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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Greiner, Daniel: Joseph Sattler und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0143

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434

Dr. Danfei 6re(ner-Berlin:

male Sattler'fcber Kunft, bie roir beute bei
bem nod] jungen Künftler zu immer fcbönerer,
fdjroererer Reife fidj entwickeln feben: ber
fcbarfe Blick bes Dramatikers für alles, roas
Karakter bat, bie Eiebe bes Epikers für bie
Poefie bes Kleinen unb Unbebeutenben, eine
ftarke reiche Fantafie, ein fjang zum örübeln,
zum Forfcrjen in entfcbrounbenen 3eiten, eine
ftarke Tlekjung zum Düfteren unb zur
peffimiftifcrjen Betrachtung ber IDelt, Der-
bunben mit einem fdjneibenben 3ug zur
Satire unb gemilbert burdi einen gefunben
trockenen fjumor. Diefe zum Teil heterogenen

Jofeprj Sattler. Bflcljer=3eicljen C. S.

3üge karakterifieren in ber fjauptfacrje bie
ganz eigenartige Kunft Jofepb Sattler's, bie
im folgenben nicht einer Kritik unterworfen,
fonbern roie es jeber echten Kunft gebührt,
mit aufnahmefreubigem Crnft unb \)'m-
gebenbem öeniefien betrachtet roerben foll.

Das hauptfächlidie Rusbrucksmittel biefer
künftlerifchen Perfönlichkeit ift bie 3eid;jnung.
TDir finben Feber=3eidjnungen, Pinfel=3eid]-
nungen, getufdite Blätter, fjolzfchnitte,
Rabierungen. Sehr fparfam bebanbelt ber
Künftler bie Farbe, aber roo er burd] bie
Farbe bie Wirkung feiner Blätter erhöht,
zeigt er fich als feinfinnigen unb ganz eigene
Wege geljenben Koloriften. Die tecbnifcben
mittel beherrfcht Sattler mit fieberer TITeifter-
febaft unb feinem Cmpfinben. Die 3eicbnung
ift immer klar, oft aufierorbentlidi fein unb
fubtil, nie jebod) kleinlich- Der Strich ift
bünbig, je nad] Bebürfnis zart unb fein
ober berb unb kräftig, ftets ber treffenbe
flusbruck beffen, roas er fagen foll.

Eeuten, bie gerne, ber faft zur JTIanie
geworbenen JTTobe folgenb, barnad] fueben,
roeldie Cinflüffe bie Cntroickelung eines
Künftlers beftimmt haben, bat es Sattler
nicht febroer gemacht. Seine Eigenart fühlte
fich in Schulen gehemmt, er roanbte fich zu
ben alten TTIeiftem ber Renaiffance. Unb
hier lernte er mit einem Eifer unb einer
fjingebung, bie faft gefährlich erfebien. IDas
ihn babei anzog, mögen feine eigenen ÜJorte
fagen: „£s reizte midi cor allem ber alte
fiolz(cbnitt=StiI, ben ich bei alten Darftellungen
mit großer Eiebe oerfolgte. TDenn auch
manchmal bei alten fjolzfcbnitten bie 3eidi-
nung barunter litt, fo ift bodi bie Bebanb-
lung biefer Blätter mit bem Scbneibe=ITTeffer
merkroürbig karakteriftifd]. Die üerbinbung
 
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