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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 6 (März)
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Folnesics, Hans: Das moderne Wiener Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0295

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2,54

Professor Dr. Folnesics — Wien:

L. UND J. W. MÜLLER.

Piauder-Ecke.

in die Gruppe jener auf einen
Stimmungseffekt komponirten
Gemächer, deren eigenartig
lyrische, um nicht zu sagen
musikalische Wirkung selten
ihren Zweck verfehlt. So war
vom Museum der erste bedeu-
tungsvolle Schritt geschehen.
Nicht lange aber blieb es allein
auf dem Kampfplatze. Kurz nach Schluss
der ersten Winter-Ausstellung eröffnete die
•»Sezession« eine Ausstellung in den Sälen
der Gartenbau-Gesellschaft, die von neuem
die Gemüther in Unruhe und Aufregung ver-
setzte. War im Museum das österreichische
Kunstgewerbe mit seinen jüngsten Versuchen
nach moderner Richtung vertreten, so sahen
die Wiener hier Proben der ausländischen
Produktion auf diesem Gebiete. Auch die
Ausstellungen im Künstlerhause folgten
dieser Anregung und brachten von dieser
Zeit an bei jeder Gelegenheit hervorragende
Stücke kunstgewerblicher Arbeiten aus
Deutschland, Frankreich und Belgien. So
wurde die Sezession, obgleich zum grössten
Theil aus Malern bestehend, zu einem wich-
tigen Faktor im Fortschritt des Wiener
Kunstgewerbes auf modernen Bahnen. Sie
lieferte einerseits den augenscheinlichen
Beweis, dass es einen wesentlichen Unter-
schied zwischen Kunst und Kunstgewerbe

in seinen vollendetsten Formen nicht gibt,
und zeigte andererseits, dass eine Bewegung,
die auf einem Gebiete der Kunst auftritt,
ihre Reflexwirkungen auf allen anderen
Gebieten haben muss. Der innige Zusammen-
hang der bildenden Kunst wurde um so
fühlbarer als einige Mitglieder der Sezession
ganz direkt mit kunstgewerblichen Objekten
debutirten, obwohl sie ihrem Studiengange
nach mit dem Kunstgewerbe nichts zu
schaffen hatten. So der Maler Engelhart
mit einem prächtigen Paravent, der Maler
Moser mit Entwürfen für Textilien, die
Architekten Olbrich und Hoffmann mit
Möbeln, Gurschner mit Bronzen u. s. w.

Diesen beiden bahnbrechenden Aus-
stellungen, der im Museum und der in den
Sälen der Gartenbau-Gesellschaft, ging die
Gründung von Kunstzeitschriften als Parallel-
Aktion zur Seite. Die Sezession gründete
ihr »Ver sacrum,« ein eminentes Kampf-
organ, das Museum die Zeitschrift »Kunst
 
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