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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Koch, Alexander: Kunst-Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0488

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ARCHITEKT EM. J. MARGOLD —DARMSTADT.

EMPFANGSSALON DER FIRMA STECKNER—LEIPZIG.

KUNST-ZEITSCHRIFTEN.

VON ALEXANDER KOCH.

Es ist eine alte Erfahrung: Geschmacksspiegel
eines Volkes ist viel weniger die Kunst,
als vielmehr die periodische Kunstliteratur, die
es hervorbringt. DerZusammenhang ist einfach.
Der Künstler produziert, wenigstens im Ideal-
falle, aus eigenen Antrieben. Ist er auch wirt-
schaftlich von den Abnehmern abhängig, so
wahrt er sich doch seine künstlerische Frei-
heit. Er schafft nach dem eingeborenen Gesetz
seiner Persönlichkeit und hat gerade darin die
einzige Bürgschaft des Erfolges, daß er diesem
Gesetze als einer heiligen Verpflichtung folgt.
Die Kunstzeitschriften dagegen arbeiten im
innigsten Zusammenhänge mit dem Volke. Sie
sind auf das verständnisvolle Mitgehen der Leser
durchaus angewiesen. Freilich werden sie oft
zu deren Führern, vermitteln ihnen aus ihrer
besseren Einsicht heraus Erkenntnisse, die dem
Laien vorher nicht geläufig waren. Aber das
Volk trägt und erhält sie, und so spiegeln sie

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seinen Geschmack, seine Kulturstufe wesentlich
genauer wieder als die Produktion des Ateliers.
Sie stehen zwischen beiden und sind ebenso
sehr Organe des Kunstwillens, der im Volke
verbreitet ist, wie des Kunstwillens, der sich
in der Stille der Ateliers auswirkt.

Dies erst gibt dem neuerdings erfolgten un-
gemeinen Aufschwung des deutschen
Kunstzeitschriftenwesens seine große
Bedeutung. Die Anteilnahme des deutschen
Volkes an der periodischen Kunstliteratur ist
ständig im Wachsen. Und diese Literatur hat
an Qualität seit 15 Jahren eine Steigerung er-
fahren, die nur den günstigsten Rückschluß
auf die allgemeine Geschmacksverfeinerung
gestattet. Die Zeiten, in denen beispielsweise
der „Studio" in Deutschland als unerreichtes
Muster einer vornehm geleiteten und gut aus-
gestatteten Kunstzeitschrift gelten konnte, sind
endgültig vorüber. Ja, man begreift es kaum
 
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