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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 5 (Februar)
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Schliepmann, Hans: Christiansen's Kunstverglasungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0244

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208

Hans Schliepmann :

aus ähnlichen Versuchen
hervorgegangen ist; ich
erinnere an den Zusam-
menhang des Rokoko
mit dem Aufkommen des
Porzellanes. Gerade wie
die Kunst des Rokoko
aber die künstlerische
Laune einmal neben die
Natur, ja, über sie zu
stellen suchte und —
vermochte, wie sie so die
geistige Natur, das Indi-
viduelle in der künstle-
rischen Phantasie, über
die Natur der Aussen-
welt erhob und so bewies,
dass die »Wahrheit«, das
»Studium der Natur als
Grundlage alles Schönen«
nicht nur die äussere
Natur umschliessen kann,
so ist eine Welt der
blossen phantastischen
Farbe (das Rokoko war
gerade hierin ziemlich
steril) durchaus noch
nicht unberechtigt in der
Kunst, wenn man sie
nur wirklich beherrscht
zcnd in das rechte —
Milieu setzt. Wenn
Wohnzimmer, Raths-
stube , Schlaf gemach,
Kirche auf Werke der
neuen Richtung verzich-
ten müssten: Eintritts-
hallen , Vergnügungs-
Räume, Erker, in die
nicht gleich der erste
Blick fällt und ähnliche,
nicht ständig bewohnte
oder ernsthafte Räume
werden vielleicht gerade
als einzigen Schmuck ein
modernes Glasgemälde
sehr wohl zu eindruck-
vollster Wirkung erhalten
können. — Behaupte ich
nun, dass gerade Hans

hans Christiansen. Kunst - Verglasung.
ausgef. von k. engelbrecht—hamburg.

Christiansen''s Kunstver-
glasungen die sichere
Hoffnung erwecken, eine
höchst werthvolle und
wesentliche Bereicherung
unserer künstlerischen
Dekorationsmittel zu bil-
den, so muss ich freilich
auf den guten Glauben
der Leser rechnen. Denn
was die zahlreichen Ab-
bildungen dieses Heftes
geben können, ist kaum
das, was etwa eine ein-
zelne Violine von Wag-
ner's Opern zu vermitteln
vermöchte. — Wie ich
den älteren Lesern dieser
Zeitschrift schon im Juni-
heft 1898 entwickeln
durfte, ist Christiansen's
eigenste Begabung der
hochentwickelte Farben-
sinn und Farbenge-
schmack. Von ihm kön-
nen dieAbbildungen leider
kein Zeugniss geben. Und
dennoch: wie man es mit
Erfolg wagen durfte, das
Lebenswerk Böcklins, des
eigentlich nur in Farben
träumenden, durch Helio-
gravüren wiederzugeben,
so bleibt immer noch
genug, um auch aus den
schwarzen Abbildungen
auf Christiansens Kunst
zu schliessen. Denn er
ist sicherlich bereits ein
Eigener geworden; in
einem neuen Heft der
»Jugend«, einer kunstge-
werblichen Zeitschrift er-
kennt man beim ersten
Blick seine Beiträge
heraus; auch wo er nicht
durch die Farbe wirkt,
verräth er sich durch den
Geschmack seiner Zeich-
nung, den Schick (nicht
 
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