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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 5 (Februar)
DOI Artikel:
Gurlitt, Cornelius: Deutsche Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0259

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Deutsche Baukunst.

221

Licht's jüngste Arbeit
ist der Plan für das Rath-
haus zu Leipzig, mit dem
er in einem Wettbewerb
siegte. Er siegte aber
namentlich mit einem
zweiten ausser Wettbe-
werb stehenden, das Pro-
gramm umgestaltenden
Entwurf. (S. S. 236 u. 237.)

Ein paar Worte über
diesen, da er bezeichnend
für die Fragen ist, um
welche sich jetzt das
Ringen in der Baukunst
dreht. Zunächst kehrt
der Plan sich gegen das
Einordnen der Monumen-
talbauten in die Flucht-
linie der Strassen oder
in deren Achse. Er stellt
den Bau schräg zu den
Strassen und schafft ihm
dadurch eine Ansicht
übereck, welche ihn nicht
zu der jetzt so beliebten
gewaltsamen Unsymme-
trie zwingt. Er braucht
nicht »malerisch« ent-
worfen zu werden, da er
ohnehin malerisch wirken
wird. Die so sehr ver-
nachlässigte und that-
sächlich in Deutschland
allein auf dem Tapet
stehende Frage des künst-
lerischen Städtebaues fin-
det hier zu einem ihrer
Theile eine interessante
Lösung. Das ist ein
bemerkenswerther Sieg
über die Vorherrschaft
von Winkel und Lineal,
der grössten Feinde des
architektonischen Fort-
schrittes. Und dann ist
das Gute an dem neuen
Plan die völlige Zweck-
mässigkeit im Innern
und Aeussern. Nirgends

H. CHRISTIANSEN. Vestiaire-Fenster.

Für ein Schloss in der Charente.

(Sämmtl. Ausführungen in Opaleszent-Glas.)

hinter grossartiger Archi-
tektur das Zimmer eines
armseligen Stadtschreiber-
leins: Nur die Fest- und
Versammlungsräume sind
nach aussen schon durch
ihre grossen Fenster
kenntlich gemacht und
reicher entwickelt, sonst
herrscht wieder die Ehr-
lichkeit , ein Geschäfts-
haus als solches zu kenn-
zeichnen: dadurch ruhige
Massen, einfache Linien
und die erhöhte Wirkung
des Auszuzeichnenden.

Mir war es darum
zu thun, einmal an einem
deutschen Baukünstler
den Beweis zu erbringen,
dass wir Deutsche uns
nicht in die Ecke zu
stellen brauchen, wenn
von neuer Kunst die
Rede ist. Das Ding
sieht aus der Nähe oft
anders aus, wie von
draussen. Allen Respekt
vor der englischen und
französischen Malerei. Ich
habe mich nie gescheut,
ihren Ruhm nach besten
Kräften zu verkünden,
darauf hinzuweisen, wo
sie die unsrige nach
meiner Ansicht übertrifft.
Aber ich möchte mich
gegen die neuen Heine
und Börne in der Kunst
verwahren, die von der
Seine aus durch Schimpfen
uns zu bessern versuchen.
Aus der alten Unsitte,
das Fremde für vorneh-
mer zu halten als das Hei-
mische, haben wir wenig-
stens den Vortheil geerbt,
das Fremde ohne Vorein-
genommenheit würdigen
zu können. Aber wie

i«oo. v 3.
 
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