Angewandte Kunst in der Münchener Sezession.
7
der modernen Ausstellungs-Methode erstehen
zu lassen, die sich in Dresden bewährt hat.
Von diesen grundsätzlichen Einwänden
abgesehen, die unter den obwaltenden Um-
ständen als unvermeidliche Uebel gelten
können, verdient die kunstgewerbliche Ab-
theilung der Sezession hohe Anerkennung.
Sie lässt sich im Wesentlichen in 3 grosse
Gruppen zerlegen, die wir denn auch ge-
sondert einer kurzen Betrachtung unterziehen
wollen: die erste bringt uns das erste Auf-
treten van de Velde's in München; die
zweite zeigt uns die Fortschritte einiger
hochbegabter Münchener: Erler, Pankok,
Bruno Paul und Franz Mayr
sowie der Leistungen der Ver-
einigten Werkstätten auf dem
Gebiete der bürgerlichen Zimmer-
Ausstattung; die dritte kenn-
zeichnet sich als eine internatio-
nale Edelmetall - Ausstellung.
Veranstaltung und Einrichtung
unterstanden dem »Ausschuss
für Kunst im Handwerk«.
Die Kollektiv - Ausstellung
Van de Velde 's, den wir ja
nunmehr, nachdem er in Berlin
eine Niederlassung gegründet
hat, mit zu ^en Deutschen
rechnen dürfen und dies auch
noch aus einem tieferen Grunde,
Wie wir sehen werden, steht
ohne Zweifel im Vordergrunde
des Interesses. Freilich, wer zu
dem künstlerischen Leben in
näheren Beziehungen steht,
dürfte, die meisten der hier auf
der Sezession von dem grossen
niederländischen Reformator vor-
geführten Erzeugnisse bereits
kennen. Allein es ist ein ge-
waltiger Unterschied, ob man
Werke Van de Velde's in Berlin,
Hamburg, Dresden sieht, oder
hier bei uns im Süden. Immer
werden wir auch hier den un-
geheueren Reichthum seiner
formalen Erfindung bewundern,
nicht minder die Kraft und
Mannigfaltigkeit seiner Linien-
Führung, seine staunenswerthe Anpassungs-
Fähigkeit an die praktischen Erfordernisse,
seine unnachahmliche Leichtigkeit, geradezu
mit Nichts, mit dem Aller-unentbehrlichsten
schön, bedeutend zu erscheinen, kurz, man
wird ihm als Künstler und Einzel-Erscheinung
mit aussergewöhnlicher Anerkennung gegen-
übertreten. Ganz anders empfindet man da-
gegen, sobald man ihn als Symptom, als
Entwickelungs-Typus auffasst. Im Norden
finden wir ihn durchaus begreiflich, wir
können uns vorstellen, dass seine Erfolge
in Berlin durchaus nicht nur »Mode« sind;
für uns im Süden und bei uns gesehen,
HUGO KAUFMANN, nDie Zeit«.. Standuhr aus Bronze, Stahl u. Onyx.
Ausstellung der Sezession München 1899.
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der modernen Ausstellungs-Methode erstehen
zu lassen, die sich in Dresden bewährt hat.
Von diesen grundsätzlichen Einwänden
abgesehen, die unter den obwaltenden Um-
ständen als unvermeidliche Uebel gelten
können, verdient die kunstgewerbliche Ab-
theilung der Sezession hohe Anerkennung.
Sie lässt sich im Wesentlichen in 3 grosse
Gruppen zerlegen, die wir denn auch ge-
sondert einer kurzen Betrachtung unterziehen
wollen: die erste bringt uns das erste Auf-
treten van de Velde's in München; die
zweite zeigt uns die Fortschritte einiger
hochbegabter Münchener: Erler, Pankok,
Bruno Paul und Franz Mayr
sowie der Leistungen der Ver-
einigten Werkstätten auf dem
Gebiete der bürgerlichen Zimmer-
Ausstattung; die dritte kenn-
zeichnet sich als eine internatio-
nale Edelmetall - Ausstellung.
Veranstaltung und Einrichtung
unterstanden dem »Ausschuss
für Kunst im Handwerk«.
Die Kollektiv - Ausstellung
Van de Velde 's, den wir ja
nunmehr, nachdem er in Berlin
eine Niederlassung gegründet
hat, mit zu ^en Deutschen
rechnen dürfen und dies auch
noch aus einem tieferen Grunde,
Wie wir sehen werden, steht
ohne Zweifel im Vordergrunde
des Interesses. Freilich, wer zu
dem künstlerischen Leben in
näheren Beziehungen steht,
dürfte, die meisten der hier auf
der Sezession von dem grossen
niederländischen Reformator vor-
geführten Erzeugnisse bereits
kennen. Allein es ist ein ge-
waltiger Unterschied, ob man
Werke Van de Velde's in Berlin,
Hamburg, Dresden sieht, oder
hier bei uns im Süden. Immer
werden wir auch hier den un-
geheueren Reichthum seiner
formalen Erfindung bewundern,
nicht minder die Kraft und
Mannigfaltigkeit seiner Linien-
Führung, seine staunenswerthe Anpassungs-
Fähigkeit an die praktischen Erfordernisse,
seine unnachahmliche Leichtigkeit, geradezu
mit Nichts, mit dem Aller-unentbehrlichsten
schön, bedeutend zu erscheinen, kurz, man
wird ihm als Künstler und Einzel-Erscheinung
mit aussergewöhnlicher Anerkennung gegen-
übertreten. Ganz anders empfindet man da-
gegen, sobald man ihn als Symptom, als
Entwickelungs-Typus auffasst. Im Norden
finden wir ihn durchaus begreiflich, wir
können uns vorstellen, dass seine Erfolge
in Berlin durchaus nicht nur »Mode« sind;
für uns im Süden und bei uns gesehen,
HUGO KAUFMANN, nDie Zeit«.. Standuhr aus Bronze, Stahl u. Onyx.
Ausstellung der Sezession München 1899.