Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 4 (Januar)
DOI Artikel:
Singer, Hans Wolfgang: Hans Unger - Dresden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0207

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Hans W. Singer:











0 vi T s^Sf

























("VI i











E. PROCH-WORPSWEDE. Verglasung.

andere Ende der Natur reist,
darf man wohl nicht nur
die Technik, sondern auch
die Empfindung ändern.
Aus den Aquarell- und Oel-
Skizzen, die er mitbrachte,
haben sich diesmal auch
einige Gemälde krystallisirt,
vornehmlich die beiden ru-
dernden Lootsen, die man
auf Ausstellungen in Berlin

Ausgef. V. GEBR. LIEBERT-DRESDEN.

und Dresden sowohl, als wie im Münchener
Glaspalaste öfters zu sehen Gelegenheit hatte.

Dass überhaupt ein zwei-dreiundzwanzig-
jähriger Mensch schon so fertig und ab-
geschlossen sein soll, um nur auf einem
bestimmten Pfad zu wandeln, ist gar nicht
zu verlangen: im Gegentheil ist wenigstens
vorläufig ein Anpassungsvermögen von
grossem Werth. Unger besitzt es in grossem
Maass, das beweisen zwei Fälle.

Auf einer hiesigen Ausstellung erwarb
das kgl. Kupferstichkabinet ein prachtvolles
Aquarell von dem Schotten Nisbet. Es stellt
eine ziemlich einförmige Haide dar, durch
niedrige Hügel begrenzt, von einem wolken-
reichen Himmel bedeckt. Der Meister führte
den Pinsel mit souveräner Fertigkeit; ein
einfacher Strich gibt meilenweites Terrain

mit einem zauberhaften Andeutungsvermögen
wieder: er benutzte nur Wasser- keine
Deckfarben, und erzielte grosse Farbensattig-
keit. Zu denen, die das Werk entzückt hat,
gehört auch Unger, und er hat sich, — viel-
leicht gar nicht einmal dessen klar bewusst,
— angeregt gefühlt in gleicher Weise zu
arbeiten. Das Ergebniss, »Heimkehr«, hängt
nun als eine Art Gegenstück ebenfalls im
Kupferstich-Kabinet zu Dresden. Ein Bauer
führt sein Rind in der glühenden Abend-
sonne nach Hause. Technisch beinahe dem
Nisbet'schen Bilde ebenbürtig, übertrifft es
dieses noch bedeutend an Farbenkraft was
allerdings theilweise auf den verschiedenen
Vorwurf zurückzuführen ist. Man kann
wieder sagen, ein solch leuchtendes Aquarell,
hatte man bis dahin von einem Dresdener
 
Annotationen