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Cornelius Gurlitt:
HANS CHRISTIANSEN—DARMSTADT.
Entwurf für Kunst-Verglasung.
Bei uns dagegen baut man aller Orten.
Es ist ja für den, der die »Provinz« in
Deutschland, Frankreich und England kennt,
nicht schwer gemacht, zu sehen, wie ein-
seitig, wie beschränkt das französische
Leben dem Deutschen und Britischen
gegenüber ist; einen wie viel geringeren
Aufwand an geistiger Kraft das Land dort
braucht, um in Paris den Anschein des
Blühens zu erwecken, weil es sich ganz auf
eine Stadt konzentrirt; und wie öde es in
weiten Land-Strecken aussieht. Als bei uns
vor 30, 40 Jahren nur in Berlin, München
und vielleicht Dresden und Stuttgart gebaut
wurde, kannten wir die Namen unserer Ar-
chitekten, spielte die Architektur ihre Rolle
in der Kunstkritik und Kunstgeschichte. Jetzt
fehlt schon seit Jahrzehnten auch nur der
Versuch einer deutschen Architektur - Ge-
schichte der Gegenwart. Nicht weil es nicht
der Mühe lohnt, sondern weil sich Niemand
fand, die Riesenleistung zu sichten und
kritisch zu bewältigen.
Wer unter den »Gebildeten« kennt z. B.
Hugo Lichi, ausser etwa in Leipzig, wo er
Stadtbaurath ist, und wie viele selbst in
Leipzig wissen wohl, dass er unter seinen
Fachgenossen für einen der Ersten gilt? Er
ist in seiner Entwickelung bezeichnend für
die Wandlung, welche die deutsche Baukunst
in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat.
Einst zeigte er mir ein Studienblatt, das
er bei Strack an der Berliner Bauakademie
vor 30 Jahren gezeichnet hatte. Die sorg-
fältigste, in jeder Linie ängstlich abgewogene
Hellenik alter Berliner Richtung, gezeichnet
Cornelius Gurlitt:
HANS CHRISTIANSEN—DARMSTADT.
Entwurf für Kunst-Verglasung.
Bei uns dagegen baut man aller Orten.
Es ist ja für den, der die »Provinz« in
Deutschland, Frankreich und England kennt,
nicht schwer gemacht, zu sehen, wie ein-
seitig, wie beschränkt das französische
Leben dem Deutschen und Britischen
gegenüber ist; einen wie viel geringeren
Aufwand an geistiger Kraft das Land dort
braucht, um in Paris den Anschein des
Blühens zu erwecken, weil es sich ganz auf
eine Stadt konzentrirt; und wie öde es in
weiten Land-Strecken aussieht. Als bei uns
vor 30, 40 Jahren nur in Berlin, München
und vielleicht Dresden und Stuttgart gebaut
wurde, kannten wir die Namen unserer Ar-
chitekten, spielte die Architektur ihre Rolle
in der Kunstkritik und Kunstgeschichte. Jetzt
fehlt schon seit Jahrzehnten auch nur der
Versuch einer deutschen Architektur - Ge-
schichte der Gegenwart. Nicht weil es nicht
der Mühe lohnt, sondern weil sich Niemand
fand, die Riesenleistung zu sichten und
kritisch zu bewältigen.
Wer unter den »Gebildeten« kennt z. B.
Hugo Lichi, ausser etwa in Leipzig, wo er
Stadtbaurath ist, und wie viele selbst in
Leipzig wissen wohl, dass er unter seinen
Fachgenossen für einen der Ersten gilt? Er
ist in seiner Entwickelung bezeichnend für
die Wandlung, welche die deutsche Baukunst
in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat.
Einst zeigte er mir ein Studienblatt, das
er bei Strack an der Berliner Bauakademie
vor 30 Jahren gezeichnet hatte. Die sorg-
fältigste, in jeder Linie ängstlich abgewogene
Hellenik alter Berliner Richtung, gezeichnet