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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Storck, Willy F.: Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Mannheim 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0025

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Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Mannheim ipij.

IETTNER - CHARLOTTENBURG.

GEMÄLDE: »KREUZ-AUFRICHTUNG«

Es trifft sich gut, daß diese beiden Sonder-
kabinette auch die prinzipiellen Gegensätze
zweier künstlerischer Weltanschauungen zum
Bewußtsein zu bringen vermögen. Auch der
Laie kann an ihrem Werke eine Orientierung
bei der Betrachtung der anderen Erscheinungen
der Ausstellung gewinnen.

Eine Sonderheit, wie überall: Klimt. Man
sieht drei Bilder von ihm und findet in ihnen
die drei Seiten seines Wesens: das psycholo-
gische, seelenbloßlegende (in der „Familie"),
das bunte, kunstgewerbliche, wienerische (in
dem großen Bild, „Die Liebe und der Tod"),
zuletzt das märchenhafte, erdenferne, weltent-
rückte (in diesen „Sonnenblumen"). Die Leute
stehen davor und schütteln den Kopf; ein
Freund von mir sagt, nur ein Wiener kann diese
Kunst verstehen. Und doch (ich bin kein Wiener)
bedeutete mir das große Bild das stärkste Er-
lebnis der Ausstellung; der Gegensatz des üppig
sich entfaltenden Lebens und des festlich-feier-
lich-düsteren Todes (trotz aller kunstgewerb-

lichen Spielerei — ohne die es kein Klimt, kein
Wien wäre) ist von einem erschütternden Ein-
druck. In den Linien dieser ineinander ge-
schlungenen Menschen schwingt das Hohelied
der Liebe, das hehre Glück der Mutter, das
Ernst-Beglückte, Kosmische des Alters in lange
nachzitternden Linien.

Sonst gibt es natürlich vieles Bekannte. Man
verlangt in einer halbwegs bedeutenden Aus-
stellung Werke der führenden deutschen Maler
zu sehen. Und beim Künstlerbund sieht man
Gutes und Charakteristisches: von Lieber-
mann ein altes Schulbild und neue frische
Strandbilder, von S1 e v o g t Bildnisse und emi-
nent schöne Landschaften (deren eine in den
Besitz der Kunsthalle überging), von Corinth
kraftstrotzende Früchte und Blumen, einen ener-
gisch heruntergemalten Frauenkopf (in violett),
das malerisch kultivierte Bild einer Dame mit
der Maske und jenen ekstatischen Teppich-
wirker Paulus, der noch frischer, unmittelbarer
wirkt als der des ausgeführten Tapiauer Altar-
 
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