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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Hinkel, Gottfried: Neue Räume der Ver. Werkstätten für Kunst im Handwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0243

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NEUE RÄUME DER VER. WERKSTÄTTEN FÜR KUNST IM HANDWERK.

Eine Reihe der hier abgebildeten Räume half
zu Gent die deutsche Innendekoration
repräsentieren und ist dort mit Auszeich-
nungen bedacht worden. Man wird solche
Vertretung gültig und maßgebend nennen müs-
sen. Was das neue Kunstgewerbe an guter
zwanzigjähriger Tradition und an energischen
jüngsten Gedanken besitzt, wird hier trefflich
gespiegelt. Der deutsche moderne Innenraum
ist allmählich eineMarke von Weltruf geworden.
Wertvolle Kräfte des Volksgeistes werden in
ihm Gestalt. Er ist eine Leistung jenes neuen
Deutschtums, das sich eben mit Ernst um die
kulturelle Formung der neuen Stoffe müht.
Daß dieses Streben gerade in der deutschen
Innenarchitektur einige dauerhafte Ergebnisse
errungen hat, kann nicht bestritten werden.
Irgend etwas von zeitbeherrschender Kraft ist
in ihr zu fühlen, eine zum Formsieg befähigte
muskulöse Hand. Daß am Ausbau dieser ersten
Erfolge noch viel zu tun ist, steht außer Frage.
Aber der Impuls ist da, das Werk hat schon
soviel Eigenbewegung und inneres Wachstum,

daß die Vervollkommnung erfolgen muß. —
In den Abbildungen sind 3 Künstler der Ver-
einigten Werkstätten vertreten: Bruno Paul,
Walter Gropius und Rud. Alex. Schröder.

Gropius gibt Proben sehr eleganter Form-
ung: knapp, präzis, mondän sind seine Linien
und Körper. Die Kostbarkeit der Mittel steigert
sich insPreziöse: Der Tisch hat echt vergoldete
Holzteile und ist überdies noch mit reicher
Malerei geschmückt. Auch bei den Lehnsesseln
sind die Holzteile vergoldet, der Bezug besteht
aus Wollgobelin in den Farben grau, blau und
orange, eine sehr erlesene koloristische Wirkung.

Das Schlafzimmer von R. A. Schröder wird
hier nur in seiner Möbelanordnung erkennbar;
für einen Schröder kommen die Formen diesmal
etwas puritanisch heraus, das Ganze scheint
auf das Gegeneinander von großer, stofflich
charaktervoller Holzfläche und den Faltenkoket-
terien der Gewebe angelegt zu sein. Die Far-
benzusammenstellung bringt Akkorde von echt
Schröderischer Prägung: rotblankes Mahagoni
mit schwarzen Schnitzereien, blaugrundiger

iSlS/H. in. 5.
 
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