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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Trenkwaltd, Hermann von: Internationale Buchbindekunst-Ausstellung in Frankfurt a. M. - März bis Mai 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0178

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H.VAHLE—GERA. EN TW : B. WENIG—HANAU. AUSF: H. KARCH—FRANKFÜKT A. M. E. LUIVWIG—KRANKFURT A. M.
liraunes Ecrase mit Handvergolduns;. Ganzledcrband, blaues Ecrase mit Handvcrgoldung. Blauer Capsaffian mit riaiutvcrjjolduiig.

INTERNATIONALE BUCHBINDEKUNST-AUSSTELLUNG
IN FRANKFURT A. M. * MÄRZ BIS MAI 1906.

Im Frankfurter Kunstgewerbe-Museum fand
in der Zeit vom 19. März bis 6. Mai d. J.
eine Internationale Buckbindekunst-Aus-
stellung statt. Wenn etwas die Notwendig-
keit einer solchen Veranstaltung dokumen-
tierte, so war es die Ausstellung selbst.
Sagen wir es gleich heraus, was auf dieser
Ausstellung so recht offenbar wurde: in
Deutschland steht es schlimm um den Kunst-
handband und wir müssen uns gewaltig an-
strengen, wollen wir in die Höhe kommen.
Die Gründe für den Tiefstand sind unschwer
zu finden. Es fehlt bei uns an verständnis-
vollen Bücherliebhabern, die den Wert eines
schönen Einbandes zu schätzen wissen, in
künstlerischer Beziehung fehlt es an ge-
sunder Tradition, vor allem aber an sicherem
Geschmack. Im Gegensatz zum Verleger-
band, den eine Reihe von Künstlern in den
letzten Jahren entschieden gehoben hat, ist
der eigentliche Kunsteinband bisher von
unseren Künstlern so gut wie ganz ver-
nachlässigt worden. So kommt es, dass der
Eindruck, den die deutsche Abteilung auf
der Ausstellung hervorrief, der einer argen
Direktionslosigkeit und Zerfahrenheit war,
vor allem im Vergleich zu England.

Frankfurt freilich hat nicht schlecht ab-
geschnitten. Hier hatte sich schon in früheren
Jahren ein Kreis von Bücherliebhabern ge-
funden, der den Frankfurter Buchbindern
die Möglichkeit verschaffte, ganz Ansehn-
liches zu leisten. Zunächst in Anlehnung
an die Arbeiten früherer Jahrhunderte.
Firmen, wie die von Baum (f), Osterricth,
Ludwig und Karch schufen in Handver-
goldung und Lederauflage sehr Bemerkens-
wertes. Eine reiche Auswahl solcher Ar-
beiten war aus Privatbesitz auf der Aus-
stellung vertreten. Allerdings die fran-
zösischen Leistungen dieser Art von Lortic,
Chambolle-Duru, Quinet, Marius Michel u. a.,
die ebenfalls von Privaten beigesteuert waren,
zeigten sich den Frankfurter Einbänden
denn doch noch überlegen. Eine wunder-
bare Verarbeitung des in der Farbe fein
abgestimmten Leders und eine diskrete An-
wendung der Handvergoldung bilden die
Vorzüge dieser Einbände, denen die in
Frankreich niemals unterbrochene Tradition
offensichtlich zugute kam.

Aber auch die neueren, selbständigen
Versuche in Frankfurt sind bemerkenswert.
Sie sind in den Motiven gut und wahren

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