Sascha Schneider als Maler.
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SASCHA SCHNEIDER.
>Die Nacht*. Wandgemälde in der Villa Colombaia zu Florenz.
in welchem eine geistvolle Idee rein künst-
lerischen Gesichtspunkten untergeordnet er-
scheint, und dabei andererseits gerade durch
die Kraft der malerischen Stimmung zu
vollem, überzeugenden Ausdruck gelangt. —
Im Frühjahr 1899 kehrte Sascha
Schneider nach Deutschland zurück, um sich
nun ganz der Ausführung seines Gemäldes
am Triumphbogen der Johanniskirche zu
Cölln zu widmen. »Der Triumph des
Kreuzes im Weltgericht«, war der Vorwurf,
den er dafür endgiltig wählte, nachdem er
eine »Anbetung des Lammes« verworfen
hatte. Mit wahrem Feuereifer ging er Mitte
Juni an die gewaltige Aufgabe heran, und
nach acht Wochen bereits hatte er sie be-
endet. An dem Tage da diese Zeilen nieder-
geschrieben werden (27. August), findet unter
den Klängen des Dies irae aus Mozart's
Requiem im festlichen Gottesdienste die
Uebergabe des fertigen Gemäldes an die Ge-
meinde statt. Unsere Abbildung auf S. 59 gibt
er zum ersten Male weiteren Kreisen bekannt.
War schon die blosse physische Leistung,
auf hohem Gerüste stehend ein solches Werk
in einer noch nie geübten Technik in so
kurzer Zeit ganz eigenhändig auszuführen,
gewiss keine Kleinigkeit, so ist das künst-
lerische Ergebniss um so bewunderungs-
werther. Wer allerdings mit einer gewissen
hämischen Freude von einem Kirchenbilde
Sascha Schneider's sensationelle Ueberrasch-
ungen in Stoff oder Auffassung erwartete,
der wird gründlich enttäuscht sein. Gross
und ruhig, durchaus reif und abgeklärt steht
das Werk wie selbstverständlich an seiner
Stelle. Der Bogenform der zu schmückenden
Fläche entsprechend, ist die ganze Kompo-
sition radial angeordnet. Den Gipfelpunkt
bildet Christus, aus Leiden triumphirend; er
steht auf einer Wolke in der Höhe der
ganzen Darstellung, inmitten einer Strahlen-
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SASCHA SCHNEIDER.
>Die Nacht*. Wandgemälde in der Villa Colombaia zu Florenz.
in welchem eine geistvolle Idee rein künst-
lerischen Gesichtspunkten untergeordnet er-
scheint, und dabei andererseits gerade durch
die Kraft der malerischen Stimmung zu
vollem, überzeugenden Ausdruck gelangt. —
Im Frühjahr 1899 kehrte Sascha
Schneider nach Deutschland zurück, um sich
nun ganz der Ausführung seines Gemäldes
am Triumphbogen der Johanniskirche zu
Cölln zu widmen. »Der Triumph des
Kreuzes im Weltgericht«, war der Vorwurf,
den er dafür endgiltig wählte, nachdem er
eine »Anbetung des Lammes« verworfen
hatte. Mit wahrem Feuereifer ging er Mitte
Juni an die gewaltige Aufgabe heran, und
nach acht Wochen bereits hatte er sie be-
endet. An dem Tage da diese Zeilen nieder-
geschrieben werden (27. August), findet unter
den Klängen des Dies irae aus Mozart's
Requiem im festlichen Gottesdienste die
Uebergabe des fertigen Gemäldes an die Ge-
meinde statt. Unsere Abbildung auf S. 59 gibt
er zum ersten Male weiteren Kreisen bekannt.
War schon die blosse physische Leistung,
auf hohem Gerüste stehend ein solches Werk
in einer noch nie geübten Technik in so
kurzer Zeit ganz eigenhändig auszuführen,
gewiss keine Kleinigkeit, so ist das künst-
lerische Ergebniss um so bewunderungs-
werther. Wer allerdings mit einer gewissen
hämischen Freude von einem Kirchenbilde
Sascha Schneider's sensationelle Ueberrasch-
ungen in Stoff oder Auffassung erwartete,
der wird gründlich enttäuscht sein. Gross
und ruhig, durchaus reif und abgeklärt steht
das Werk wie selbstverständlich an seiner
Stelle. Der Bogenform der zu schmückenden
Fläche entsprechend, ist die ganze Kompo-
sition radial angeordnet. Den Gipfelpunkt
bildet Christus, aus Leiden triumphirend; er
steht auf einer Wolke in der Höhe der
ganzen Darstellung, inmitten einer Strahlen-
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