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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Michel, Wilhelm: Das Weltanschauliche der Neuen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0051

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Das Weltanschauliche der neuen Malerei.

FRITZ KLTMSCH-
CHAR LOTTENBURG.

UILDNISBUSTE
MAX LIEBERMANN
(BRONZE).

Von den Naturalisten trennt ihn die tiefe gei-
stige Auffassung, das „Glänzen der Seele", das
in allen seinen Werken ist. Von den Stilisten
trennt ihn sein Streben, das „Gesetz" impli-
cite darzustellen, während der Stilismus das
Gesetz nur explicite zu fassen weiß. Nicht
Stilismus und Naturalismus sind die Gegensätze,
sondern Kosmik und Mystik. Und das eine hat
die neue Bewegung auf dem Gebiete der Ma-
lerei ganz gewiß für sich, daß sie rechtmäßig
geboren ist aus der starken kosmischen Welle,
die gegenwärtig in recht ausgedehnten Fluten
über unseren Kulturkreis geht. Man denke nur
an alle die Dichter des panischen Schreckens

und außerhalb der eigentlichen Malerei an die
zahlreichen Künstler des Grotesken, die das
ganze neunzehnte Jahrhundert bevölkerten. Sie
alle, bis auf Mombert, Scheerbart und Morgen-
stern, bis auf James Ensor, Beardsley und die
Tausende ihrer Mitstrebenden sind von dieser
kosmischen Welle getragen.

Auch die vielen Absonderlichkeiten in der
neueren Malerei, das schrullenhaft und grotesk
Anmutende, finden in der kosmischen Grund-
tendenz ihre einzige Erklärung. Denn mit kos-
mischem Fühlen eng verwandt ist jener kos-
mische Humor, der aus dem lächerlichen Wider-
spruche zwischen der schroff individualisierten,

1913/H. I. 4.

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