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Ludwig Wilser:
erich kleinhempel. Gas - Ofen - Verkleidung.
II. Preis. Wettbewerb von Houben Sohn Carl—Aachen.
und anderen ostdeutschen Blockbauten, ja
selbst ein Theil der ungarischen Holzkirchen
in ihrer Anlage den nordischen näher stehen
als die benachbarten russischen.« Dieser
Erklärung bedarf es nicht, denn die Slaven
bauten ja schon zu Tacitus' Zeit Häuser
(domos fingunt, Germ. 46), und die Aehnlich-
keit beruht auf Urverwandtschaft. Einzelne
Bauten, wie der Hof des Königs Wacho,
mögen beim Abzug der Germanen stehen
geblieben sein; trotzdem aber haben die
Slaven auch im Holzbau, wie in der Kultur-
entwickelung überhaupt, nicht die hohe Stufe
der Germanen erreicht. Auch der griechische
Tempel ist ja, wie wir gesehen, aus dem
Holzbau hervorgegangen, aber zu einer Zeit,
als sich dieser noch nicht über den Zustand
des Blockbaues erhoben hatte und man noch
keine hohen Dachstühle zu zimmern ver-
stand; die Säulen sind aus den Pfosten her-
vorgegangen, mit denen man, wie z. B. an
der Kirche von Szuszko in Ungarn zu sehen,
in Osteuropa das über die Blockwand vor-
springende Dach zu stützen pflegte. Diesen
Ursprung verleugnet auch der griechische
Tempelbau nicht; er behält, bei aller Schön-
heit der sonstigen künstlerischen Ausge-
staltung und Schmückung, doch mit seinem
niederen, schwerlastenden Dach etwas Ge-
drücktes und im Gegensatz zu den himmel-
anstrebenden germanischen Bauten, etwas
an der Erde haftendes.
Im Norden dagegen, wo der Steinbau
viel später eingeführt wurde, konnte die
Holzbaukunst ungestört sich weiter ausbilden
und vervollkommnen, nicht nur was den
Aufbau, sondern auch, was das Zierwerk
anlangt, die beide, mit einander sich ent-
wickelnd, in völliger Uebereinstimmung
unter sich und mit dem Baustoff blieben.
»Bildet der konstruktive Aufbau«, sagt
Lachner, »das Gerippe, ohne welches ein
haltbarer Körper nicht denkbar ist, so ist
Freiherr v. tettau—karlsruhe. Gas-Ofen. II. Preis,
Ludwig Wilser:
erich kleinhempel. Gas - Ofen - Verkleidung.
II. Preis. Wettbewerb von Houben Sohn Carl—Aachen.
und anderen ostdeutschen Blockbauten, ja
selbst ein Theil der ungarischen Holzkirchen
in ihrer Anlage den nordischen näher stehen
als die benachbarten russischen.« Dieser
Erklärung bedarf es nicht, denn die Slaven
bauten ja schon zu Tacitus' Zeit Häuser
(domos fingunt, Germ. 46), und die Aehnlich-
keit beruht auf Urverwandtschaft. Einzelne
Bauten, wie der Hof des Königs Wacho,
mögen beim Abzug der Germanen stehen
geblieben sein; trotzdem aber haben die
Slaven auch im Holzbau, wie in der Kultur-
entwickelung überhaupt, nicht die hohe Stufe
der Germanen erreicht. Auch der griechische
Tempel ist ja, wie wir gesehen, aus dem
Holzbau hervorgegangen, aber zu einer Zeit,
als sich dieser noch nicht über den Zustand
des Blockbaues erhoben hatte und man noch
keine hohen Dachstühle zu zimmern ver-
stand; die Säulen sind aus den Pfosten her-
vorgegangen, mit denen man, wie z. B. an
der Kirche von Szuszko in Ungarn zu sehen,
in Osteuropa das über die Blockwand vor-
springende Dach zu stützen pflegte. Diesen
Ursprung verleugnet auch der griechische
Tempelbau nicht; er behält, bei aller Schön-
heit der sonstigen künstlerischen Ausge-
staltung und Schmückung, doch mit seinem
niederen, schwerlastenden Dach etwas Ge-
drücktes und im Gegensatz zu den himmel-
anstrebenden germanischen Bauten, etwas
an der Erde haftendes.
Im Norden dagegen, wo der Steinbau
viel später eingeführt wurde, konnte die
Holzbaukunst ungestört sich weiter ausbilden
und vervollkommnen, nicht nur was den
Aufbau, sondern auch, was das Zierwerk
anlangt, die beide, mit einander sich ent-
wickelnd, in völliger Uebereinstimmung
unter sich und mit dem Baustoff blieben.
»Bildet der konstruktive Aufbau«, sagt
Lachner, »das Gerippe, ohne welches ein
haltbarer Körper nicht denkbar ist, so ist
Freiherr v. tettau—karlsruhe. Gas-Ofen. II. Preis,