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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0512

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Kleine Kunst-Nachrichten.

licher Stickerei. Was muß das an Winteraben-
den für eine wohlgemute Stille sein, die da eine
frohe Farbe an die andere setzt! Behaglich
eingeheizt muß es sein, und die Uhr darf dazu
ticken; rauchen aber darf man nicht dazu, es
bleibt an der Wolle hängen; dafür ist es erlaubt
zu lesen, so ein warmes, farbiges Buch aus dem
Norden, worin auch der helle Schnee mit Farben
zaubert, etwa Gösta Berling, und man darf auch
laut den einen Satz heraussagen, als Devise,
die man da auf einmal gefunden hat: „Einen
Stickrahmen für den Winter und einen Rosen-
garten für den Sommer!" Ja das ist es. So
kann man leben. Die Rosen müssen nur schön
genug geblüht haben! Dann hat man schon die
Kraft, sich die treuliche Erinnerung an sie
auf die winterliche Arbeit wiederscheinen zu
machen, daß es eine Lust ist. — m. m.

£

HAMBURG. Alfred Lichtwark f. Am 14. Ja-
nuar dieses Jahres starb zu Hamburg Alfred
Lichtwark, den man nicht mit Unrecht als den
guten Geist der neudeutschen kunsterzieherischen
Bewegung bezeichnet hat. Der leitende Gedanke
seines Wirkens war: die Kunst dem Leben! Für
ihn hat er unermüdlich gewirkt. Der starke Geist
der Gegenwart wohnte in ihm. Er war einer
von denen, die bei aller Ehrfurcht vor dem Ge-
schichtlichen nicht an die grundsätzliche Inferiorität
der Gegenwart zu glauben vermögen. Das Leben
in ihm hatte Eroberungsgelüste, er war ein Zeit-
mensch, voller Begier, alles Gute und Große auf
sich und die Gegenwart zu beziehen. Das wandte
er vor allem auf die Kunst an, und somit ward er
Führer und bewegender Geist in dem modernen
Streben, alle guten Kräfte der Kunst dem dienst-
bar zu machen, was uns das Nächste und Wich-
tigste ist: dem Leben, unserem eigenen und gegen-
wärtigen Leben. Erziehung des Volkes zur Kunst,
Erziehung des Kindes zur Kunst, Kunst als Hilfs-
mittel bei der großen Angelegenheit der mensch-
lichen Bildung — das waren die hauptsächlichen
Programmpunkte seines Schaffens. In der Ver-
folgung dieser Ziele ward er auf den verschiedensten
Gebieten zum erfolgreichen Neuerer und zum wert-
vollen Anreger. So auf dem Gebiete des Museums-
wesens, indem er neueste und jüngste Produktion
als museumsfähig zu behandeln begann; so auf
dem Gebiete der Städtearchitektur, auf dem ihm
besonders seine Vaterstadt Hamburg Unschäßbares
verdankt; so schließlich auf allen Gebieten kunst-
gewerblicher Produktion. Es war ein einheitlicher
hoher Kulturbegriff, der hinter seinem Streben stand
und diesem als Kraftquelle diente. So wirkte alles,
was er tat, doppelt: einmal direkt zur Erreichung
bedeutsamer konkreter Ergebnisse, das andere Mal
indirekt zur Schärfung des Kulturgewissens der

Deutschen. Sein Name ward zum Programm, hat
man gesagt. Aber nicht bloß zum Programm ein-
zelner zielbestimmter und zielbeschränkter Bewe-
gungen. Sondern er ward zum Symbol deutscher
kultureller Aufraffung, zum Feldzeichen dessen, was
man den kulturellen Imperialismus Deutsch-
lands zu nennen berechtigt ist. Den Nachlebenden
aber bleibt eben darum sein Name erhalten als
eine Forderung, als eine ständige Mahnung zur
Vollendung des so rühmlich Begonnenen. —
£

KÖLN. Schon wieder hat sich in Köln eine neue
Künstlergruppe gebildet: die rheinische
Künstlervereinigung, deren erste Ausstellung
in den Räumen des kölnischen Kunstvereins
erfolgte. Der rheinischen Künstlervereinigung ge-
hören die früheren Mitglieder der Kölner Sezession
F. M. Jansen und Ernst lsselmann an. Mit ihnen
verbunden haben sich noch H. Dornbach, J. Greferath,
W. Heuser und Carli Sohn. Die Vereinigung will
in Deutschland Wanderausstellungen veranstalten.
Darnach und nach der inneren Gegensäßlidikeit
und den Wertuntersdiieden ihrer Mitglieder zu
urteilen, handelt es sich in der Hauptsache um
die Vertretung wirtschaftlicher Ziele.

Man muß anerkennen: im Westen Deutschlands
sind Kräfte vorhanden, die sich zur Monumental-
malerei gedrängt fühlen. Es fehlen nur die Auf-
träge, die aber leicht geschaffen werden könnten,
wenn nur einmal der Kunstverein für die Rhein-
lande und Westfalen seine großen Mittel in ge-
eigneter Weise verwerten wollte.

Im rheinischen Kunstsalon ist eine kleine
Ausstellung von Erich Heckel -Berlin. Troß ihres
geringen Umfanges wirkt sie außerordentlich an-
regend. Die Klarheit des Wollens und die Kraft
der Formgestaltung sind beachtenswert, und es ist
ihm in der Tat häufig gelungen, seine Formerleb-
nisse so sicher zu fassen, daß sie allgemeingültige,
überzeugende Ausdruckskraft besäßen. Heckel geht
nie von literarischen Ausgangspunkten aus; ihm be-
deute der sinnliche Reiz der Farbe alles. l.
£

PFORZHEIM. Kunstgewerbeverein. Die
schon seit einigen Jahren bestehende Jury zur
Beurteilung und Aufnahme von Werken der Malerei
und Plastik sowie von kunstgewerblichen Schöp-
fungen für die Ausstellungen in den Sälen des Ver-
einshauses ist nun in eine Kommission umgewandelt
worden, welche unter Beibehaltung einer Aufnahme-
jury bestrebt ist, die Anmeldungen von Ausstellungen
nach künstlerischen Gesichtspunkten zu sichten und
die Zeitpunkte der Ausstellungen unter Berücksich-
tigung der lokalen Verhältnisse nach kaufmännischen
Erwägungen festzulegen. Die Ausstellungen haben
bisher teilweise überraschend günstige finanzielle
Ergebnisse zu Tage gefördert, prof. l. segmiller.

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