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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 3 (Dezember)
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Osborn, Max: Walter Leistikow
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0147

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i2o Dr. Max Osborn: Walter Leistikow.

"3 51

WALTER LEISTIKOW—BERLIN.

heisst es da, »sind so sanfte Leute, leben in
Frieden auf unseren Jagdgründen und kennen
nicht einmal dickbäuchige Thürme und be-
mooste Mauern, gegen die wir schweres
Geschütz richten sollten. Nein, — an solche
Niederträchtigkeiten hat Niemand gedacht.
Wir wollten nur gern 'mal unter uns sein.
Von dieser Idee versprachen wir uns Ver-
gnügen und der Kunst der Hauptstadt —
nun ja, vielleicht ein bischen Erfrischung,
ein bischen Erregung — uns damit: Leben!..
Die »XI« hat kein Programm. Es ist dess-
halb auch ganz zwecklos, geistreiche Unter-
suchungen darüber anzustellen, welches wohl
das gemeinsame Prinzip sei, das diese Maler
in ihrer Kunst miteinander verbindet. . . .
Was uns zusammenführte, war allein der
Wunsch, eine kleine gemeinsame Ausstellung
zu arrangiren, in der Jeder frei und ungenirt,
ohne Rücksicht auf Wünsche und Lieb-
habereien des kaufenden Publikums, ohne

Kiefern an der Havel. Oelgemälde (i8g8).

ängstliches Schielen auf Paragraphen der
Ausstellungsprogramme, sich geben konnte.
Der Nutzen, der aus derartigen Arrangements
für das Kunstleben, für die Kunst selbst
herauswachsen konnte, ist zunächst wohl ein
indirekter. Mit Sicherheit Hess sich in erster
Reihe erwarten, dass durch dies gemeinsame
Vorgehen — in dem Jedem völlige indivi-
duelle Freiheit gelassen wurde — eine Steige-
rung von Wollen und Können bewirkt wurde
durch Anspannen nnd Hinaufschrauben der
eigenen Fähigkeiten.«

Leistikow hat diesen »indirekten Nutzen«
selbst am besten erfahren. Die Begründung
der »XI« war für ihn ein Erlebniss von
grösster Wichtigkeit. Hatte er sich in den
Jahren zuvor auf den grossen Ausstellungen
im Moabiter Glaspalast mit seinen Arbeiten
zwischen den endlosen Massen der Mittel-
mässigkeiten, von den wenigen Gesinnungs-
genossen durch eine Reihe von Sälen ge-
 
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