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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 2 (November)
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Wilser, Ludwig: Germanischer Stil und deutsche Kunst, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0126

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Germanischer Stil und deutsche Kunst.

Zierwerk. So ist die stilbildende Kraft der
Germanen massgebender als angenommen.

Deutschland (Böhmen) besitzt nur noch
ein Denkmal dieser Art, die im Jahre 1171
erbaute Kirche von Braunau im Riesen-
gebirge; diese hat, wie die norwegischen,
Laufgang und Schindeldach und auf der
anderen Seite, wie Lachner (Geschichte der
Holzbaukunst in Deutschland.) hervorhebt,
»eine auffallende Aehnlichkeit mit den ro-
manischen Basiliken«. Die ähnliche Bauart
erkennen lassende, im 13. Jahrhundert er-
richtete Jodokuskapelle in Mühlhausen i. Th.
ist 1846 »gemeinnütziger Zwecke wegen«
abgebrochen worden; auch eine solche, sogar
mit Runeninschrift versehene Kapelle in der
Nähe von Bielefeld soll erst in den letzten
Jahrzehnten verschwunden sein. — Auch die
Slaven kannten ursprünglich nur den Holz-
bau; daher sind auch in slavischen Ländern,
Oberschlesien, Mähren, Böhmen, Polen,
Ungarn, ausser alten Bauern- und Bürger-
häusern noch eine ziemliche Anzahl von
Holzkirchen erhalten, die z. T., wie die von
Lubom, Syrin im Szathmarer Komitat u. a.,
beim ersten Anblick an die norwegischen
erinnern. Es sind aber lauter Blockbauten,
woraus hervorgeht, dass die Slaven den

h. fauser. Entwurf für eine Haus-Apotheke.

1900. ii. 6.

ioi

meier & werle—berlin. Haus-Thüre.

Holzbau nicht bis zu der hohen Vollendung
entwickelt haben wie die Germanen; was
sich von Riegelbauten in diesen Gebieten
findet, stammt meist von deutschen Ein-
wanderern und Ansiedlern her. Man kann
daher Lachner nicht ganz beistimmen,
wenn er sagt: »Die ehemals von ostger-
manischen und vandalischen Völkerstämmen,
den nächsten Verwandten der Skandinavier,
innegehabten Wohnsitze nahmen nach der
Völkerwanderung die nachrückenden Slaven
ein und behielten die vorgefundene Bauart
bei. Nur so lässt es sich erklären, wie
Henning richtig betont (Geschichte des
deutschen Hauses), dass die schlesischen
 
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