i 14 Cornelius Gut litt:
Form, sondern der Kampf gegen die alten,
bisher als schön, jetzt als langweilig em-
pfundenen Verhältnisse; gegen die durch
Antike und Renaissance festgestellten, in der
Gothik in anderer Weise doch mit gleicher
Absicht aufgestellten Regeln von lang zu
breit und hoch sowohl in den Baugliedern
als in der Raumgestaltung. Da liegt der
Schwerpunkt des Neuen neben der verän-
derten Auffassung des Werthes der Farbe
und der neuen Empfindung in der Linien-
führung. Darin liegt auch das Revolutionäre
der neuen Kunst. Denn während seit Vitruv
die »Gesetze schöner Verhältnisse« scheinbar
feststanden, wenigstens für feststehend ge-
halten wurden, sucht man jetzt den Reiz im
Durchbrechen dieser Gesetze zu Gunsten
einer für den besonderen Zweck dienlichen
Form. Die Säule — um ein Beispiel zu
wählen — soll nicht mehr nach »Pro-
portionen«, sondern in Beziehung zu der von
ihr getragenen Lasten gezeichnet werden,
vielleicht dick und kurz oder lang und schlank,
je nachdem sie viel oder wenig zu tragen
hat. Die Proportionen wurden im Laufe
der Zeit durch Angewöhnung des Auges
Form, sondern der Kampf gegen die alten,
bisher als schön, jetzt als langweilig em-
pfundenen Verhältnisse; gegen die durch
Antike und Renaissance festgestellten, in der
Gothik in anderer Weise doch mit gleicher
Absicht aufgestellten Regeln von lang zu
breit und hoch sowohl in den Baugliedern
als in der Raumgestaltung. Da liegt der
Schwerpunkt des Neuen neben der verän-
derten Auffassung des Werthes der Farbe
und der neuen Empfindung in der Linien-
führung. Darin liegt auch das Revolutionäre
der neuen Kunst. Denn während seit Vitruv
die »Gesetze schöner Verhältnisse« scheinbar
feststanden, wenigstens für feststehend ge-
halten wurden, sucht man jetzt den Reiz im
Durchbrechen dieser Gesetze zu Gunsten
einer für den besonderen Zweck dienlichen
Form. Die Säule — um ein Beispiel zu
wählen — soll nicht mehr nach »Pro-
portionen«, sondern in Beziehung zu der von
ihr getragenen Lasten gezeichnet werden,
vielleicht dick und kurz oder lang und schlank,
je nachdem sie viel oder wenig zu tragen
hat. Die Proportionen wurden im Laufe
der Zeit durch Angewöhnung des Auges