DOI article:
Westheim, Paul: Die Glasmalerei als Architektur-Glied
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0069
Die Glasmalerei als Architektur-Glied.
CARL EKG &
KD. RUNGE
BREMEN.
GRABMAL AUF
DEM RIKNSBERGER
FRIEDHOF.
werden nur als Zeichnererfindungen zu bewerten
oder vielmehr zu bedauern sein. Was als
Buchdeckel oder Buchillustration vielleicht an-
gängig gewesen wäre, hat noch lange keine
Existenzberechtigung als Glasmalerei. Solche
Erzeugnisse sind im Grunde genommen doch
nur Beweisstücke für die Urteilslosigkeit, mit
der heute viele — Künstler wie Gewerbe-
treibende — arbeiten. Und was ist uns da
alles vorgeführt worden? Minutiös durch-
geführte Landschaften, Frauenköpfe mit lang
wallendem Haar, Genrebilder in einem miß-
verstandenen Plakatstil, nackte Menschenleiber
mit Bleikonturen und Bleiakzenten, oder was
sonst an papiernem Zauber erdenkbar gewesen.
Dieser Dinge scheinen nachgerade die
Verfertiger selbst anzufangen satt zu werden.
Der Wille zum Stil ist erwacht und macht sich
auch hier geltend. Einzelne der gutgeleiteten
Kunstgewerbeschulen wirken in dieser Hinsicht
recht günstig. Allein noch zehrt nicht selten
das plumpe Stilisieren nach Naturformen an
der Gestaltungsgabe. Es ist kein sonderlicher
Gewinn, stait einer harmlosen Landschalt
einen verrenkten Krebs oder eine mißratene
Hummer in der Fassade zu finden. Die natür-
liche Ursache ist auch hier die Behandlung des
Glasfensters als platonische Flächenzeichnung.
Selten wird einer dieser Entwürfe in das Material
umgesetzt, nie wird er für eine bestimmte
Architektur ersonnen. Das Gewerbe hat sich
übrigens auf eine solche Art der Gestaltung
51
CARL EKG &
KD. RUNGE
BREMEN.
GRABMAL AUF
DEM RIKNSBERGER
FRIEDHOF.
werden nur als Zeichnererfindungen zu bewerten
oder vielmehr zu bedauern sein. Was als
Buchdeckel oder Buchillustration vielleicht an-
gängig gewesen wäre, hat noch lange keine
Existenzberechtigung als Glasmalerei. Solche
Erzeugnisse sind im Grunde genommen doch
nur Beweisstücke für die Urteilslosigkeit, mit
der heute viele — Künstler wie Gewerbe-
treibende — arbeiten. Und was ist uns da
alles vorgeführt worden? Minutiös durch-
geführte Landschaften, Frauenköpfe mit lang
wallendem Haar, Genrebilder in einem miß-
verstandenen Plakatstil, nackte Menschenleiber
mit Bleikonturen und Bleiakzenten, oder was
sonst an papiernem Zauber erdenkbar gewesen.
Dieser Dinge scheinen nachgerade die
Verfertiger selbst anzufangen satt zu werden.
Der Wille zum Stil ist erwacht und macht sich
auch hier geltend. Einzelne der gutgeleiteten
Kunstgewerbeschulen wirken in dieser Hinsicht
recht günstig. Allein noch zehrt nicht selten
das plumpe Stilisieren nach Naturformen an
der Gestaltungsgabe. Es ist kein sonderlicher
Gewinn, stait einer harmlosen Landschalt
einen verrenkten Krebs oder eine mißratene
Hummer in der Fassade zu finden. Die natür-
liche Ursache ist auch hier die Behandlung des
Glasfensters als platonische Flächenzeichnung.
Selten wird einer dieser Entwürfe in das Material
umgesetzt, nie wird er für eine bestimmte
Architektur ersonnen. Das Gewerbe hat sich
übrigens auf eine solche Art der Gestaltung
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