Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

DOI Artikel:
Renatus, Kuno: Brakls Kunsthaus in München: erbaut von Emanuel Seidl
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0163

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
professor emanuel von seidl.

brakls kunsthaus, münchen.

BRAKLS KUNSTHAUS IN MÜNCHEN.

erbaut von emanuel von seidl.

Mit dem neuen Kunsthaus Brakl hat
Emanuel von Seidl für das Aus-
stellungshaus eine sehr packende Lösung ge-
geben. Der Bau befindet sich in dem weitläufig
angelegten, von Vorgärten durchzogenen Villen-
viertel in der Nähe des Bavariaringes. So war
schon durch die Umgebung die Idee nahegelegt,
das leicht Repräsentative der privaten Verkaufs-
galerie aus dem Landhausstil heraus zu ent-
wickeln. Wenn man die Fassade nach der
stillen Lessingstraße (in obiger Abbildung) be-
trachtet, in der das Weiß des Rauhverputzes,
das dunkle Blau des Schiefers und das Grün der
Fensterläden mit dem Bewuchs des Gärtchens
so fröhlich zusammenleuchten, so könnte man
zunächst meinen, ein Wohnhaus vor sich zu
haben. Nur die groß dimensionierten Fenster
sprechen hier davon, daß sich hinter ihnen groß
gehaltene Räume befinden, in denen Erzeugnisse
der Kunst zur Schau gestellt werden. Und zwar
vornehmlich die Erzeugnisse einer lichtfrohen
Kunst, die vor dem von Osten, Süden und
Westen breit hereinflutenden Licht wohl be-
stehen können. Die portalgeschmückte Front
nach der verkehrsreichen Goethestraße dagegen
Wendet sich mit vornehm einladender Gebärde

dem Besucher zu. Um den Aufbau des Hauses
aus den Abbildungen recht zu verstehen, wolle
man sich vorstellen, daß die beiden Fronten
in einem spitzen Winkel zusammenstoßen, so-
daß sie eine Dreiecksfläche begrenzen. Man
bemerke das Glasdach auf dem Dach: es führt
das Licht in einen großen Oberlichtsaal, der im
Zentrum des Hauses im ersten Stockwerk an-
geordnet ist, und läßt weiterhin (durch einen
Durchbruch in der Decke dieses Saales) ge-
nügend Licht in das Entree des Erdgeschosses
fallen. Darum konnte auch dem Eingangstor
das weitausladende, säulengetragene Anfahrts-
dach vorgelagert und seine großbemessene
Dachfläche zu einem reizvollen Balkon ausge-
stattet werden, ohne daß Gefahr bestand, daß
etwa den Parterreräumen zuviel Licht wegge-
nommen würde. So wächst alles Dekorative
an dem Bau mit einfacher Natürlichkeit aus
seinem freundlichen Grundcharakter heraus.
Und das ist vielleicht das feinste an der archi-
tektonischen Außengestaltung, von der wir hier
allein sprechen sollten: wie die Vereinigung
eines repräsentativen Eindrucks ohne falsche
Geste mit einer vornehmen Behaglichkeit ge-
funden wurde. — — kuno mittenzwey.

'5i
 
Annotationen