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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Michel, Wilhelm: Eduard Pfeiffer und sein Kabarett "Jungmühle" in Dortmund
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0066

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Eduard P/eifor und sein Kabarett »JungmühJe

ARCHITEKT EDUARD PFEIFFER—MÜNCHEN. KABARETT »JUNGMÜHLE« IN DORTMUND.

schlössen, betont durch die goldgelbe, orna-
mentierte Bespannung der Rückwand mit drei
geschnitzten Spiegeln. Die Gegeneinanderbe-
wegung dieser beiden Dinge löst den Begriff
Rechteck optisch fast vollständig auf; den Rest
besorgen zwei korrespondierende Sitznischen
in den Schmalseiten. Die Loge schließt mit ge-
rader Front ab, dagegen springt die von einem
Geländer umhegte „Orchestra" , die einen
idealen Platz für Tanzvorführungen abgibt, rund
in den Raum vor. Der Personenverkehr im
Saale wird dadurch in eine stark geschwungene
Linie gezwungen, ein ästhetisch sehr wert-
volles Ergebnis. Auch dachte sich der Künst-
ler wohl, es müßte reizvoll sein, zu sehen,
wie graziöse Damen die zahlreichen kleinen
Hindernisse dieses Weges zwischen besetz-
ten Tischen hindurch nehmen würden. Auch
die Höherlegung und Abschließung verschie-
dener Sitzplätze im Hintergrunde des Saales
trägt vieles zur Belebung des Eindruckes bei.
Es sind auf diese Weise verschiedene Räume
im Raum entstanden, das Hauptproblem der
Raumaufteilung ist glänzend gelöst. Dieses

schöne Ergebnis ist um so schätzbarer, als
die Lokalitäten ursprünglich keineswegs zum
Dienste der zehnten Muse bestimmt waren : sie
sollten, wie die ganze Krüger-Passage, Ge-
schäfts- und Bürozwecken dienen. Es bewährt
sich da wieder einmal, daß einem wirklich phan-
tasievollen Architekten gewisse Hindernisse bei
der Grundrißlösung eher zum Vorteil als zum
Nachteil gereichen. Sie regen an, sie nötigen
die Gestaltungskraft zu reicher Entfaltung. Auch
eine andere Notwendigkeit ist der ästhetischen
Wirkung des Raumes zu statten gekommen:
die Ventilation. Die verbrauchte Luft wird
durch die Öffnungen an den Lüstern (daher
deren reizvoll-ornamentale Ausbildung!) und
zwischen den Stuckabfassungen des Plafonds
abgesogen und ins Freie befördert. Dadurch
mußte der ganze Plafond niedriger gelegt wer-
den, aber dies kommt der Intimität des Raumes
hervorragend zu stalten.

Die Farbenwirkung des Raumes, die sich in
der Hauptsache auf das prächtige und im künst-
lichen Lichte vorzüglich standhaltende Himbeer-
rot der Wände und Polsterbezüge stützt, wird

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