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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 6 (März)
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Schölermann, Wilhelm: Die Wiener Plastik und Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0331

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290

Wilhelm Schölermann :

F. ANDRI—WIEN.

«>Galizische Bauern nach dem Markte

Begabungen wagen sich — früher vielleicht
durch die stagnirenden Kunst-Verhältnisse
zurückgehalten — erst seit Kurzem hervor,
einige in der Sezession, wenige im Künstler-
haus. Um nur auf diejenigen hinzuweisen,
welche am meisten Zukunft in sich tragen
und am selbständigsten empfinden, seien die
Namen: Ernst Stöhr (ein ernstes, vorwiegend
lyrisch gestimmtes Talent), Adolf Böhm (als
stilistischer Zeichner für dekorative und
gewerbliche Zwecke, vorwiegend landschaft-
licher Empfindung), Rudolf Bacher, Alfred
Roller und Koloman Moser genannt. Die
in Wien bekanntesten und beliebtesten
Künstler, Gustav Klimt und fosef Engelhart,
sind vorläufig beide auf einer Stufe ihrer

Entwickelung angelangt,
die für ihre Zukunft be-
denklich erscheint. Weit
über den Durchschnitt
begabt, sind sie nach
einer erfolgreichen Aus-
bildung und ziemlich
glücklichen Frühperiode
unter ausländische Ein-
flüsse gerathen, die sie
um ein gutes Stück
ihrer Natürlichkeit ge-
bracht haben. Wo sie
eigenartig und modern
scheinen — thun sie nur
so. Es fehlt ihnen das
Zwingende, Einheitliche,
Neubildende. Wir wer-
den abwarten müssen,
ob sie über eine blos
äusserliche Modernität
wieder hinauskommen
und sich selbst künstle-
risch wieder zu entdecken
die Kraft finden werden.
— Auf der letzten Aus-
stellung der Sezession
traten (ausser den oben
erwähnten) mit selbstän-
digen , aus der inneren
Anschauung hervorge-
gangenen Werken auf:
Maximilian Lenz, Ferdi-
nand Andri, Max Kurz-
weil, Wilh. List, Ferdinand Dorsch, Alois
Hänisch und (als Radirer) Rudolf Jettmar
und Ferdinand Schmutzer. Im alten Künst-
lerhause wären Hejda und Bamberger zu
erwähnen. Paul Ivanowitsch debutirte mit
einem Riesenbild von starker Wirkung,
»Furor teutonicus«, das ihm den Reichel-
preis eintrug. Die übrigen Aussteller lieferten
vielfach gute Proben einer Malerei, die mit
dem Ausdruck »allzugeschickt« am besten
bezeichnet werden könnte.

Auf einem Gebiet sind die Erzeugnisse
des neuen Frühlings noch spärlich: in der
heimathlichen Landschaft. Was die Land-
schaftsmalerei betrifft — also gerade die
Kunst, welche am frühesten den Drang des
 
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