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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Breuer, Robert: Deutsche Maler: zu der Ausstellung bei Fritz Gurlitt, Berlin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0022

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Deutsche Maler.

ANSELM
FEUERBACH
»FRAUEN-
KOPF«

Nymphen machte, kommen uns näher, als dies
den meisten seiner Museumstafeln gelingt. Auch
das ist in der Gurlitt-Ausstellung zu erfahren.

Die Heftigkeit des Krieges hat einige Leute
verleitet, die nationale Begrenzung der Kunst
zu predigen. Die Meinung, daß Deutschland
nur deutsche Kunst zu pflegen und zu lieben
habe, und daß es darum mit der Kunst des
Auslandes sich nicht zu beschäftigen brauche,
wird als der großen Gegenwart allein würdig
gepriesen. Man tadelt uns wegen unserer Nei-
gung, fremden Einflüssen uns hinzugeben; man
erinnert an Dürer und Holbein und glaubt da-
mit, der Kunst, das Dogma des Grenzpfahls
als ein geschichtlich und sittlich bedingtes Ge-

setz nachgewiesen zu haben. Wobei man frei-
lich vergißt, daß Dürer reiche Anregungen aus
den Niederlanden heimgebracht hat, und daß
er es nie verschwieg, wie sehr es ihn nach der
genossenen Sonne Italiens gelüstete. Man ver-
gißt auch, daß Holbein der Hofmaler des achten
Heinrichs von England gewesen ist. Es ist ein
Irrtum zu glauben, daß die Kunst jemals sich
national beschränkte. Die Griechen hatten von
Ägypten gelernt; die Gotik ist aus Frankreich
gekommen, und das Grundsätzliche unserer
gegenwärtigen Wohnkultur haben wir von Eng-
land übernommen. Für den sachlich denken-
den Kenner ist es darum nicht erstaunlich, beim
Anschauen einer Sammlung deutscher Meister
ständig an französische Werke erinnert zu wer-

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