Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (33.1913-1914)

Was bietet Berlin dem werdenden Künstler?

leon

frederic-
brüssel.

gemälde
»die ein-
geschlum-
merte

nonne«

den. Man kennt jetzt seine Gegner, und man
weiß, daß man nur mit den gleichen Waffen
sich erfolgreich zur Wehr setzt. Es geschieht.
Und wie so der Mensch durch Erleben reicher
und klüger wird, wächst auch die Qualität der
Arbeit. Denn inmitten aller Intriguen hat man
nicht versäumt, vor der Staffelei zu stehen. Nun
erzwingt man sich den Erfolg. Aber ganz un-
merklich hat sich das Denken verändert. Man ist
selber kalt geworden. Den mühsam errungenen
künstlerischen Beifall rechnet man in ein jähr-
liches Einkommen um, das erlaubt, gut zu leben
und ein Haus zu machen. In demselben Augen-
blick beginnt die Atmosphäre Berlins gefährlich

zu werden. Es darf nicht geschehen, daß Künst-
ler von noch nicht 30 Jahren, die im nächsten
Jahrzehnt einer Anspannung aller geistigen
Kräfte und der höchsten Steigerung ihres Wesens
entgegengehen sollen, mit Einkommen von
Zehntausenden zu rechnen beginnen. Für der-
lei zahlt man auch, und zwar mit der Kunst.
Wie könnten die Interessen reine bleiben, wie
könnten die seelischen und künstlerischen Pro-
bleme dominieren, wenn sich das Einkommen
auf einer gewissen Höhe erhalten muß! Dann
tritt die Ausbeutung des Errungenen ein und da-
mit jener charakteristische Stillstand der Ent-
wicklung, von dem wir alle wissen, ewald bender.

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