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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Lux, Joseph August: Familien-Landhäuser von Leopold Bauer - Wien
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Zur Wiederbelebung der Medaille in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0216

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Familien-Land-Häuser von Leopold Bauer— Wien.

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wo man von allen Gegenständen seiner
Neigung umgeben ist, wird man am an-
genehmsten und leichtesten plaudern, und
die Langeweile, dieser tödliche Feind der
Lebens-Freuden, wird solchen Räumen sicher-
lich immer fern bleiben.

Um die Diele oder Halle als Zentral-
Raum gruppieren sich die anderen Räume
in zwangloser und zweckvoller Weise. Von
der Halle als Gesellschafts - Raum gelangt
man in die erwähnte Bibliothek und in das
Speise-Zimmer. Im Unter-Geschoss liegen
die Wirtschafts - Räume. In der reizvollen
Küche ist zu beachten, dass die Sitz-Flächen
der Stühle und die Tisch-Platten nicht weiss
lackiert, sondern in Natur-Farbe stehen ge-
blieben und abhebbar sind, um gewaschen
und gerieben werden zu können. Im I. Stock
sind die Schlaf-Zimmer für die Eltern und
die Kinder, die Bäder und Garderobe, eine

gallerieartige, gedeckte Veranda gegen die
Südseite, die als langer behaglicher Couloir
ein freundlicher Aufenthalt für die Kinder
und für sonstige Gesellschaft ist. Im Dach-
Geschoss befinden sich zwei Fremden-Zimmer
samt Bad, ein grosses Kinder-Arbeits- und
Turn-Zimmer und der Austritt auf den Balkon.
Mit der üblichen Enfilade von Zimmern einer
Grossstadt - Wohnung, die in der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts auch für die Land-
häuser zur Schablone wurde, ist diese An-
lage nicht zu vergleichen. Kein einziger
Raum im modernen Landhause ist der blossen
Repräsentation wegen da. Es gibt keinen
toten Raum im ganzen Haus. Alles ist
mit dem alltäglichen Leben organisch ver-
wachsen und seinen Pulsschlag spürt man
bis in den fernsten Winkel. Die Poesie eines
solchen Hauses ist nicht leicht auszusagen.

Joseph August Lux—"Wien.

Zur Wiederbelebung der üledaille in Deuffchland.

DIE LIEBIG-MEDAILLE, welche an
Prof. Dr. Baeyer—München kürzlich
bei Gelegenheit des Berliner Chemiker-Kon-
gresses zum erstenmale verliehen worden,
ist eine Schöpfung des Bildhauers Rudolf
Bosselt—Darmstadt und verdient als eine
bedeutsame Leistung der in Deutschland
erst einsetzenden modernen Medailleur-Kunst
aussergewöhnliche Beachtung auch in wei-
teren Kreisen. Es wäre in jeder Beziehung
hoch erfreulich, wenn das Beispiel, welches
der » Verein deutscher Chemiker« mit dieser
prächtigen Medaille gegeben hat, in Deutsch-
land Nachahmung fände und wenn die edle,
alte Medailleur-Kunst allmählich wieder in
ihre Rechte eingesetzt würde. Man lässt ja
auch heute noch zuweilen Medaillen schlagen;
aber man bestellt sie nur höchst selten beim
Künstler. Die Präge-Anstalt soll alles »fertig
liefern«, und da ist es denn nur allzu leicht
begreiflich, wenn meistens nichts besonders
Eigenartiges dabei herauskommt, und dass
bei uns die Medaille künstlerisch noch nicht
entfernt wieder die Stufe erreichen konnte,
wie in Frankreich. Und doch: wie viel
wertvoller ist solch eine von wahrer Künstler-
Hand geschaffene Münze, als alle Dokumente,

Adressen und Albums. Noch nach Jahr-
tausenden verkündet sie vom Ringen und
Streben und vom Ruhme einer Zeit und
erweckt die Hochachtung der Nachlebenden,
immer vorausgesetzt, dass wahre Künstler-
schaft sie gebildet hat. Wir haben aber
solche Künstler, wie diese wundervolle
Liebig - Medaille Rudolf Bosselts darthut;
auch von Hugo Kaufmann — München be-
sitzen wir bereits Beweise, dass auch er auf
diesem Gebiete Vollgültiges schaffen kann,
von Hildebrands berühmtem »Bismarck«
ganz zu schweigen! Auch unsere Präge-
Anstalten würden bald an präziser Leistungs-
Fähigkeit den Parisern es gleichthun, wenn
nur der Kunst-Zweig als solcher wieder
mehr in Übung käme. Darum verdient das
Beispiel, das der »Verein deutscher Chemiker«
auf Anregung des Medizinalrats Dr. E. Merck
—Darmstadt mit seiner alljährlich einmal in
Gold zu verleihenden Medaille gegeben hat, all-
überall zur Nacheiferung empfohlen zu werden,
wo man wirklich »ehren«, wirklich ein Ge-
dächtnis »festhalten« will. — Wir werden über
diese Frage im Oktober-Hefte eine längere
Abhandlung mit Illustrationen aus der Feder
Rudolf Bosselts veröffentlichen, die Schriftl.

1903. xi. 6.
 
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