Neue Wachspuppoi von Lotte Pritzel
Hände. Kein Wunder, daß mit Vorliebe Spitze
verwendet wird, dieser Stoff, der seinem Wesen
nach Koketterie ist, weil er ansetzt zur Ver-
hüllung und doch nur qualifizierte Entschleie-
rung liefert. Agraffen, Kettchen, Armbänder,
Schuhschnallen und derartiges Material geben
entzückende Pointierungen. Ein Hauptwert
liegt auf der Farbe. Zarte, sentimentale Effekte
wechseln mit lebhaften Kontrasten. Der Schein
der Wirklichkeit wird durch die Farbe gestei-
gert und doch wird die Wirkung infolge der stili-
stischen Auffassung nie kunstlos, nur pikanter.
Eine Nebenfrage, die gleichwohl von Inter-
esse ist: was fängt der Käufer mit diesen leicht-
sinnigen, schmiegsamen Kunstwerken an? Die
Künstlerin sagt es selbst: Puppen für die Vitrine.
Irgendwo, zwischen zwei Fenstern oder zwei
Türen, gibt es fast überall jene leeren Flächen,
die der Belebung durch Möbel so schwer zu-
LOTTE PRIT/I I, MÜNCHEN.
LOTTE PRITZEL. »HARLEKIN«
: H.HELLER- WIEN.
gänglich sind. Da mag auf dunkel behängtem Sockel
die Vitrine mit ihrem farbigen, plauderhaftenlnhalte
Platz finden. Oder sie können auch frei im Räume
stehen, weil sie doch alle vollkommen rundplastisch
gedacht sind. Oder sie werden zur Zierde des Spiel-
zeug-oder Bibelotschrankes, dieses ehedem so be-
liebten Möbels, dem man von Herzen eine Wieder-
auferstehung wünschen möchte, in dem sich alles,
was man auf Reisen oder bei sonstigen Gelegen-
heiten an exotischem, volkskünstlerischem oder
sonstwie qualitätreichem Spielwerk erwirbt, zusam-
menfindet. Von Lotte Pritzel her datiert das Auf-
kommen einer neuen deutschen Wachspuppen-
plastik. Kein Zweifel, daß diese in ihren Arbeiten
auch ihre höchsten Leistungen hervorgebracht
hat. Dieses Übergewicht kam ihr aus dem sorglos
heiteren kindlichen Spieltriebe, der diese Gebilde
leicht und absichtslos erzeugte, Dokumente einer
munteren, positiven Lebensstimmung. — w. m.
3'5
Hände. Kein Wunder, daß mit Vorliebe Spitze
verwendet wird, dieser Stoff, der seinem Wesen
nach Koketterie ist, weil er ansetzt zur Ver-
hüllung und doch nur qualifizierte Entschleie-
rung liefert. Agraffen, Kettchen, Armbänder,
Schuhschnallen und derartiges Material geben
entzückende Pointierungen. Ein Hauptwert
liegt auf der Farbe. Zarte, sentimentale Effekte
wechseln mit lebhaften Kontrasten. Der Schein
der Wirklichkeit wird durch die Farbe gestei-
gert und doch wird die Wirkung infolge der stili-
stischen Auffassung nie kunstlos, nur pikanter.
Eine Nebenfrage, die gleichwohl von Inter-
esse ist: was fängt der Käufer mit diesen leicht-
sinnigen, schmiegsamen Kunstwerken an? Die
Künstlerin sagt es selbst: Puppen für die Vitrine.
Irgendwo, zwischen zwei Fenstern oder zwei
Türen, gibt es fast überall jene leeren Flächen,
die der Belebung durch Möbel so schwer zu-
LOTTE PRIT/I I, MÜNCHEN.
LOTTE PRITZEL. »HARLEKIN«
: H.HELLER- WIEN.
gänglich sind. Da mag auf dunkel behängtem Sockel
die Vitrine mit ihrem farbigen, plauderhaftenlnhalte
Platz finden. Oder sie können auch frei im Räume
stehen, weil sie doch alle vollkommen rundplastisch
gedacht sind. Oder sie werden zur Zierde des Spiel-
zeug-oder Bibelotschrankes, dieses ehedem so be-
liebten Möbels, dem man von Herzen eine Wieder-
auferstehung wünschen möchte, in dem sich alles,
was man auf Reisen oder bei sonstigen Gelegen-
heiten an exotischem, volkskünstlerischem oder
sonstwie qualitätreichem Spielwerk erwirbt, zusam-
menfindet. Von Lotte Pritzel her datiert das Auf-
kommen einer neuen deutschen Wachspuppen-
plastik. Kein Zweifel, daß diese in ihren Arbeiten
auch ihre höchsten Leistungen hervorgebracht
hat. Dieses Übergewicht kam ihr aus dem sorglos
heiteren kindlichen Spieltriebe, der diese Gebilde
leicht und absichtslos erzeugte, Dokumente einer
munteren, positiven Lebensstimmung. — w. m.
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