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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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J.v.B.: Der III. Internationale Kunst-Kongress zu Gent
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0084

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Der III. Internationale Kunst-Kongreß zu Gent igij.

mindestens ebenso zu beteiligen. Dies Verfahren
hat vor allem den Vorzug der Einfachheit und wird
noch dadurch erleichtert werden, dag die wirt-
schaftlichen Organisationen als empfangsberechtigt
gelten sollen. Diese haben sich dann mit dem
Künstler oder seinen Erben auseinanderzuset3en.

Auch die noch immer nicht geseglich geregelte
Frage, ob ein Künstler ein Recht auf die Unver-
letjlichkeit seines Werkes hat, kam zur Besprechung
und wurde voll bejaht. Ebenso wurde verlangt, dag
dem Künstler stets das Recht bleibe, über die Aus-
stellung eines bereits verkauften Werkes zu verfügen,
insbesondere sie gegebenen Falls zu verhindern.

Weiter gab man dem Wunsch Ausdruck, dag
eine Form gefunden werden möge, junge Künstler
Werke lebender Meister kopieren zu lassen, ohne
den langen Instanzenweg zu beschreiten, aber auch
unbeschadet des Rechts des Künstlers an seinem
Werke. — Interessant war auch der Vorschlag,
die Verjährungsfristen bei Diebstahl an Kunstwerken
zu ändern. — Weiter wurde ein Bericht über die
Tätigkeit des Pariser Syndikates zum Schurje des
Reproduktionsrechtes erstattet und dem
Wunsche Ausdruck gegeben, dag sich allenthalben
parallele Vereinigungen zwecks internationaler Zu-
sammenarbeit gründen möchten.

Das Bedauerliche an solchen Verhandlungen ist ihr
gänzlich platonischer Charakter. Die durchweg ein-

stimmig gefagten Beschlüsse verpflichten niemanden.
Der Staat mügte verantwortliche Vertreter zu
solchen Kongressen senden, wenn sie einen Zweck
haben sollten.

Auffallend war ferner die Abwesenheit der jungen
französischen Kunst und die offen feindliche Stellung-
nahme der französischen Vertreter gegen alles was
einigermagen modern erscheint. Leider ist ja auch
innerhalb unserer deutschen jungen Kunst wenig
Interesse für wirtschaftliche Fragen, aber die Be-
gründung, die man mir für Frankreich gab, dag
die Jungen ja keine materielle Notwendigkeit sehen,
da sie am Markte seien, trifft für Deutschland nicht
zu. Bei uns ist der alte wohlerworbene, wenn auch
vielleicht hohle Ruf der Regulator des Marktes.

Soll der nächste Kongreg, der in Athen abge-
halten wird, für Deutschland eine Bedeutung ge-
winnen, so mug man eine stärkere Beteiligung
verlangen, schon bei der Vorarbeit mug Deutschland
ganz anders hervortreten als bisher.

Wir haben jahrzehntelang uns einreden lassen,
dag deutsche Kunst nur ein Anhängsel fremder sei;
durch unser Fernbleiben von internationalen Ver-
anstaltungen, durch das Zurückhalten unserer jungen
Künstler von ausländischen Ausstellungen geben
wir auch dem Auslande Grund zu der irrigen An-
nahme, dag Deutschland aufgehört habe, ein selb-
ständiges Kunstland zu sein...... j. v. b.

kate kruse berlin. »puppen als kaffee-wärmer«
 
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