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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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M.: Königliche Porzellan-Manufaktur, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0177

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modell: hermann hubatsch.

»siegeswagen« rennpreis.

KÖNIGLICHE PORZELLAN-MANUFAKTUR - BERLIN.

Akrochronismus — ich glaube, Ludwig Gump-
£x. lowicz zeichnet für dieses Wort verant-
wortlich — nennt man den Aberglauben, daß
jeweils die Zeit, in der man selber lebt, in allen
ihren „Errungenschaften" sämtlichen vorange-
gangenen Epochen überlegen sei. Auf keinem
Gebiete wird der „akrochronistische" Aber-
glaube jedoch häufiger widerlegt, als auf dem
Gebiete der kunstgewerblichen Tech-
niken. Auch die Kunst des Porzellans und der
verwandten Materialien gehört hierher. Erst
die allgemeine kunstgewerbliche Erneuerung
unserer Produktionsweise führte hier wieder
zur Höhe der alten Qualität. Mit dem Direktor
Professor Theodor Schmuz-Baudiß erlangten
die modernen Prinzipien kunstgewerblich-sach-
gemäßen Formens auch in die Berliner
Porzellanmanufaktur Eingang. Wenn
heute, am 150. Jahrestage ihres Bestehens, die
Manufaktur in künstlerischer und technischer
Hinsicht einen ehrenvollen Rang behauptet, so
ist dies ein Verdienst der schöpferischen Ideen,
die für das kunstgewerbliche Gestalten auf
allen Gebieten maßgebend geworden sind.
• ■ Über die Geschichte der Berliner königlichen
Porzellanmanufaktur, die Friedrich der Große

im Jahre 1763 um den hohen Preis von 225000
Talern von dem „patriotischen Kaufmann"
Gotzkowsky übernahm, haben die Tagesblätter
alles Wissenswerte gebracht. Es ist eine Ge-
schichte harter, redlicher Arbeit. Zeiten hohen
Glanzes, wie Meißen, Nymphenburg, Sevres,
hat die Berliner Manufaktur nie erlebt. Aber
es ist ihr gelungen, in einigen Gebrauchsgegen-
ständen gediegene, einwandfreie Typen zu schaf-
fen, deren Form und Schmuck gelungene Aus-
prägungen des nüchternen, tüchtigen Geistes
ihres Ursprungsortes bedeuteten. Neuerdings,
besonders in jüngster Zeit, hat sich die Manu-
faktur auch mehr der Porzellanplastik zugewandt
und hat nach Modellen moderner Künstler in
Scharffeuerfarben wie in Überglasuren manches
liebenswürdige kleine Bildwerk auf die Beine
gestellt. Sie sind stilistisch sehr verschieden:
Zu der anmutigen archaisierenden Haltung des
„Siegeswagens" stehen die liebenswürdige
naturalistische Belebtheit der „Flora" und die
zeichnerisch-dekorative Linie der „Jagd nach
Amor" in lebhaftem Kontrast. In derTierplastik
wird zuweilen, trotz Kopenhagen, Vorzügliches
geleistet, wie in Robras reizend komponierter,
technisch hervorragenderPapageiengruppe. m.

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