Das Kunstgewerbe und der Krieg.
ARCHITEKT EDUARD PFEIFFER—BERLIN.
geschritten, daß völlig undeutsche Bildungen
nicht einmal als undeutsch erkannt werden. So
ist auch der Weg zur deutschen Mode nicht
dadurch zu finden, daß alles Vorhandene über
Bord geworfen wird. Man muß auch da der
Gesetzmäßigkeit eines ruhigen Fortganges der
Entwicklung Rechnung tragen. Man muß an-
streben, unter Mitwirkung von Künstlern den
Durchschnitt fremder Moden zu übertreffen.
Denn eine deutsche Mode darf ebensowenig
wie das deutsche Kunstgewerbe nur eine Form
finden, die auf Deutschland beschränkt bleibt,
die von allen außerdeutschen Beziehungen ge-
löst ist, die in sich abgeschlossen ein Sonder-
dasein führt. Der Begriff deutsche Form wird
erst gerechtfertigt, wenn die Form die Kraft
und die Eigenschaft besitzt, über die deutschen
Grenzen hinauszuwirken, wenn sie die Fähig-
keit der Ausfuhr sicherstritten hat. So war es
mit der französischen Kunst Ludwig XIV.; so
»GESCHNITZTE UMRAHMUNG, VERGOLDET«
auch mit dem englischen Kunstgewerbe des
19. Jahrhunderts. Das weitgestreckte Ziel muß
also sein, die deutsche Form so zu festigen,
daß sie sich überall das Recht der Anerkennung
verschafft. — Auf dieser Grundlage gilt es
weiter zu bauen. Und wie seltsam es auch
klingen mag, die Weiterarbeit kann trotz aller
Hemmnisse ruhig ihren Fortgang nehmen; denn
die gewaltige Erregung der Zeit ist, wie wir
gesehen haben, eine Hilfe von ungeahnter
Macht. Der Krieg hat allen die Augen geöffnet,
daß es endlich aufhören muß, Fremdes kritiklos
zu übernehmen. Deutschland hat bewiesen,
daß es die Kraft besitzt Eigenes zu schaffen.
Und die deutschen Schöpfungen werden die
Fähigkeit besitzen, sich ihres Wertes wegen
auch in fremdem Lande durchzusetzen.
Wenn auch Frankreich und besonders Eng-
land alles Aufbieten, um im Ausland den deut-
schen Wettbewerb auszuschalten, wenn sie
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ARCHITEKT EDUARD PFEIFFER—BERLIN.
geschritten, daß völlig undeutsche Bildungen
nicht einmal als undeutsch erkannt werden. So
ist auch der Weg zur deutschen Mode nicht
dadurch zu finden, daß alles Vorhandene über
Bord geworfen wird. Man muß auch da der
Gesetzmäßigkeit eines ruhigen Fortganges der
Entwicklung Rechnung tragen. Man muß an-
streben, unter Mitwirkung von Künstlern den
Durchschnitt fremder Moden zu übertreffen.
Denn eine deutsche Mode darf ebensowenig
wie das deutsche Kunstgewerbe nur eine Form
finden, die auf Deutschland beschränkt bleibt,
die von allen außerdeutschen Beziehungen ge-
löst ist, die in sich abgeschlossen ein Sonder-
dasein führt. Der Begriff deutsche Form wird
erst gerechtfertigt, wenn die Form die Kraft
und die Eigenschaft besitzt, über die deutschen
Grenzen hinauszuwirken, wenn sie die Fähig-
keit der Ausfuhr sicherstritten hat. So war es
mit der französischen Kunst Ludwig XIV.; so
»GESCHNITZTE UMRAHMUNG, VERGOLDET«
auch mit dem englischen Kunstgewerbe des
19. Jahrhunderts. Das weitgestreckte Ziel muß
also sein, die deutsche Form so zu festigen,
daß sie sich überall das Recht der Anerkennung
verschafft. — Auf dieser Grundlage gilt es
weiter zu bauen. Und wie seltsam es auch
klingen mag, die Weiterarbeit kann trotz aller
Hemmnisse ruhig ihren Fortgang nehmen; denn
die gewaltige Erregung der Zeit ist, wie wir
gesehen haben, eine Hilfe von ungeahnter
Macht. Der Krieg hat allen die Augen geöffnet,
daß es endlich aufhören muß, Fremdes kritiklos
zu übernehmen. Deutschland hat bewiesen,
daß es die Kraft besitzt Eigenes zu schaffen.
Und die deutschen Schöpfungen werden die
Fähigkeit besitzen, sich ihres Wertes wegen
auch in fremdem Lande durchzusetzen.
Wenn auch Frankreich und besonders Eng-
land alles Aufbieten, um im Ausland den deut-
schen Wettbewerb auszuschalten, wenn sie
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