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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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M., K.: Die Kgl. Neue Pinakothek München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0316

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PAUL BURCK—NEULUSTHEIM.

RADIERUNG »FABRIKEN«

MÜNCHEN. Die Kgl. Neue Pinakothek
wurde nach beendeter Neuordnung dem
allgemeinen Besuch wieder geöffnet. Diese
Neuordnung schien nach Tschudis Tode zeit-
weilig wieder ganz in Frage gestellt. Jetzt hat
sie der noch junge Professor Heinz Braune
durchgeführt, und obgleich ihm kaum schon die
Autorität eines Tschudi zur Seite stand, hat er
doch kräftig durchgegriffen und ist ganz im
Geiste Tschudis verfahren. Die geleistete Ar-
beit ist nur recht zu würdigen, wenn man be-
denkt, wieviel Hindernisse in Gestalt lokaler
Tradition und dgl. entgegenstanden. Obgleich
sicherlich viele Kompromisse zu schließen
waren, hat es Braune doch fertig gebracht, daß
die Pinakothek jetzt wie eine neue Sammlung
anmutet. Im Mittelpunkt der Galerie, nicht nur
der inneren Bedeutung, sondern auch der
äußeren Anordnung nach, stehen jetzt die Bilder
von Hans v. Marees, die aus Schleißheim
herüber geholt worden sind. Mancher, der zu
diesen Bildern ein persönliches Verhältnis hat,
wird es vielleicht ein bischen bedauern, daß sie
aus dem schönen Schleißheimer Schlosse, wo
sie abseits vom Strom der Museumsbesucher als
das Ziel einer stimmungsvollen Kunstwallfahrt

bewahrt wurden, fortgebracht worden sind: er
mag sich damit trösten, daß sie jetzt, mit sicht-
licher Liebe gehängt, bedeutend besseres Licht
haben und ganz anders zur Wirkung kommen.
Ferner ist die Neuordnung insbesondere der
Leibi-Gruppe zu gute gekommen, die sich
sehr günstig präsentiert. Namentlich Leibi selbst
ist jetzt durch glückliche Neuerwerbungen recht
gut vertreten (Bildnisse der Frau Gedon, des
Malers Schuch, seiner Nichte Frl. Kirchdorfer
u. a. m.). Von Schuch seien das bekannte Apfel-
stilleben (mit Zinntellern) und das Stilleben mit
Huhn genannt; Trübner ist eine ganze Wand
eingeräumt worden, an deren Mitte der „Ein-
jährige" prangt. Gut zur Geltung kommen ferner
F. A. v. Kaulbach, Albert v. Keller (mit
einer ganzen Wand), Wilh. v. Diez mit seiner
Schule u. a. Im Erdgeschoß ist jetzt auch die
Tschudi-Spende der allgemeinen Besichti-
gung zugänglich gemacht worden. Sie enthält
vor allem die klassischen französischen Impres-
sionisten mit bedeutenden Stücken (u. a. Manets
berühmtes „Frühstück im Atelier"), Gericault,
Daumier, Cezanne, Gauguin, Van Gogh, Hodler
u. a. Man sieht: die Neue Pinakothek ist mit ei-
nem Schlag wieder sehr wichtig geworden, k. m.

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