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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 2 (November)
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Schliepmann, Hans: Moderner Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0086

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62 Hans Schliepmann: Moderner Schmuck.

O. M. WERNER—BERLIN.

Ausgeführt von J. H. WERNER, HOF-JUWELIER IN BERLIN.

Hals-Schmuck.

Das Verdienst, diesen Wandel auf dem
Gebiete der Goldschmiedekunst angebahnt
zu haben, gebührt vornehmlich der alt-
bewährten Firma J, H. Werner, Hofjuwelier
in Berlin. Wohl haben auch andere Gold-
arbeiter in der Reichs - Hauptstadt allezeit
eine intimere Kunst neben der »gefragten«
geübt; vor allem hat der vortreffliche
Schaper mit Erfolg eine Wiederbelebung
der so hochstehenden Goldschmiedekunst
der Renaissance unternommen und schier
in jedem Stück aus seinem Atelier eben-
soviel liebevolle Arbeit als durchgebildeten
Geschmack gezeigt.

Einen durchschlagenderen Erfolg aber
hat in kurzer Zeit die erstgenannte Firma er-
rungen, weil sie sich entschlossen auf die
Seite der neuen Kunst zu stellen wagte, die
immer entschiedener ihre eigenen Wege sucht.

Schon auf der vorjährigen grossen Ber-
liner Kunstausstellung fesselte eine grössere
Anzahl von Broschen dieser Firma, meist
nach Zeichnungen von Bruno Möhring, alle
diejenigen, die nach gutem Neuen suchten.

Seit der Sohn des Besitzers, Herr O.M. Werner,
die eingeschlagene Richtung zielbewusst und
selbständig weiter verfolgte, sind aus seinen
Werkstätten zahlreiche durchaus moderne
Erzeugnisse hervorgegangen, die den Ge-
schmack und die Erfindungsgabe dieses
Künstlers in das beste Licht stellen.

Sicher ist das »durchaus Moderne« an
sich noch nicht schlechtweg ein Lob; es
Hesse sich nur zuviel dagegen einwenden —
und soll auch gelegentlich wohl einmal von
mir an anderer Stelle eingewendet werden.
Aber die Eigenart der Edelmetallarbeiten
kommt der modernen Richtung mehr als
halben Weges entgegen. Die geschlängelte,
eigenartig gebogene Linie, die unsere neue
Richtung schier übermässig beherrscht, ist
gerade bei der Goldschmiedearbeit, bei der
Behandlung eines leicht dehnbaren, für die
ästhetische Ausnutzung seines Eigenglanzes
auf vielfach gebogene Flächen hingewiesenen
Metalles das stilistisch gebotene Motiv; durch
ihre Anmuth wird der leicht prahlerische,
indianerhafte Reiz des Goldes erst recht
 
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