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A telier-Nachrichten.
HANS CHRISTIANSEN.
Erker-Fenster.
Ausgeführt von K. ENGELBRECHT—HAMBURG.
pfindungen zu verwenden. Stets ist das
Denkmal in einer bestimmten Landschaft
gedacht und in diese, ihren Linienkarakter,
ihre Stimmung hineinkomponirt. Das Denk-
mal als Theilstück der Architektur, wie wir
es in der italienischen Kunst häufig finden,
hat Schumacher auch wieder aufgenommen
und mit seinen Versuchen sehr fruchtbare
Anregungen gegeben. Ein besonderes Kapitel
in Schumacher's Entwürfen bildet die Grab-
mals-Kunst, die auf unseren Friedhöfen fast
vom Boden verschwunden ist. Da sich
Schumacher, der auch schriftstellerisch eine
erfolgreiche Thätigkeit entwickelt, hierüber
selbst geäussert hat, so genügt ein Hinweis
auf seine gedankenreiche Sammlung von
Essais »Im Kampf um die Kunst«. Beiträge
zu architektonischen Zeitfragen. Strassburg,
J. H.Ed. Heitz, 1899, die eine nicht unwichtige
Ergänzung seiner architektonischen Studien ist.
In allen Schumacher'sehen Studien spürt
man die Arbeit einer schöpferischen Persön-
lichkeit. In einer Formensprache, die wie
eine grossempfundene Weiterbildung des
italienischen Kastell - Stils erscheint, hat er
wohl auch manches den Anregungen Schmitz'
zu verdanken. Er behandelt den Bau als
ein einheitliches Ganzes und gestaltet wie
der Bildhauer seine Formen die architek-
tonische Gliederung aus der Masse des
Materials heraus. Diese Auffassung ist,
wenigstens in der konsequenten Durch-
führung Schumacher 's, neu. Sie muss die
gewöhnliche Gliederung der Kapitale, Ge-
simse, Krönungen ausschliessen. Der Weg-
fall, und ihre Ersetzung durch andere Bau-
gedanken ist ein Hauptkarakteristikum von
Schumachers Studien. Die Entwürfe zu
einem Festspielhaus, einem Ausstellungs-
gebäude, einem Krematorium, einem Kauf-
haus , einer Klosterkirche, einer Idealburg
Montsalvat etc. die eigenartigen, besondere
architektonische Probleme behandelnden Theil-
studien einer Hängebrücke, des Portalbaues
eines Justizpalastes und einer Universität und
zweier Kuppel-Studien, eines Kirchthurmes
und Rathhausthurmes veranschaulichen den
Schumacher'sehen Architekturstil. Sie haben
das Gepräge fester Bestimmtheit, herber, fast
trotziger Grösse. Die kräftigen Pfeiler-
A telier-Nachrichten.
HANS CHRISTIANSEN.
Erker-Fenster.
Ausgeführt von K. ENGELBRECHT—HAMBURG.
pfindungen zu verwenden. Stets ist das
Denkmal in einer bestimmten Landschaft
gedacht und in diese, ihren Linienkarakter,
ihre Stimmung hineinkomponirt. Das Denk-
mal als Theilstück der Architektur, wie wir
es in der italienischen Kunst häufig finden,
hat Schumacher auch wieder aufgenommen
und mit seinen Versuchen sehr fruchtbare
Anregungen gegeben. Ein besonderes Kapitel
in Schumacher's Entwürfen bildet die Grab-
mals-Kunst, die auf unseren Friedhöfen fast
vom Boden verschwunden ist. Da sich
Schumacher, der auch schriftstellerisch eine
erfolgreiche Thätigkeit entwickelt, hierüber
selbst geäussert hat, so genügt ein Hinweis
auf seine gedankenreiche Sammlung von
Essais »Im Kampf um die Kunst«. Beiträge
zu architektonischen Zeitfragen. Strassburg,
J. H.Ed. Heitz, 1899, die eine nicht unwichtige
Ergänzung seiner architektonischen Studien ist.
In allen Schumacher'sehen Studien spürt
man die Arbeit einer schöpferischen Persön-
lichkeit. In einer Formensprache, die wie
eine grossempfundene Weiterbildung des
italienischen Kastell - Stils erscheint, hat er
wohl auch manches den Anregungen Schmitz'
zu verdanken. Er behandelt den Bau als
ein einheitliches Ganzes und gestaltet wie
der Bildhauer seine Formen die architek-
tonische Gliederung aus der Masse des
Materials heraus. Diese Auffassung ist,
wenigstens in der konsequenten Durch-
führung Schumacher 's, neu. Sie muss die
gewöhnliche Gliederung der Kapitale, Ge-
simse, Krönungen ausschliessen. Der Weg-
fall, und ihre Ersetzung durch andere Bau-
gedanken ist ein Hauptkarakteristikum von
Schumachers Studien. Die Entwürfe zu
einem Festspielhaus, einem Ausstellungs-
gebäude, einem Krematorium, einem Kauf-
haus , einer Klosterkirche, einer Idealburg
Montsalvat etc. die eigenartigen, besondere
architektonische Probleme behandelnden Theil-
studien einer Hängebrücke, des Portalbaues
eines Justizpalastes und einer Universität und
zweier Kuppel-Studien, eines Kirchthurmes
und Rathhausthurmes veranschaulichen den
Schumacher'sehen Architekturstil. Sie haben
das Gepräge fester Bestimmtheit, herber, fast
trotziger Grösse. Die kräftigen Pfeiler-