravaggio, Dresden 1968. - Zu Caravaggio vgl.:
Fritz Baumgart, Caravaggio, Kunst und Wirklichkeit, Berlin 1955,53-59 („Hell-
dunkel“), 60-64 („Farben“). -Strauss, Koloritgeschichtliche Untersuchungen,
96, 97 (Caravaggio: Die Berufung des hl. Matthäus).