BELEUCHTUNGSKÖRPER UND KUNSTGERÄTE.
RICHARD L. F. SCHULZ-BERLIN.
VTon einem vielbeschäftigten Architekten, der
durch seine ausgedehnte Baupraxis mit
handwerklichen Betrieben jeglicher Art die leb-
haftesten Beziehungen unterhält, wurde jüngst,
in einer erregten Debatte über die gegenwärtige
Leistungsfähigkeit des Handwerks, energisch
der Behauptung einer eifrigen Mehrheitspartei
widersprochen, die der allgemeinen Ansicht
Ausdruck gab, daß heute nicht einmal mehr das
einfachste Gebrauchsgerät zweckmäßig und
technisch richtig hergestellt werden könne. Im
Gegenteil, so führte der Architekt etwa aus,
die Handwerker können technisch heute eher
zu viel als zu wenig; sie werden in technischer
Beziehung jeder, auch der übertriebensten For-
derung gerecht. Nur eben darin liegt der ver-
hängnisvolle Fehler, daß die Forderungen in
dieser Hinsicht fast stets überspannt und daß
das technisch Widersinnige von ihnen ernsthaft
verlangt wird. Mit unersättlicher Begierde sucht
man, um aufzufallen und durch Originalität zu
verblüffen, nach neuen Formen für Gegenstände
und Geräte, für welche die endgültige Form
anscheinend längst schon gefunden ist. Zu
diesem falschen Gebahren wird das Handwerk
durch das Übermaß an neuen technischen Hilfs-
mitteln verleitet, für die es überall noch an den
wohltätigen Hemmungen erprobter Werkstatt-
überlieferung fehlt. Die schwierige und wenig
dankbare Aufgabe der Zeit ist es daher, für das
Handwerk sozusagen eine neue Tradition in
Angebot und Nachfrage zu entwickeln, das Qua-
litätsgefühl hüben und drüben, beim Produzenten
wie beim Konsumenten, zu erziehen. Zu diesem
Ziele sind der Gegenwart Männer vom Refor-
matorengeist eines Ruskin und Morris zu wün-
schen, die in solcher erzieherischen Arbeit
etwas wie ein Lebensschicksal erkennen und
einer rastlosen Propaganda der Tat ihre unge-
teilten Kräfte zu widmen bereit wären.
Etwas vom Geist dieser einseitigüberzeugten
steckt in dem Handwerker und Kaufmann Rieh.
L. F. Schulz, dessen Vater Otto Schulz schon
eine bekannte Bronzewarenfabrik besaß. Schulz
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RICHARD L. F. SCHULZ-BERLIN.
VTon einem vielbeschäftigten Architekten, der
durch seine ausgedehnte Baupraxis mit
handwerklichen Betrieben jeglicher Art die leb-
haftesten Beziehungen unterhält, wurde jüngst,
in einer erregten Debatte über die gegenwärtige
Leistungsfähigkeit des Handwerks, energisch
der Behauptung einer eifrigen Mehrheitspartei
widersprochen, die der allgemeinen Ansicht
Ausdruck gab, daß heute nicht einmal mehr das
einfachste Gebrauchsgerät zweckmäßig und
technisch richtig hergestellt werden könne. Im
Gegenteil, so führte der Architekt etwa aus,
die Handwerker können technisch heute eher
zu viel als zu wenig; sie werden in technischer
Beziehung jeder, auch der übertriebensten For-
derung gerecht. Nur eben darin liegt der ver-
hängnisvolle Fehler, daß die Forderungen in
dieser Hinsicht fast stets überspannt und daß
das technisch Widersinnige von ihnen ernsthaft
verlangt wird. Mit unersättlicher Begierde sucht
man, um aufzufallen und durch Originalität zu
verblüffen, nach neuen Formen für Gegenstände
und Geräte, für welche die endgültige Form
anscheinend längst schon gefunden ist. Zu
diesem falschen Gebahren wird das Handwerk
durch das Übermaß an neuen technischen Hilfs-
mitteln verleitet, für die es überall noch an den
wohltätigen Hemmungen erprobter Werkstatt-
überlieferung fehlt. Die schwierige und wenig
dankbare Aufgabe der Zeit ist es daher, für das
Handwerk sozusagen eine neue Tradition in
Angebot und Nachfrage zu entwickeln, das Qua-
litätsgefühl hüben und drüben, beim Produzenten
wie beim Konsumenten, zu erziehen. Zu diesem
Ziele sind der Gegenwart Männer vom Refor-
matorengeist eines Ruskin und Morris zu wün-
schen, die in solcher erzieherischen Arbeit
etwas wie ein Lebensschicksal erkennen und
einer rastlosen Propaganda der Tat ihre unge-
teilten Kräfte zu widmen bereit wären.
Etwas vom Geist dieser einseitigüberzeugten
steckt in dem Handwerker und Kaufmann Rieh.
L. F. Schulz, dessen Vater Otto Schulz schon
eine bekannte Bronzewarenfabrik besaß. Schulz
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