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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Michel, Wilhelm: Schwankungen und Entscheidungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0392

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Schwankungen und Entscheidungen.

PROFESSOR
E. R. WEISS-
P.F.RLIN.

GEMÄLDE
»HARLEKIN«

Den Außenstehenden, den Kunstfremden,
denen Kunst letzten Endes eine „läßliche", mit
den bitter-wirklichen Dingen des Lebens
nicht zusammenhängende Sache ist, mag auch
dieser Hexensabbath so gefahrvoll nicht schei-
nen. Wem aber Kunst eine ernsthafte voll-
wichtige Realität ist, dem kann bange werden,
um das Erarbeitete, das wir besitzen, um seine
Eortbildung, die uns nötig ist. Und die Be-
sorgnisse, denen Julius Meier-Graefe („Wo-
hin treiben wir?") mit schweren, schönen
Worten Ausdruck verliehen hat, werden ihnen
manche gute Stunde vergällen.

Für die Kunstzeitschriften insbesondere
entsteht manche schwere Frage. Sie haben ja
praktische Kritik zu üben, sie müssen aus-

sondern, wählen, was festgehalten zu werden
verdient, was dem Schweigen überantwortet
wird. Zugleich freilich heben diese Zeiten der
schwankenden, der werdenden Maßstäbe die
Wichtigkeit der großen Kunstrevüen weit über
das gewohnte Maß. Sie sind die Stätten der
Diskussion und sind vor allem die Stätten der
Materialsammlung. Diskussion und Mate-
rialkenntnis aber sind in revolutionär
aufgewühlten Zeiten die einzigen Hilfs-
mittel zur Klärung. Jedes einzelne Kunst-
werk, das ich mehr als ein anderer gesehen
habe, gibt mir einen Zuwachs an Überlegenheit,
mir selbst und anderen gegenüber. Man muß
mitgehen, man muß sich allen, auch den feind-
lichen Erscheinungen, gewachsen zeigen, indem

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