MALEREI DER DURERZEIT
Von der Eigenart der spätgotischen Lokalfarbigkeit aus wird auch die
Problematik der Farbe Diirers (1471-1528) erst verständlich. 1 Man wird
ihr nicht völlig gerecht, wenn man sie nur daraufhin betrachtet, was er
durch sie Neues gebracht hat. Dann wird das Urteil immer schwankend,
wenn nicht negativ ausfallen. Denn ein primäres Gestaltungsmittel ist
fiir Diirer die Farbe nicht, trotz seiner gerade von der neueren For-
schung erkannten besonderen Errungenschaften im Bereich der Farbge-
staltung.
Sieht man sie jedoch unter dem Gesichtspunkt, was er mit ihr zu iiber-
winden sucht, wie er sie seiner kiinstlerischen Vision unterzuordnen ver-
steht, dann wird ihre entwicklungsgeschichtliche Bedeutung, die sich
keineswegs allein auf die Malerei seiner Zeit beschränkt, offenbar.
Die epochale Leistung Dürers, nämlich die Überfiihrung der deut-
schen Bildvorstellung der Spätgotik in eine unmittelbar dingbezogene
Darstellung der objektiven Welt auf einer höchsten Ebene formaler Prä-
gung, innerhalb welcher er dann auch zu einer eigenen Bildeinheit und
„Bildhoheit“ findet 2, liegt in seinem graphischen Werk am offensten zu-
tage. Denn sein im höchsten Maße dingliches Gestalten schließt auch die
Farbe ein. 3
Bei seinem Bemiihen, auch die Farbe seiner plastisch-nahsichtig
orientierten künstlerischen Vision zu unterwerfen, müssen zwangsläufig
seine spezifisch graphischen Darstellungsmittel mit dem Wesen der
Lokalfarbe in Konflikt geraten, da jede Detailangabe ihrer Homoge-
nität, jede plastisch-modellierende Behandlung ihrer flächigen Erschei-
nung entgegenarbeitet. Gegen beides kann sie sich nur durch entschie-
dene Wahrung ihres Buntwertes behaupten. So liegt das Problem der
Lokalfarbe, wie es fiir Diirer besteht, darin, auszumessen, wie weit es
gelingt, „das Allgemeine, Elementare der Farbenerscheinung“ zu zer-
1 Vgl. auch: Otto Eberhard Martin, Die Farbe bei Diirer. (Ungedruckte)
Diss. Leipzig 1941.
2 Siehe: Theodor Hetzer, Die Bildkunst Diirers, SchriftenTheodor Hetzers,
Bd. 2, hrsg. von Gertrude Berthold, Mittenwald, Stuttgart 1982. Darin, 15-195:
Diirers Bildhoheit (1939).
3 Vgl. Hans Jantzen, Diirer der Maler, Bern 1952. Walter Jiirgen Hofmann,
Über Diirers Farbe, Niirnberg 1971, Kapitel „Farbe und Gegenstand“, 7ff.,
„Mimesis und Farbe“, 19 ff., „Farbige Dinge“, 36 ff.
Von der Eigenart der spätgotischen Lokalfarbigkeit aus wird auch die
Problematik der Farbe Diirers (1471-1528) erst verständlich. 1 Man wird
ihr nicht völlig gerecht, wenn man sie nur daraufhin betrachtet, was er
durch sie Neues gebracht hat. Dann wird das Urteil immer schwankend,
wenn nicht negativ ausfallen. Denn ein primäres Gestaltungsmittel ist
fiir Diirer die Farbe nicht, trotz seiner gerade von der neueren For-
schung erkannten besonderen Errungenschaften im Bereich der Farbge-
staltung.
Sieht man sie jedoch unter dem Gesichtspunkt, was er mit ihr zu iiber-
winden sucht, wie er sie seiner kiinstlerischen Vision unterzuordnen ver-
steht, dann wird ihre entwicklungsgeschichtliche Bedeutung, die sich
keineswegs allein auf die Malerei seiner Zeit beschränkt, offenbar.
Die epochale Leistung Dürers, nämlich die Überfiihrung der deut-
schen Bildvorstellung der Spätgotik in eine unmittelbar dingbezogene
Darstellung der objektiven Welt auf einer höchsten Ebene formaler Prä-
gung, innerhalb welcher er dann auch zu einer eigenen Bildeinheit und
„Bildhoheit“ findet 2, liegt in seinem graphischen Werk am offensten zu-
tage. Denn sein im höchsten Maße dingliches Gestalten schließt auch die
Farbe ein. 3
Bei seinem Bemiihen, auch die Farbe seiner plastisch-nahsichtig
orientierten künstlerischen Vision zu unterwerfen, müssen zwangsläufig
seine spezifisch graphischen Darstellungsmittel mit dem Wesen der
Lokalfarbe in Konflikt geraten, da jede Detailangabe ihrer Homoge-
nität, jede plastisch-modellierende Behandlung ihrer flächigen Erschei-
nung entgegenarbeitet. Gegen beides kann sie sich nur durch entschie-
dene Wahrung ihres Buntwertes behaupten. So liegt das Problem der
Lokalfarbe, wie es fiir Diirer besteht, darin, auszumessen, wie weit es
gelingt, „das Allgemeine, Elementare der Farbenerscheinung“ zu zer-
1 Vgl. auch: Otto Eberhard Martin, Die Farbe bei Diirer. (Ungedruckte)
Diss. Leipzig 1941.
2 Siehe: Theodor Hetzer, Die Bildkunst Diirers, SchriftenTheodor Hetzers,
Bd. 2, hrsg. von Gertrude Berthold, Mittenwald, Stuttgart 1982. Darin, 15-195:
Diirers Bildhoheit (1939).
3 Vgl. Hans Jantzen, Diirer der Maler, Bern 1952. Walter Jiirgen Hofmann,
Über Diirers Farbe, Niirnberg 1971, Kapitel „Farbe und Gegenstand“, 7ff.,
„Mimesis und Farbe“, 19 ff., „Farbige Dinge“, 36 ff.