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Michel, Wilhelm: Frankreich und unser Kunstgewerbe
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0218
Frankreich und unser Kunstgewerbe.
EDUAKDO CHICHARRO—ROM.
GEMÄLDE »SCHMERZ«
Gaite-Dramatik den deutschen Soldaten darzu-
stellen liebt: als alkoholischenTrottel undHalb-
idioten, ohne zu bedenken, wie sehr sich der
Besiegte solcher Sieger selbst herabsetzt.
Seit der Münchner Ausstellung in Paris ist
der Gleichmut der kunstgewerblichen Kreise
drüben endgültig erschüttert. Aber was produ-
ziert wird, sind in der Hauptsache immer noch
Redensarten. Höchstens daß in der kleinen
Kuastgewerblergruppe, die im Herbstsalon aus-
stellt, sich zunehmendes Leben regt: Süe, Huil-
lard, Groult und Andre Mare, die alle deut-
schen Einfluß verraten. Im übrigen tote passive
Resistenz, hier und da unterbrochen von wüten-
den Exklamationen der Künstler, an die Adresse
des Staates, der Fabrikanten, der Käufer. Wie
schwer dieser stumpfe passive Widerstand auf
den Seelen lastet, zeigt der etwas wunderliche
Vorschlag Pascal Forthunys in den Cahiers
d'art: „Man muß patriotischerweise
nach München gehen, dort 20 Fabrikanten her-
aussuchen und sie samt ihren Kapitalien und
Erzeugnissen nach Paris verpflanzen, mitten in
das Herz der Stadt. In einem Jahr werden sie
500 000 Frs. verdient haben. Aber wenn so
auf Kosten unserer ewig abklatschenden Rou-
tiniers einmal der Beweis erbracht ist, daß dem
modernen Kunstgewerbe Absatz sicher ist, daß
seine Erzeugnisse dem Auge angenehm, prak-
tisch und billig sind, dann wird man unsere
Schläfer erwachen sehen; man wird sie sehen die
Künstler herbeirufen und endlich französische,
endlich moderne Modelle schaffen. Wenn sich
nicht jemand findet, der dies sofort tut, dann
werden es die Österreicher, die Deutschen, die
Holländer selbst tun, in längstens 4 Jahren."
So geht es zwischen Pessimismus und Opti-
mismus auf und nieder. Einen dankbaren Dis-
kussionsstoff bietet neuerdings wieder die ge-
plante internationale Pariser Kunstgewerbe-
206
EDUAKDO CHICHARRO—ROM.
GEMÄLDE »SCHMERZ«
Gaite-Dramatik den deutschen Soldaten darzu-
stellen liebt: als alkoholischenTrottel undHalb-
idioten, ohne zu bedenken, wie sehr sich der
Besiegte solcher Sieger selbst herabsetzt.
Seit der Münchner Ausstellung in Paris ist
der Gleichmut der kunstgewerblichen Kreise
drüben endgültig erschüttert. Aber was produ-
ziert wird, sind in der Hauptsache immer noch
Redensarten. Höchstens daß in der kleinen
Kuastgewerblergruppe, die im Herbstsalon aus-
stellt, sich zunehmendes Leben regt: Süe, Huil-
lard, Groult und Andre Mare, die alle deut-
schen Einfluß verraten. Im übrigen tote passive
Resistenz, hier und da unterbrochen von wüten-
den Exklamationen der Künstler, an die Adresse
des Staates, der Fabrikanten, der Käufer. Wie
schwer dieser stumpfe passive Widerstand auf
den Seelen lastet, zeigt der etwas wunderliche
Vorschlag Pascal Forthunys in den Cahiers
d'art: „Man muß patriotischerweise
nach München gehen, dort 20 Fabrikanten her-
aussuchen und sie samt ihren Kapitalien und
Erzeugnissen nach Paris verpflanzen, mitten in
das Herz der Stadt. In einem Jahr werden sie
500 000 Frs. verdient haben. Aber wenn so
auf Kosten unserer ewig abklatschenden Rou-
tiniers einmal der Beweis erbracht ist, daß dem
modernen Kunstgewerbe Absatz sicher ist, daß
seine Erzeugnisse dem Auge angenehm, prak-
tisch und billig sind, dann wird man unsere
Schläfer erwachen sehen; man wird sie sehen die
Künstler herbeirufen und endlich französische,
endlich moderne Modelle schaffen. Wenn sich
nicht jemand findet, der dies sofort tut, dann
werden es die Österreicher, die Deutschen, die
Holländer selbst tun, in längstens 4 Jahren."
So geht es zwischen Pessimismus und Opti-
mismus auf und nieder. Einen dankbaren Dis-
kussionsstoff bietet neuerdings wieder die ge-
plante internationale Pariser Kunstgewerbe-
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